Hohenlimburg/Berlin. Große Ehre für die junge Hohenlimburgerin Alina Reichardt. Sie erhält den Journalistenpreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Hohenlimburg hat so viele talentierte Menschen, die oft schweren Herzens das Städtchen an der Lenne verlassen haben, um ihr berufliches Glück irgendwo anders zu finden. Bei der 33-jährigen Alina Reichardt, ein echtes Hohenlimburger Mädchen, ist genau das der Fall. Die Journalistin ist jüngst mit dem Journalistenpreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ausgezeichnet worden und ist ein überraschendes Beispiel dafür, was aus Menschen wird, die an der Lenne groß geworden sind – und die diesen Fluss besonders vermissen.

„Eine Geschichte? Über mich?“, fragt Alina Reichardt überrascht am Telefon. Ja, über sie. Über die, die doch eigentlich Geschichten über andere schreibt und die ihre journalistische Heimat in jenen Ressorts gefunden zu haben scheint, die Relevanz für nahezu 100 Prozent der Bevölkerung haben: Gesundheit, Ernährung und die Funktion des Körpers.

2005 nach Leipzig gegangen

Sie kann auch ganz anders, die Alina Reichardt, die 2005 nach dem Abitur Hohenlimburg verlassen hat, um in Leipzig ein Journalistik-Studium zu beginnen. 2009 begann sie ihr Volontariat bei der Neuen Westfälischen in Bielefeld, anschließend weilte sie ein Jahr lang in Neuseeland, wo sie ihre Diplom-Arbeit verfasste. 2013 zog Reichardt nach Berlin. Sie war zunächst bei einem Vergleichsportal, später Redakteurin bei der Stiftung Warentest, ehe sie 2015 in die Zentralredaktion der Funke Mediengruppe wechselte, zu der auch die gehört.

„Ich bin vor allem durch die Stiftung Warentest in den vergleichenden Journalismus hineingekommen“, sagt Reichardt. Ratgeberjournalismus nennt das die Branche. Er erlebt online, aber beispielsweise auch im Zeitschriftenbereich einen Boom. Noch mehr als vor 20, 30 Jahren wollen Leser scheinbar wissen, ob Dinge, die man jahrzehntelang als gegeben angesehen hat, eigentlich wirklich der Weisheit letzter Schluss sind.

Eine dieser Arbeiten hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nun mit ihrem Journalistenpreis bedacht. Im Bereich Tages- und Wochenzeitungen ging der Preis an Alina Reichardt für ihren Artikel „Wie uns zu viel Salz schadet“.

Reichardt ergründet darin, warum ein höherer Salzkonsum bei einigen Menschen zu Bluthochdruck führt und bei anderen nicht und ob beispielsweise ein probiotischer Joghurt gegen Bluthochdruck wirken könnte. Die Jury sagt: „Die Autorin stellt hierzu neue Aspekte wie den Einfluss auf die Darmmikrobiota vor und liefert eine Erklärung, warum es salzsensitive Menschen gibt. Ein spannender Artikel zu aktuellen Forschungsergebnissen über das Speisesalz, die einen neuen Ansatz zur Prävention von Bluthochdruck bieten könnten.“

Das Leuchten in den Augen

„Von Hohenlimburg erzähle ich immer mit leuchtenden Augen. Mein Städtchen an der Lenne mit dem Schloss im Wald und den kleinen Fachwerkhäusern“, sagt Reichardt, die aktuell in Berlin lebt. Das Heimweh sei immer dann besonders groß, wenn sie vor lauter Menschen in einem Berliner Park um ein Stückchen Wiese kämpfen müsse.

Ab Oktober lässt Reichardt das journalistische Geschäft für einige Zeit ruhen und geht auf Weltreise. „In Mexiko geht es los“, sagt sie mit Vorfreude. Ob auch Hohenlimburg Teil dieser Reise wird? Vielleicht. Der Lenne können sich ja nur wenige entziehen.