Hagen. Hagens Innenstadt von Zulieferer-Fahrzeugen befreien: Im Ex-Edeka-Markt soll ein großes Paketlager entstehen – dann geht es per Fahrrad weiter.
Fahrräder statt Lieferwagen: Die Fahrzeuge von Paketzustelldiensten wie DHL, DPD, UPS oder Hermes könnten in der Hagener Innenstadt innerhalb des Rings bald der Vergangenheit angehören. Denn es gibt konkrete Pläne für ein zentrales Depot der Paketdienste, von dem aus die einzelnen Pakete dann per Lastenfahrrad zu den Kunden gebracht werden sollen. Entsprechende Informationen unserer Zeitung hat Volker Ruff, der neue Geschäftsführer der für Wirtschaftsförderung zuständigen städtischen Hagen-Agentur bestätigt.
Vorgänger-Projekt in Hagen
Es gab in Hagen schon einmal ein ähnliches Konzept. An der Rathausstraße existierte vor etwa 15 Jahren ein zentrales Lager von DPD, die Pakete wurden mit Fahrrädern in der Innenstadt verteilt. Letztlich wurde das Ganze aber wieder aufgegeben.
Der frühere City-Manager Christian Isenbeck sagt: „Wir waren damals unserer Zeit in Hagen vielleicht voraus. Heute gibt es durch den Internethandel viel mehr Pakete.“
Entstehen soll das Depot im Untergeschoss des Geschäfts Hema in der Elberfelder Straße, wo es bis zum Frühjahr noch einen Edeka-Markt gab. Die Initiative sei von dem Besitzer der Immobilie ausgegangen. Im vergangenen Jahr sei man auch schon mal weiter gewesen, doch dann sei man mit einem Anbieter, der den neuen Service organisiere wollte, nicht einig geworden. Im Januar soll es nun einen neuen Anlauf bei einem Treffen von Hagen-Agentur, SIHK, Stadt und den Händlern der City-Gemeinschaft geben, so Volker Ruff: „Wir haben das klare Ziel, das Projekt 2020 anzuschieben, so dass es im Jahr 2021 tatsächlich an den Start gehen kann.“
Modellcharakter für eine Stadt in der Größe Hagens
Und weil es für eine Stadt von der Größe Hagens Modellcharakter habe, hoffe man auch auf Unterstützung durch das Land. „Das kann ein Baustein sein, um die Schadstoffbelastung zu reduzieren“, sagt Volker Huff. Wieviele Pakete derzeit täglich innerhalb des Innenstadt-Rings ausgeliefert werden, ist noch nicht bekannt. „Wir werden uns aber die Daten aus dem Masterplan Mobilität noch einmal genau anschauen.“
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Details müssen noch erarbeitet werden, aber so soll das Ganze funktionieren: Die Paketzulieferer fahren von der Hochstraße aus das ehemalige Edeka-Geschäft an. Die Pakete der verschiedenen Paketzusteller werden dort zentral gelagert und dann von lokalen Fahrradboten mit Lastenfahrrädern, die eine Ladefläche haben, in die Geschäfte und an Privatkunden ausgeliefert. Entscheidend wird sein, ob tatsächlich die großen Paketzulieferer mitmachen und wer wieviel von den Kosten trägt. „Der Endkunde soll das nicht beim Preis merken“, sagt Volker Ruff von der Hagen-Agentur. Zwingen könne man die Paketzulieferer nicht zu der Teilnahme, aber die könnten ein großes Interesse an dem Projekt haben, so Ruff: „Sie sparen ja auch Kosten, wenn die Fahrzeuge nicht in der verstopften Innenstadt hängen.“
Prinzip funktioniert bereits bei Modellversuch in Berlin
Dass so ein Konzept aufgehen kann, zeigt ein offenbar funktionierendes System in Berlin. Dort beliefern in einem Pilotprojekt die fünf größten Paketzusteller ein zentrales Depot am Prenzlauer Berg. Von dort, so die Bilanz des Berliner Senats nach dem ersten Jahr, seien mit den Lastenrädern, die 38.000 Kilometer zurückgelegt hätten, 160.000 Pakete ausgeliefert worden. Der Senat will das Projekt gerne ausweiten.
Beteiligt sind an dem Projekt auch die beiden größten Auslieferer, DHL und DPD. Und beide würden auch ein Angebot aus Hagen wohlwollend prüfen. „Das Berliner Projekt muss noch genau ausgewertet werden“, so DPD-Sprecher Frank Vergien. „Generell scheint es aber positiv zu laufen. Wir sind bei dem Thema also weiter am Ball.“ Und DHL-Sprecher Dieter Pietruck gibt zwar zu Bedenken, dass bei der Auslieferung immer auch rechtliche Fragen zu klären seien. Generell sei man aber offen für das Konzept.