Hohenlimburg/Herdecke. In Herdecke wird das Gutachten zur geplanten Amprion-Trasse vorgestellt. Die Analyse hatte eine neue Debatte über die Notwendigkeit ausgelöst.
Heute stellt Professor Lorenz Jarass in Herdecke sein Gutachten zum Ausbau der 380-kv-Stromleitung erstmals einer breiten Öffentlichkeit vor. Ohne dass alle Details seiner Arbeit umfänglich bekannt waren, sorgte das 38 Seiten umfassenden Werkes in den vergangenen Wochen für reichlich Diskussionsstoff, auch in Hohenlimburg. Der Tenor: Die Trasse an sich wird gar nicht gebraucht.
Stadt sieht Notwendigkeit
Zuletzt hatte die Stadt Hagen ihre Position bekräftigt, dass die 380-kv-Höchstspannungsleitung durch Hohenlimburg im Zuge der nationalen Energiewende notwendig ist. Die Argumente von Bundes- und Landeswirtschaftsministerium sowie des Netzbetreibers Amprion seien schlüssig, heißt es in der Stellungnahme des Rathauses.
„Dass der Oberbürgermeister die Positionen unreflektiert übernimmt, wundert mich“, sagt Claudia Scholten, Sprecherin der Initiative „Hohenlimburg unter Höchstspannung“. Und führt aus: „Die Ministerien befragen die Bundesnetzagentur und diese wiederum den Netzbetreiber – welche Antwort es da gibt, das ist doch klar.“
Dagegen hätte sie sich gewünscht, dass sich der Oberbürgermeister dem Ruf nach einem Moratorium anschließe. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern von „Hohenlimburg unter Höchstspannung“ bereitet sich Scholten derweil weiter auf eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Netzbetreiber vor. Sollte Amprion die „Vorzugstrasse“ durch Elsey ins Planfeststellungsverfahren bringen, wollen mehrere Mitglieder dagegen Klage erheben. Um den Prozess zu finanzieren, sammelt die Initiative zurzeit spenden.
Dass das Gutachten den Ausbau noch komplett stoppen könne, daran gibt es nicht nur innerhalb der Bürgerinitiative erhebliche Zweifel, sondern auch in der Politik. „Man sollte politisch nichts unversucht lassen“, sagt Karin Nigbur-Martini, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin. „Aber es steht zu befürchten, dass das Verfahren schon soweit fortgeschritten ist, dass man damit nichts mehr beeinflussen kann.“
Professor Lorenz Jarass erläutert heute um 17 Uhr zu Beginn der öffentlichen Herdecker Ratssitzung, wieso die genehmigten Leitungen aus seiner Sicht nicht benötigt werden. Nach dem Vortrag im Ratssaal stellt der Experte um 18 Uhr seine Ergebnisse in der Friedrich-Harkort-Schule, Hengsteyseestraße 40, vor. Hier können Interessierte auch Fragen stellen (Eintritt frei).