Hagen. Standing Ovations in der Hagener Stadthalle. Für einen, die wie kein anderer mit den Klischees der Deutschtürken spielt.

Optimistisch sind sie nicht wirklich, die Mannheimer. Zumindest, was ihre Sprache angeht. „Mit de schwäbische Dialekt, da komste net weit“, habe man ihm vor vielen Jahren in seiner Heimatstadt gepredigt, erzählte Bülent Ceylan. „Wer hätte gedacht, dass ich später mal vor so vielen Leuten stehe?“

Der Comedian mit dem Pferdeschwanz füllte am Samstagabend mit seinem Programm „Intensiv“ die Hagener Stadthalle. Und wurde dabei sehr persönlich: Ceylan erzählte viel über seine Anfänge auf der Bühne, über seine Familie und seinen Werdegang. „Mir gefällt sein Auftritt sehr gut“, meinte Zuschauer Dominik Brüggemann. „Gerade die Stellen, in denen er viel von sich selbst erzählt.“

Es war ein besonderes Programm mit ungewöhnlichem Ende. Er war der erste Türke in Deutschland. Behauptete er zumindest. „Da stand kein anderer an der Grenze“, so Bülent Ceylan. „Also dachte mein Vater, er sei der erste.“ In einer Multikulti-Familie wuchs der spätere Comedian auf. Der Vater Türke und Muslim, die Mutter hessische Katholikin. Konflikte blieben da nicht aus.

„Mein Vater hat sich geweigert, einen deutschen Pass anzunehmen“, so Ceylan. Da würde schließlich immer das gleiche Geburtsdatum drinstehen.

Immer wieder wurde er in seinem Programm politisch. „Worüber lachen eigentlich Diktatoren?“, fragte Ceylan. „Bestimmt haben die so eine Selbsthilfegruppe, in der sie sich Witze erzählen.“ Nach und nach begann er die Teilnehmer dieser Gruppe zu imitieren. Mit dabei: Putin, Erdogan, Trump und auch Hitler. Den habe Alexander Gauland wieder zum Leben erweckt.

Auch neue Figur ausprobiert

Während seines Programms teilte der Deutsch-Türke so mal Seitenhiebe gegen die AfD, mal gegen den türkischen Präsidenten aus. „Ich finde es gut, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt“, meinte Zuschauerin Kendra Schmidthaus. „Sondern eine klare Stellung bezieht.“ Kaum eine Volksgruppe bekam am Samstagabend nicht ihr Fett weg. In der Rolle des „Hausmeisters Manfred“ zog Bülent Ceylan über die deutsche Spießigkeit her, als „Bio-Gräfin“ witzelte er über Veganer. Aber auch neue Figuren probierte der Comedian vor dem Publikum im grünen Glaspalast aus. So auch „Thor“, eine skurrile Version des gleichnamigen Marvel-Helden.

Bei manchen Zuschauern kam der nicht ganz so gut an. „Die Figur ist zwar witzig, aber er könnte noch mehr an ihr arbeiten“, fand Peter Habbel. Als Abschluss seines Programms gab es eine ungewohnte Kombination: Ceylan sang Helene Fischers „Atemlos“ in einer Heavy-Metall-Version. Schlager und Hardrock, passt das zusammen? Ceylan zeigte, dass es geht. Und auch, dass er gesangstechnisch einiges auf dem Kasten hat. Lange Standing Ovations gab es zum Ende seines Auftritts.

Bülent Celyan ist seit Ende der 90er-Jahre auf Deutschlands Bühnen unterwegs. Wie ein roter Faden zieht sich durch seine Programme, dass er Deutschtürken aufs Korn nimmt und damit mit Klischees und Vorbehalten spielt. Ceylan ist ein vielfach ausgezeichneter Comedian.