Hohenlimburg. Theaterstück „Warten auf Godot“ eröffnet die Schloss-Spiele. Mit dabei: Martin Semmelrogge. Interview und Antworten auf die Frage: Wer ist Godot?
Das Warten hat ein Ende. Oder es fängt gerade erst an – wie man’s nimmt. Denn mit „Warten auf Godot“ eröffnet heute die 65. Auflage der Hohenlimburger Schloss-Spiele. Fünf Personen umfasst das Ensemble dieses Theaterstücks von Samuel Beckett. Und für die Rolle des Sklaven „Lucky“ konnte der Freundeskreis Schloss-Spiele ein bekanntes Gesicht aus Film und Fernsehen gewinnen: Martin Semmelrogge. Vor der ersten Probe treffen wir ihn im Schlossgarten.
Ein Geländewagen fährt auf den Parkplatz. Martin Semmelrogge steigt aus, geht Richtung Schloss, geht wieder zum Auto. Der Coffee-to-Go-Becher fehlte, sein treuer Begleiter. Ebenso wie zwei Hunde, die ihn umkreisen, wie zwei verspielte Security-Mitarbeiter.
Haben Sie sich lange auf die Rolle des Sklaven „Lucky“ vorbereitet?
Martin Semmelrogge: Ich bin seit einer Woche hier – den Text hatte ich schon vorher.
Schwer?
Das ist ein Monolog, das ist Beckett – ziemlich sperrig. Aber es wird cool.
Warum sperrig?
Es ist schwer zu lernen. Kannst ja mal den Text abhören, dann siehst du, was ich meine.
Er holt ein paar Blatt Papier aus der Tasche. Das Drehbuch. „Hör zu“, leitet er ein und ist direkt in seiner Rolle. Nun spricht nicht Semmelrogge, sondern „Lucky“.
Aufgrund der sich aus den letzten öffentlichen Arbeiten, von Poincon und Wattmann ergebenden Existenz eines persönlichen Gottes, kwakwakwa, mit weißem Bart, kwakwa, außerhalb von Raum und Zeit der aus der Höhe seiner göttlichen Apathie Athambie göttlichen Aphasie….
Semmelrogge ist in seiner Rolle. Etwa 12 Minuten dauert die Kostprobe von „Lucky“, untermalt mit ausschweifenden Gesten und kurzen, lauten Einwürfen der Stimme. Dann endet der Monolog.
Das war ein erster Vorgeschmack. Und im Stück kommt dann noch ein Rap dazu. Das wird super.
Und rundherum das Ambiente des Schlossgartens. Gefällt es Ihnen hier?
Ja, es ist sehr schön hier. Ich war auf der Bühne in Bad Hersfeld in der Stiftsruine, für „Shakespeare in Love“. Das war auch Open-Air, genau wie bei den Karl-May-Festspielen. Open-Air ist immer etwas Besonderes. Die Hauptsache ist, dass das Wetter gut ist. Aber wenn nicht, spielen wir auch im Regen. Dann muss das Publikum halt Regenanzüge anziehen – ich spiele immer.
Und für die Zeit der Vorführungen wohnen Sie in Hagen?
Ja, ich wohne hier sehr schön auf dem Berg, nicht in der Stadt.
Also kein Jetsetten von Bühne zu Bühne?
Nein – außer für eine Vorstellung im September. Da drehe ich tagsüber für „Polizeiruf“ an der Rennbahn in Magdeburg. Den Drehtag kann man nicht verschieben, weil dann auch das Auto-Rennen dort für den Dreh verschoben werden müsste.
Und deshalb kommt der Hubschrauber?
Nein, der Flieger. Ein Freund von mir hilft da netterweise aus.
Also voller Einsatz für die Schloss-Spiele?
Klar, voller Einsatz.
Und schon in Hohenlimburg umgeschaut?
Nein, ich habe leider wenig Zeit. Ich gucke mit bloß die Texte an, schlafe und gehe mit meinen Hunden.
Semmelrogge zeigt auf die zwei mallorquinische Straßenhunde an seiner Seite – „Buddy“ und „Teddy“. Er rettete sie aus einem Tierheim
Das sind Bühnen-Hunde. Buddy hat auch schon in einem Kinofilm mitgespielt: „Der Rosenkrieg“.
Und hat er es gut gemacht?
Ja, er ist ein Schauspieler-Hund. Er kann zum Beispiel auch Rolle machen. Mach’ mal die Rolle!
Buddy guckt, versteht und rollt sich über die Wiese des Schlossgartens. Das Herrchen guckt zufrieden.
Warum sollte man sich das Stück „Warten auf Godot“ anschauen?
Das Stück ist für Theaterfans ein absolutes Highlight.
...und „ein Muss“?
Müssen tun wir gar nichts – es ist ja freiwillig. Aber es ist ein Highlight. Und als Zugabe erleben die Besucher dann auch noch den „Mega-Macker“ (Schrille Kunstfigur von Martin Semmelrogge Anm. d. R.) Es hat also auch eine gewisse Komik – sollte man auf jeden Fall gesehen haben.“
Die Premiere von „Warten auf Godot“ findet am Freitag um 20 Uhr am Schloss Hohenlimburg statt. Eintritt: 18 Euro. Karten gibt es an der Abendkasse.