Hagen. Hunderte Radfahrer wollen in Hagen am 22. September für einen besseren Radverkehr demonstrieren. Sternförmig radeln sie in die Stadt.
Dieses Bild hat es so auf Hagener Straßen wohl noch nicht gegeben. Hunderte, vielleicht sogar mehr als tausend Radfahrer, die gemeinsam über die Hauptverkehrsadern dieser Stadt rollen. Denn am Sonntag, 22. September, ist Hagen zum ersten Mal Ziel der sogenannten „Sternfahrt.Ruhr“. Auf insgesamt zehn Zulauf-Routen kommen Radler aus der ganzen Region in die Volmestadt, um unter dem Motto „Mehr Rad in Hagen wagen – aufsteigen und losradeln!“ für bessere Bedingungen für Radfahrer vor Ort zu demonstrieren.
Dass Hagen das Ziel dieser Sternfahrt ist, für die Oberbürgermeister Erik O. Schulz die Schirmherrschaft übernommen hat, ist durchaus zweischneidig. „Lange Jahre ist Hagen vom ADFC ja als fahrradunfreundlichste Stadt in NRW ,ausgezeichnet’ worden“, sagt Heidi Wenke, Mitglied im Verkehrsclub Deutschland (VCD), die gemeinsam mit Michael Schröder (ADFC) und Tim Riemann die Großveranstaltung organisiert. „Die Sternfahrt hat in jedem Jahr einen anderen Zielort. Diesmal ist die Erkenntnis gereift, dass gerade Hagen es besonders nötig hat, um hier auf die Interessen von Radfahrern aufmerksam zu machen – auch wenn wir im Städtevergleich die rote Laterne an Remscheid verloren haben.“
Zwar gebe es in der Stadtplanung mittlerweile einen Verantwortlichen für den Radverkehr und auch ein entsprechendes Konzept – das alleine, so die Demo-Organisatoren, sei aber längst nicht ausreichend. „Die gesamte Politik und die Planung rücken immer wieder den Autoverkehr in den Fokus“, sagt Heidi Wenke, „das ist ein grundsätzlich falscher Ansatz.“ Jüngstes Beispiel sei eine neue Softwaresteuerung, die für einen flüssigeren Autoverkehr auf dem Innenstadtring sorgen solle. „Da werden wieder einmal 70.000 Euro für Autos und Lkw ausgegeben.“
Noch ist Radfahren für viele eine Gefahr
Der Fehler ist für Wenke, Schröder und Riemann die falsche Annahme, dass in Hagen lediglich in der Freizeit das Rad genutzt werde. „Das ist aber nicht so“, sagt Michael Schröder, „das Fahrrad ist ein vollwertiges Verkehrsmittel. Und nicht zuletzt durch E-Bikes wird es auch in Städten wie Hagen immer attraktiver. Auch Radfahrer wollen heute schnell, direkt und vor allem sicher von einem Punkt zum anderen kommen. Dafür muss man in einer Stadt die Voraussetzungen schaffen.“
Er kenne viele Hagener, die gerne viel häufiger das Fahrrad nutzen würden. „Aber“, so Schröder weiter, „niemand begibt sich gerne in Gefahr.“ Immer wieder scheiterten Projekte auch an der Politik – wie jüngst in Hohenlimburg, als man nicht bereit gewesen sei, drei Stellplätze für einen Radweg zu opfern.
„So eine Verkehrswende, die wir hier in der Stadt brauchen, wird aber ohne Konflikte nicht gelingen“, prophezeit Heidi Wenke, „Radverkehr braucht Platz und kostet Geld. Unsere wichtigste Forderung ist es, dass das Radverkehrskonzept nicht nur aufgeschrieben, sondern auch umgesetzt wird. Am Beispiel Hohenlimburg haben wir aber erfahren, wie zäh das sein kann.“ In Kopenhagen beispielsweise würden jährlich 35 Euro pro Kopf in den Radverkehr investiert. In Deutschland seien es im Schnitt Cent-Beträge.