Hagen. Kein explizit christliches Konzert – doch die frohe Botschaft war deutlich: Die Prinzen begeistern 600 Besucher in der Johanniskirche Hagen.
In der Mitte des Konzerts sind es nur einige, die die Stühle verlassen, die während der Lieder aufstehen, singen und klatschen. Doch am Ende, bei den letzten Liedern und den vier Zugaben, da stehen nahezu alle der rund 600 Besucher in der ausverkauften Johanniskirche von ihren Stühlen auf und jubeln den Prinzen zu. Ein knapp zweistündiges Konzert liegt da hinter dem Publikum.
Die Prinzen spielen in Johanniskirche in Hagen
Und die anfangs etwas zaghafte Verbindung zwischen den prominenten Musikern und den Hagener Fans ist zu einem starken Band geworden. Dem Ruf als „Rock City“ sei Hagen gerecht worden, sagt Sänger Sebastian Krumbiegel am Ende nicht mehr so ironisch wie zu Beginn des Konzerts.
In jungen Jahren Leipziger Thomanerchor
Die Prinzen? Wer sie lange nicht gehört hat, wer nur noch in den hinteren Gehörgängen die populären Songs wie „Küssen verboten“ oder „Alles nur geklaut“ abgespeichert hat und die Prinzen als Klamauk-Band sieht, der erlebt einen geradezu überraschenden Abend. Denn auf der Bühne – Pardon: vor dem Altar – stehen Männer, die in jungen Jahren Mitglieder des Leipziger Thomanerchores beziehungsweise des Dresdner Kreuzchores waren – und die eine Reihe von Instrumente beherrschen. Und die vor allem einen intelligenten Wort-Witz in ihren Liedern bieten.
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Mit einem geistlichen Choral, a cappella gesungen, fängt das Konzert an. Danach kommen aber die Prinzen-Lieder, die die meisten kennen: „Schwein sein“, „Gaby und Klaus“, „Mein Fahrrad“, „Mann im Mond“, „Vergammelte Speisen“ und so weiter. Auch wenn man kein Prinzen-Fan ist, kennt man erstaunlich viele Lieder der Band, die seit Anfang der 90er-Jahre einem breiten Publikum bekannt ist.
(Fast) Keine explizit christlichen Lieder
Aber was haben die Lieder in der Kirche zu suchen? Explizit christlich sind sie nicht, sieht man mal von „Backstagepass ins Himmelreich ab“, das dem bekennenden Christen und Prinzen-Mitglied Wolfgang Lenk (Gitarre, Tenor, Klavier) auf den Leib geschrieben wurde (er feierte übrigens seinen 60. Geburtstag in Hagen). Und auch die gesamte Kirchen-Tournee der Prinzen ist nicht explizit eine christliche Konzert-Reihe.
Kirchen-Tour
Noch bis zum 6. Oktober steuern die Prinzen Kirchen in ganz Deutschland an – darunter Cloppenburg, Rostock, Berlin, Cottbus, Erfurt und Jena.
Was den Prinzen nicht bewusst gewesen sein dürfte: Mit dem Auftritt in Hagen waren sie in der Geburtsstadt von Musikerin Annette Humpe, die einige Songs der Band produziert hat, etwa „Alles nur geklaut“.
Und doch wirkt das ganze trotz Lichter-Show und dröhnenden Boxen am Ende nicht deplatziert: weil die Prinzen in ihren Liedern Haltung zeigen. Der schon einige Jahre alte, aber immer noch aktuelle Song, in dem Sänger Tobias Künzel davon träumt, eine Bombe zu sein, könnte fremd wirken in einer friedensbewegten Kirche. Wenn er aber explodieren will, damit sich endlich etwas gegen Ausgrenzung, Rassismus und Neo-Nazismus tut, dann steckt er doch voller christlicher Botschaften.
Kritik an der Akustik in der Kirche
Vier Zugaben müssen es am Ende sein, bevor das Publikum die Prinzen von der Bühne lässt. Und nicht alle sind gänzlich zufrieden. Einige hatte sich mehr A-cappella-Gesang versprochen. Anderen war der Sound in der Kirche zu laut und zu schlecht. Und in der Tat räumt Frank Förster, Kirchenmusiker in der Hagener Stadtkirchengemeinde ein: „Die Akustik ist teilweise nicht gut.“ Der allergrößte teil des Publikums verlässt aber geradezu beseelt das Gotteshaus.
Und auch Frank Förster ist mehr als zufrieden. Für ihn und die Mitstreiter aus der Stadtkirchengemeinde ist die Rechnung aufgegangen, mit den populären Prinzen die frisch renovierte Johanniskirche als multifunktionales Gebäude nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Konzerte und Veranstaltungen zu öffnen. Das nächste Highlight wartete kurz vor Weihnachten: Dann wird am 21. Dezember Grobschnitt in der Kirche spielen.