Hagen-Mitte. Ab Mitte Januar soll die Hagener Innenstadt, wenn Schadstoffüberschreitungen drohen, weitestgehend frei von Lastwagen sein.
Sobald Witterungs-, Emissions- und Verkehrsdaten, die in einem Computer zusammenlaufen, eine Sperrung erforderlich machen, dürfen nur noch Anlieger und Zulieferer mit Lkw die Schadstoff-Schwerpunkte Graf-von-Galen und Märkischer Ring passieren. Weitere dynamische Schilder werden seit gestern installiert.
„Das Lkw-Routenkonzept ist Hagens Alternative zur Umweltzone anderer Städte”, erklärt Umweltdezernent Herbert Bleicher den zentralen Punkt des Luftreinhalteplans, „das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz wird das Pilotprojekt begleiten. Am Ende werden wir sehen, welche Maßnahme die effektivere ist.”
Von den Autobahnen in die Gewerbegebiete
Das neue Konzept, das über elf Jahre hinweg entwickelt wurde, soll Lastwagen künftig weiträumig um die Innenstadt herumleiten. Basis dafür sind rund 80 statische Schilder, die die Lkw - bei jeder Schadstofflage - von den Autobahnabfahrten in die Gewerbegebiete leiten sollen. Ob Lkw-Fahrer ihnen folgen oder den eventuell kürzeren (nicht unbedingt schnelleren) Weg wählen, den die Navigationsgeräte empfehlen, ist ihnen überlassen. Allerdings nur so lange, bis die dynamischen Schilder umklappen. Dann werden aus Empfehlungen verbindliche Regeln. Teile des Innenstadtrings sind für Lkw gesperrt.
„Wesentlich dafür, dass das Routenkonzept messbare Erfolge liefert, ist, dass sich die Lkw-Fahrer auch an die Fahrverbote halten”, sagt Herbert Bleicher, „sobald das System erstmals scharf geschaltet wird, wird die Polizei Kontrollen durchführen.”
Zwölf dynamische Schilder
Zwölf dynamische Schilder und 70 bis 80 statische Schilder werden installiert. Für das Lkw-Routenkonzept - europaweit in dieser Form einmalig - sind 1,3 bis 1,5 Millionen Euro veranschlagt. 80 Prozent davon sind Fördermittel, die vom Land NRW fließen.
Seine volle Wirkung entfaltet das System erst, wenn die Bahnhofshinterfahrung realisiert ist. So lange rollen zumindest Lkw, die aus Wehringhausen in Richtung Norden wollen, riesige Umwege. Von der Wehringhauser Straße verläuft dieser Teil des Routenkonzepts über den Bergischen Ring, die Volmetalstraße, den Volmeabstieg, Haßleyer Straße und schließlich über die Feithstraße in Richtung Norden. Immerhin, so betont die Verwaltung, sei es so gelungen, die Rembergstraße aus dem Konzept auszuschließen. Während einer ersten Testphase 2007 mit dynamischer Sperrung des Märkischen Rings war es zu Protesten von Anwohnern gekommen.
Dass der Regionalrat elf Millionen Euro, die für die Bahnhofshinterfahrung vorgesehen waren, zunächst in andere Projekte umgeleitet hat, war für Baudezernent Thomas Grothe absehbar: „Das liegt daran, dass wir entgegen der ursprünglichen Planung nach dem Willen der Bezirksregierung auch den zweiten Bauabschnitt einbringen sollen. Auf welche Art das fördertechnisch erfolgen soll, klären wir. Wir rechnen nicht damit, dass deshalb unterm Strich weniger Geld fließt.”