Hagen. 25 junge Leute nehmen derzeit am Jugendprojekt „Zeitlos“ teil. Es geht um Antisemitismus und Gewalt und was man dagegen unternehmen kann.

Die Erinnerung an den Antisemitismus schwindet bei vielen Menschen. Besonders Jugendlichen und jungen Erwachsenen erscheint die Zeit des Nationalsozialismus als längst vergangen. Zudem hat die Gewalt gegenüber Ausländern und Juden seit 2013 wieder enorm zugenommen. Dass dies auch zur Angst der jüdischen Bürger in Hagen beiträgt, ist anzunehmen. Als Zeichen gegen Gewalt arbeiten derzeit 25 Jugendliche an einem Musiktheaterstück für allgemeine Gerechtigkeit.

Kulturen werden zusammengeführt

Konzeptleiter Dirk Schubert und Gandhi Chahine wollen aufklären. Das nationale Jugendprojekt ,,Zeitlos“ zum Thema ,,Antisemitismus und Erinnerungskultur“ gibt den Teilnehmern die Möglichkeit, sich in damaligen Rollen widerzuspiegeln und gleichzeitig mehr über die Ereignisse zu erfahren. Mit Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren werden bewusst verschiedene Kulturen, Religionen und Nationalitäten zusammengeführt, um von der Erfahrungswelt des jeweils Anderen zu lernen.

Für Gerechtigkeit einsetzen

Den Projektleitern ist es wichtig, dass die Jugendlichen, unabhängig von ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, sich für die heutigen Verhältnisse verantwortlich fühlen und sich auch in Zukunft für Gerechtigkeit einsetzten. Zudem stehen Besuche in Krakau und dem früheren Konzentrationslager Auschwitz auf dem Plan.

Neben Kommunikationsarbeiten und Improvisationstheater erfahren die Jugendlichen auch ein Verpflichtungsgefühl innerhalb der Gruppe:,, Ich bewundere unsere jungen Teilnehmer,“, sagt Gandhi Chahine. ,,Obwohl einige bis zum Nachmittag Schule haben, kommen sie pünktlich und motiviert zur Probe, weil sie die Gruppe nicht hängen lassen wollen.“

Viele Vorurteile

Doch auch wenn man zusammen viel Spaß hat, darf der historische Kontext und der Grund, warum es das Projekt überhaupt gibt, nicht vergessen werden. Gefährliches Halbwissen und viele Vorurteile lassen das alte Feindbild des Juden wieder aufleben. Diese Haltungen, so Chahine, können sich im Laufe der Zeit manifestieren und in Gewalt ausarten, wenn ihnen nicht mit inhaltlicher Arbeit widersprochen wird. Die Erfahrung von Chahine und Schubert sind für die Aktion nützlich. Sie entwickeln seit Jahren Modellprojekte in NRW, die Bildungs- und Inklusionsthemen aufgreifen.

Kooperationspartner

Lokale Kooperationspartner sind u.a. die Jüdische Gemeinde, die Liselotte-Funcke-Schule, das Jugendzentrum Kultopia und das Music Office Hagen.

Das Musiktheaterstück ist in der Gegenwart verortet und handelt von Kindern, die auf Briefe aus dem Zweiten Weltkrieg stoßen. Durch Rückblenden werden die damaligen Verhältnisse dargestellt. Das Stück regt zum Nachdenken an: Was kann ich persönlich gegen Fremdenfeindlichkeit tun?“ Die Frage wird bei der Vorpremiere am Mittwoch, 11. Dezember, und am Aufführungstermin am Montag, 27. Januar, beantwortet.