Hohenlimburg. Hermann-Josef Voss spricht über die Aufgaben nach den Sommerferien und warum die Attraktivität der Innenstadt nicht nur von Fördergeld abhängt

Auch die Bezirksvertretung ist in der Sommerpause. Welche politischen Themen nach den Ferien angepackt werden sollten und warum für ihn selbst alle möglichen Fördermittel allein nicht plötzlich die Attraktivität der Innenstadt erhöhen, darüber spricht Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Voss im Interview mit unserer Zeitung.

WP: Welche Themen müssen nach dem Sommer angegangen werden?

Voss: Wir werden uns auf jeden Fall weiter mit der Entwicklung der Innenstadt beschäftigen. Es greift ein neues Stadtentwicklungskonzept (ISEK) und wir sind zuversichtlich, dass wir von allen Hagener Stadtteilen diejenigen sind, die als erstes das Gutachten bekommen. Darin stehen, wissenschaftlich untermauert, der Ist-Zustand sowie die Chancen und Gefahren für den Bezirk. Nur wenn wir dieses Gutachten zur Verfügung haben, können wir öffentliche Mittel von Land, Bund und EU beantragen. Wenn wir das Gutachten haben, können wir etwas bewegen. Es ist also primäres Ziel, dass wir den Entschluss für unseren Stadtteil im Hagener Rat durchbekommen. Darüber hinaus müssen wir über die Zukunft des Lennebades sprechen. Wir konnten 2010 durchsetzen, dass dieses Bad betrieben wird, solange keine größeren Reparaturen durchgeführt werden müssen. Und bis jetzt ist nicht abzusehen, das größere Reparaturen erforderlich werden.

Was heißt „größere Reparaturen“ konkret?

Dabei geht es um die Höhe der Kosten – und diese Höhe ist nicht festgesetzt. Es war meine Idee, dies nicht zu tun. Denn es ist günstiger, keine rote Linie zu haben, als eine rote Linie, die schnell überschritten werden kann.

Also ist es eine Frage der Betrachtung, was „große Kosten“ sind?

Ich werde keine genaue Zahl nennen. Das wäre ja töricht, weil ich genau dies damals verhindert habe. Aber es müsste schon eine hohe fünfstellige oder eine sechsstellige Zahl sein. Der genaue Betrag liegt im Ermessen des Rates. Allerdings könnten die Hohenlimburger die Badeanstalt auch mehr nutzen. Es gibt seit zehn Jahren ehrenamtliche Bademeister und ich dachte, dies würde honoriert – aber das wird es nicht. Die Besucherzahlen des Lennebades sinken – trotz des Engagements.

Stichwort: Sprechstunden. Im letzten Sommerinterview 2018 sagten Sie, Unkraut sei ein großes Thema. Hat sich die Lage gebessert?

Das Thema Unkraut wird häufig in der Bezirksvertretung diskutiert. Die Parteien, die immer wieder Anträge stellen, sagen zu Recht: Die Stadt Hagen muss dafür sorgen, dass Unkraut entfernt wird. Es kann nicht sein, dass die Verwaltung nur tätig wird, wenn Unkraut gemeldet wird. Es gibt Gebiete in Hohenlimburg, da ist das Unkraut sehr hoch. Das Thema wird uns aber weiter begleiten – schlicht weil nicht genug Personal zum Entfernen vorhanden ist.

Auch ein Appell an die Bürger, selbst zur Harke zu greifen?

Die Bürger achten schon darauf. Wenn man durch Wohngegenden geht, findet man kein Unkraut. Es sind im wesentlichen städtische Grundstücke, die sich in schlimmem Zustand befinden. Damals war man erfindungsreicher, kreativer. Wir hatten früher in meiner Heimat Uetersen einen Rosenpark mit eigenen Mitarbeitern, die stolz waren, ihr Revier in Ordnung halten zu dürfen. Ich wollte hier ein ähnliches Konzept wiederholen und wurde derart mit Bedenken konfrontiert, etwa zu Versicherungsfragen, dass ich es nicht weiter verfolgt habe – zu meiner Schande. Ich wäre heute stolz, wenn ich es trotzdem gemacht hätte.

Muss Verwaltung kreativer werden?

Das gilt nicht nur für Verwaltung, sondern für Politik allgemein. Wir müssen wieder ideenreicher und mutiger werden – und das beziehe ich auch auf mich persönlich. Wie damals das Beispiel mit den ehrenamtlichen Bademeistern im Lennebad. Da gab es, sicher nicht zu Unrecht, Bedenken aus Sicht der Versicherung. Oder der City-Manager, der von vier Stellen bezahlt wird: Bezirksvertretung, Bauverein, Volksbank und Werbegemeinschaft. Das ist einmalig in Hagen. Auch das ist eine Konstruktion, die ohne weiteres nicht zu realisieren ist, sonst hätten es ja schon viele Bezirke gemacht. Man muss also flexibel sein, wissen was man will und wie man es am einfachsten erreichen kann – natürlich ohne Gesetze zu verletzen und sich allzu großer Gefahren und haftungsrechtlichen Ansprüche auszusetzen.

Wenn morgen die Verwaltung flexibel und ideenreich wird und alle Fördertöpfe offen wären – wie würde Hohenlimburg bald aussehen? Was würden Sie ändern?

Die Vorstellung, es kommt eine Fee und sagt, morgen ist alles anders, ist töricht.

Es ist ein Gedankenspiel...

Ja, das ist mir schon klar. Aber selbst, wenn wir alle Mittel zur Verfügung hätten, würde sich das Verhalten der Bürger nicht von heute auf morgen ändern. Es wäre zum Beispiel weiter schwer, Geschäfte in die Innenstadt zu holen. Denn wir können nicht bestimmen, sondern nur Voraussetzungen schaffen, wie etwa Parkplätze. Damit ändern wir aber nicht die Einkaufsmentalität der Menschen, die zunehmend Richtung Internet tendiert. Man muss also sehr lange und gut überlegen, bevor man etwas vernünftiges machen kann.