Hohenlimburg. Die Schloss-Spiele 2019 enden mit einem Kinoabend des Films „Das Boot“. Vorher verrät Martin Semmelrogge Hintergründe zu den Dreharbeiten.
Die diesjährige Saison der Schloss-Spiele endet, wie sie begonnen hat: mit Warten. Bei der letzten Veranstaltung war es aber nicht – wie im Hauptstück – das Warten von zwei Landstreichern auf einen „Godot“. Sondern das Warten einer deutschen U-Boot-Besatzung auf den nächsten Einsatzbefehl, mitten im Nordatlantik, in den Kriegswirren des Zweiten Weltkrieges.
Der Film
Denn darum geht es in dem oscarprämierten deutschen Kinofilm „Das Boot“ aus dem Jahr 1981, der zum Abschluss auf dem Schlossberg auf Großleinwand gezeigt wurde. „Das waren arme Schweine“, sagt Martin Semmelrogge mit Blick auf die Seemänner, die in diesem Film skizziert werden. Er war einer von diesen Figuren, spielte damals den zweiten Wachoffizier in „Das Boot“.
Vor der Filmvorführung gab er dem versammelten Publikum auf dem Schlossberg einen Einblick in die Dreharbeiten des Films, moderiert und befragt von Dario Weberg. Ähnlich wie bereits in seiner Rolle als Sklave „Lucky“ in „Warten auf Godot“ verschaffte Semmelrogge auch diesmal der Schwere des Stoffs eine leicht-lockere Note.
Dabei entwickelte sich zwischen Weberg und Semmelrogge ein kurzweiliges Gespräch, still verfolgt von den mehreren Hundert Besuchern. Und Semmelrogge lieferte.
Die Dreharbeiten
So erfuhr der Zuhörer, dass sich die Schauspieler damals auch außerhalb der Dreharbeiten nur mit ihren Dienstgraden aus dem Film ansprachen. „Wir hießen nicht Martin oder Jürgen – sondern zweiter WO oder Kaleun.“ (Wachoffizier oder Kapitän-Leutnant, Anm. d.R.) Eine Szene habe zudem für Konflikte zwischen Schauspieler Jürgen Prochnow, der den Kapitän mimte, und Regisseur Wolfgang Petersen geführt. Hintergrund: Wegen Befehlsverweigerung sollte der Kapitän in einer Szene einen Bootsmann erschießen. „Jürgen wollte das nicht so spielen – und wir haben danach alle vier Stunden über eine Lösung diskutiert“, sagt Semmelrogge, geprägt wie der Rest der jungen Mannschaft zu jener Zeit von Friedensbewegung und 68ern. Wie die Situation gelöst wurde, sahen die Zuschauer rund eine Stunde später bei der Filmvorführung.
Das Drumherum
In der ersten Reihe saßen unter anderem viele der Ehrenamtlichen, die das Spektakel rund um die Schloss-Spiele überhaupt erst möglich gemacht haben. Denn der letzte Abend der Spiele war auch ein Dankeschön für ihre Arbeit in den vergangenen Wochen. Diese übernahmen diesmal 35 bekannte Gesichter, darunter etwa Oberbürgermeister Erik O. Schulz, BV-Mitglied Jochen Eisermann, Matthias Lange von den Hohenlimburger Kalkwerken, Waldemar und Kirsten Marsteller von C.D. Waelzholz sowie Torsten Berninghaus, stellvertretender Chefredakteur der WESTFALENPOST, die die Schlossspiele auch als Medienpartnerin begleitet hat.
In den Wochen der Schloss-Spiele haben rund 60 Aktive ihre Arbeit eingebracht, zapften Bier, grillten Würstchen und kümmerten sich um Auf- und Abbau. Darunter waren auch mehrere Männer der Suchthilfe-Einrichtung vom Kronocken. Seit fast einem Monat sind sie beinahe täglich auf dem Schlossberg, begleiten das Kulturfest vom ersten Zeltaufbau bis zum letzten Transport zurück ins Tal. „Ohne sie wären wir hier verloren gewesen“, lobt Elke Adomeit, Geschäftsführerin Freundeskreis Schloss-Spiele, den Einsatz. Und was war die schwierigste Arbeit? Fabian, einer der „Jungs“, überlegt kurz. „Der Aufbau der Bühne.“ Denn diese bestehe aus vielen einzelnen Elementen, die auf dem unebenen Rasen im Schlossgarten gerade ausgerichtet werden mussten. „Anstrengend waren auch die Tage, an denen zwei Veranstaltungen waren“, sagt Fabian. „Besonders die Premiere – da ging es bis halb 2 Uhr nachts.“ Das Zusammenspiel aller Ehrenamtlichen auf dem Schlossberg habe aber von Beginn an ohne Probleme geklappt.
Zahlen und Fakten zu den Schloss-Spielen 2019
Mehr als 5000 Gäste besuchten die diesjährigen Schloss-Spiele – das macht im Schnitt mehr als 200 Zuschauer pro Veranstaltung. Allein die Premiere von „Warten auf Godot“ sahen rund 370 Besucher auf dem Schlossberg.
Wetterbedingt musste eine Vorführung von „Warten auf Godot“ in die Aula der Realschule Hohenlimburg verlegt werden.