Hohenlimburg. Eberhard Welz schickt Hohenlimburger seit mehr als 30 Jahren an Ziele in aller Welt. Er merkt: Die Tourismusbranche ist im Wandel.
Bis auf die Antarktis hat er alle Kontinente besucht: Seit fast 40 Jahren lebt Eberhard Welz seine Begeisterung für das Reisen aus. Was einst in den 1970ern an den Bahnhöfen Hohenlimburg und Iserlohn mit Tagesfahrten und Kegeltouren begann, hat sich ausgeweitet auf mehrtägige Reisen weltweit. Auch in dieser Saison war er wieder in der Welt unterwegs – und merkt mittlerweile deutliche Unterschiede im Vergleich zu den ersten Reisejahren.
„Es wird „enger“ auf der Welt – sowohl an Land als auch in der Luft und auf den Ozeanen“, sagt der Hohenlimburger und liefert gleich Zahlen dazu: So sei in den vergangenen knapp 70 Jahren die Zahl der Auslandsreisen um das Fünfzigfache gestiegen. „Im Jahr 2018 waren 1,4 Milliarden Touristen unterwegs. 1950 waren es dagegen gerade mal knapp 30.000“.
Genau hinschauen
Die Zahlen stammen von der Internationalen Tourismusbörse in Berlin, die Welz seit mehr als 30 Jahren alljährlich besucht. Zwar seien Zahlen wie diese wirtschaftlich betrachtet positiv, schafften sie doch Wachstum und Arbeitsplätze in der Tourismusbranche. Aber: „Beim Thema Rücksichtnahme, Benehmen sowie Respekt anderen Menschen gegenüber beobachte ich eine negative Entwicklung als Folge des Massentourismus“, so Welz. Daher solle jeder Urlauber künftig genauer hinschauen, wie Veranstalter ihre Produkte vermarkten, wenn es um Qualität und Nachhaltigkeit geht.
Die Folgen des Klima-Wandels seien derweil längst spürbar, sagt der 68-Jährige mit Blick etwa auf seine Reisen nach Norwegen, Island und Grönland. „Die Masse der Gletscher dort ist enorm geschrumpft“, sagt er und erzählt von Fahrten mit dem Schnee-Scooter über schmelzenden Schnee, wo damals noch eisige Kälte herrschte. „Ende Februar 2017 ist bei einer Winterreise zum ersten Mal die beliebte Husky-Safari in Nordnorwegen ausgefallen, wegen Schneemangels.“
Auch die Gespräche mit den Einheimischen vor Ort hätten ihn bewegt. Von Norwegern, die nahe am Gletscher wohnen und zusehen müssen, wie das Eis immer weiter abnimmt. Von jungen Inuits in Grönland, die Angst vor der Zeit haben, wenn es kein Eis mehr in ihrer Heimat gibt. „Sie erzählen sehr offen – als wollten sie mir etwas mitgeben nach Europa“. Denn gerade in den Industrienationen auf der Nordhalbkugel lebt der Schuldige für die Entwicklung – so sehen es die Menschen vor Ort, meint Welz.
Fast nur Reisen per Bahn
Was den ökologischen Fußabdruck seiner „Reisefreunde“ angeht, gibt er sich vorbildlich. „Bei 90 Prozent der Reisen waren wir mit der Bahn unterwegs, auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern.“ Auf See setze er nicht auf Kreuzfahrt-Riesen, sondern auf Reisen mit kleinen Schiffen, mit einigen hundert Gästen an Bord. Und beim Fliegen?
„Geflogen sind wir nur nach Andalusien, nach Russland oder wenn es auf einen anderen Kontinent ging. Innerdeutsch fliegen ist für mich ein absolutes No-Go.“ Kritisch blicke er deshalb auch auf die herrschende „Billig-Mentalität“, wie er sagt. „Wenn man für 30 Euro oder weniger nach Mallorca fliegen kann, so ist das ökologisch und ökonomisch der helle Wahnsinn.“
Bleibt die Frage, wie es weitergeht in der Branche und der Wirtschaft allgemein. Für einen radikalen Umschwung müsse noch einiges passieren, sagt Eberhard Welz. Hoffnung setzt er in die richtigen Vorbilder, die den Weg nach vorne weisen und einen Domino-Effekt anstoßen: Einer geht voran und setzt die anderen unter Druck. „Wie etwa die Norweger beim Thema Hybrid-Antrieb.“