Hagen/Breckerfeld. Bauern-Proteste in Hagen: Vor der Johanniskirche stehen Traktoren. Die Landwirte wollen mit Bürger sprechen. Später fahren sie durch die Stadt.

Die bundesweiten Proteste von Landwirten haben Hagen erreicht: Vor der Johanniskirche sind rund 20 Traktoren mit Landwirten aus Breckerfeld, Hagen, dem EN- sowie dem Märkischen Kreis vorgefahren. Dort wollen sie bis zum Mittag mit Bürgern ins Gespräch kommen.

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Es sind emotionale, es sind bewegende Momente, die die Bauern gerade erleben. Es geht um ihre Existenz und um das, was die allermeisten so sehr lieben: ihre Arbeit, ihre Tiere. Beispiel Heiner Born, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Breckerfeld, Milchbauer: „Meine älteste Kuh ist 20 Jahre alt. Wenn ich morgens in den Stall komme, dann gucken wir uns tief in die Augen und irgendwie ist da ein Gefühl der Dankbarkeit auf beiden Seiten. Und das soll jetzt alles bald vorbei sein. Ich werde es nicht übers Herz bringen, so ein Tier zum Schlachter zu bringen. Das können ja dann die Minister.“

Protest gegen das Agrarpaket der Bundesregierung

„Hört uns zu“ – so lautet die Botschaft der Bauern, die mit den Hagenern ins Gespräch kommen wollen.
„Hört uns zu“ – so lautet die Botschaft der Bauern, die mit den Hagenern ins Gespräch kommen wollen. © WP | Michael Kleinrensing

Damit meint Born Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), die für das Agrarpaket der Bundesregierung stehen. Die Bauern fürchten massive Verluste ihrer Wiesen und Felder, weil immer weitere Areale unter Naturschutz gestellt werden sollen und dann nicht mehr bewirtschaftet werden können.

bauern-protest in nrw- störungen bis zum abend erwartetImmerhin: Die Politik, so erklärt Born, habe nach den ersten bundesweiten Protesten mittlerweile Gesprächsbereitschaft signalisiert. Das sei anfangs noch ganz anders gewesen. „Allerdings hat man auch schon deutlich gemacht, dass man inhaltlich keine Zugeständnisse machen möchte“, so der Landwirt. „Wir werden aber weiter kämpfen, bis sich etwas bewegt. Es geht schließlich um unsere Existenz.“

Bauern freuen sich über die gute Resonanz

Das ist auch der Antrieb für Bill-David Volkenrath, dessen Eltern keinen landwirtschaftlichen Betrieb haben, der sich aber ganz bewusst für diesen Beruf entschieden hat und als Angestellter auf einem Hof in Halver arbeitet. „Die Resonanz auf unsere Proteste ist bislang ausgesprochen positiv“, so der junge Landwirt. Schon auf der Fahrt nach Hagen hätten zahlreiche Autofahrer ihren Daumen gehoben.

Protest auf dem Platz vor der Johanniskirche: Die Landwirte fürchten um ihre Existenz.
Protest auf dem Platz vor der Johanniskirche: Die Landwirte fürchten um ihre Existenz. © WP | Michael Kleinrensing

Und auf dem Platz vor der Johanniskirche erfahren die Landwirte viel Unterstützung. „Als ich all die Traktoren und die vielen jungen Landwirte gesehen habe, habe ich mich richtig gefreut“, so Rosalinde Siebenhaar, die die Gelegenheit nutzt, um mit den Bauern ins Gespräch zu kommen. „Die Landwirtschaft ist unsere Basis. Ich begrüße das sehr, dass sich die Landwirte so engagieren. Das ist mal ein sichtbares Zeichen.“

Das sieht auch Thomas Steinebach ganz ähnlich: „Ich finde es gut, dass Menschen, denen etwas so am Herzen liegt, auch dafür auf die Straße gehen. Das Thema ist brandaktuell. Jeder Mensch muss essen und trinken. Letztlich trifft es uns alle.“

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Bis 12 Uhr standen die Landwirte vor der Johanniskirche. Dann setzte sich der Konvoi in Bewegung. Unter Begleitung der Polizei ging es über den Märkischen Ring, die Eckeseyer Straße, die Becheltestraße, die Herdecker Straße und durch den Vorhaller Kreisel Richtung Herdecke und von dort weiter nach Dortmund. „Dort rechnen wir mit rund 1000 Traktoren aus vielen Teilen NRWs“, so Heiner Born, „wir fahren dann über Hamm bis Bielefeld.“

Zurück in Breckerfeld, so Born, sei man dann wohl irgendwann mitten in der Nacht. Am nächsten Dienstagmorgen geht es dann wieder in den Stall. Sein erster Blick gilt jener Kuhl, die er schon länger als die Hälfte seines Lebens kennt.