Hagen. Der Auftritt von Schlagersänger Christian Anders in der Volme-Galerie Hagen ist gecancelt. Das ist nicht die erste Absage in der Region.

Erst gab es großen Wirbel vor dem Auftritt des Schlager-Sängers Christian Anders am heutigen Mittwoch in der Volme-Galerie, jetzt folgt die Absage: Zu den Hintergründen will sich Eberhard Uhl, Sprecher der Volme-Galerie allerdings offiziell nicht äußern.

Dabei ist das Hagener Gastspiel nicht das erste, das kurzfristig nicht stattfindet. Weil das Bündnis „Ennepe-Ruhr-Kreis stellt sich quer“ in einem offenen Brief gegen einen für Freitag geplanten Auftritt protestierte, hatte auch die Stadtgalerie Witten abgewunken. Das Bündnis hatte Christian Anders vorgeworfen, sich immer wieder antisemitische und verschwörungstheoretisch geäußert zu haben. Auf seiner aktuellen PR-Tour wirbt der umstrittene Barde, der vor allem Ende der 60er und in den 70er Jahren („Es fährt ein Zug nach nirgendwo“) Erfolge feierte, für sein neues Album „Zeitlos“.

Stadthistoriker sieht Konzert kritisch

Auch der Hagener Chefhistoriker Dr. Ralf Blank, der sich im Rahmen seiner Forschungstätigkeit intensiv mit den Themen Antisemitismus und Drittes Reich beschäftigt hat, sah den Auftritt von Christian Anders äußerst kritisch. Blank hatte sich unter anderem auf seiner privaten Facebook-Seite geäußert und das Gastspiel in der Volme-Galerie nebst Autogrammstunde in Frage gestellt.

Schwer wiegen auch die Vorwürfe, die das Bündnis „Ennepe-Ruhr-Kreis stellt sich quer“ gegen den Sänger erhebt: Seit mindestens 15 Jahren sei über den Musiker bekannt, dass er neben seiner Schlagermusik antisemitische Verschwörungstheorien vertret und diese verbreite. Er relativiere den Holocaust, habe auf seiner Website unter anderem geschrieben, George Bush sei viel schlimmer als Adolf Hitler, denn Hitler habe die Juden im Geheimen ermordet, Bush morde die Iraker und andere Völker öffentlich. Etwa zur gleichen Zeit habe er den Antisemitismus-Klassiker „Protokolle der Weisen von Zion“ in einen Rap umgedichtet. Dem Bündnis gehören unter anderem die Wittener SPD, die Wittener Grünen und die Wittener Linke an.

Vorwurf: Verschwörungstheorien verbreitet

Daneben verbreite Anders, der bis Ende der 70er-Jahre immer wieder in den deutschen Charts vertreten war, Verschwörungstheorien, so heißt es weiter in dem offenen Brief. Der Sänger, der unter anderem bei der Beisetzung der Hagener Rotlicht-Größe Jürgen Medenbach am Grab gesungen hatte, hat 2014 das Lied „Es fährt ein Zug nach Ebola“ veröffentlicht, im dem er Opfer und Helfer der Epidemie verhöhne.

Das Management des Sängers will sich zu einem späteren Zeitpunkt zu der Absage und den Vorwürfen äußern.