Hohenlimburg. Seit 10 Jahren sind Angehörige in der „Selbsthilfegruppe Demenz Hohenlimburg“ organisiert. Warum auch Theaterbesuche zum Angebot gehören

Die Karten werden jedes Mal neu gemischt: „Der frühe Vogel fängt den..“, liest Martina Kalinowski von der obersten Quiz-Karte ab. „Wurm“, schallt es aus der Gruppe, die vor ihr an einer Kaffee-Tafel sitzt. Ein einfaches Sprichworte-Spiel, um das Gedächtnis zu trainieren. Und Kalinowski spielt es häufig mit den Teilnehmern.

Sie leitet die Abteilung Soziale Dienste im Martha-Müller Seniorenzentrum und organisiert nebenher die „Selbsthilfegruppe Demenz Hohenlimburg“, gemeinsam mit Anja Engels. Die beiden ausgebildeten Pflegekräfte bringen dort seit nunmehr zehn Jahren jeden Monat Menschen zusammen, die selbst dement sind oder Menschen mit Demenz pflegen.

„In dieser Gruppe sind nur Ehepaare“, so Kalinowski. „Es ist deshalb eine sehr vertraute Atmosphäre – denn die Probleme sind bei allen ähnlich gelagert“. Probleme wie das plötzliche Vergessen von Alltäglichem, die Überforderung mit Aufgaben, die Menschen ohne Einschränkung selbstverständlich bewältigen.

Aber wie merkt man, dass der Lebenspartner dement wird?

„Es war ein schleichender Prozess“, sagt Hildegard Beckert. Seit 15 Jahren lebt ihr Ehemann mit Demenz, seit Gründung sitzt sie mit ihm in der Selbsthilfegruppe. Einen direkten Auslöser der Demenz habe es nicht gegeben. Aber: Langsam verlor ihr Mann die Fähigkeit, selbstständig zu sein.

„Er konnte sich nicht mehr alleine anziehen, wiederholte sich und versteckte Dinge in der Wohnung“, erinnert sich Beckert zurück. „Ich habe manchmal gesucht wie ein Weltmeister.“ Als die Diagnose kam, folgten die Fragen auf dem Fuße: Wo muss Pflegegeld beantragt werden? Welche Hilfsangebote gibt es?

„Woher soll ein Mensch das alles wissen?“, war Beckert offen für die Möglichkeit, ihre Fragen in einer Selbsthilfegruppe stellen zu können. Der Austausch über den Alltag mit Menschen, die dement sind, helfe allen Betroffenen gleichermaßen.

Mit den Jahren habe sich die Selbsthilfegruppe als solche verändert, sagt Martina Kalinowski. Altersbedingt kamen manche Mitglieder nicht mehr zu den Treffen, dafür kamen neue Gesichter dazu. „Aktuell sind wir um die 12 Personen“, so Kalinowski.

Schöne Momente schaffen

Neben dem Austausch untereinander bekommen die Angehörigen hier auch Impulse von der Gruppenleitung. „Wir machen zum Beispiel Gedächtnis-Spiele und hören Fachvorträge“, sagt Anja Engels. Ebenso stehen auch Theaterstücke auf dem Programm, die sich die Gruppe gemeinsam ansieht. „Denn es geht bei den Treffen auch darum, schöne Momente für die Betroffenen und ihre Angehörigen zu schaffen“, sagt Martina Kalinowski. Dieser Leitidee folgend wundert es nicht, dass zum 10-Jährigen Jubiläum auch eine Kindergruppe in die Begegnungsstätte Lennepark kam, um Lieder zu singen und ein kleines Schauspiel aufzuführen. Hildegard Beckert und ihr Mann schauten interessiert zu. Ihr Rat an Angehörige, die ebenfalls einen Menschen mit Demenz pflegen? „Holen Sie sich Hilfe“, sagt Hildegard Beckert. „Wenn jemand meint, er könne diese Aufgabe alleine stemmen – das geht nicht.“