Hagen. Ist Kreativwirtschaft nur etwas für die Metropolen? Thomas Gebehenne, Geschäftsführer von Ideenpool, singt ein Loblied auf Hagen und die Provinz.

Thomas Gebehenne ist 51 Jahre alt und hat den Ideenpool vor über 20 Jahren in Hagen gegründet. Aus einer spannenden eigenen Historie heraus. Denn eigentlich startete Gebehenne mal als Schriftsetzer beim Wochenkurier. Im Interview erklärt der Chef des Ideenpools, wie man in der großen und schnelllebigen Kreativwirtschaft am Ball bleibt und wie man es schafft, damit monatlich mehrere Mitarbeiter zu bezahlen.

1Herr Gebehenne, etwas provokant gefragt: Muss der Chef einer Werbeagentur nicht viel hipper und 20 Jahre jünger als Sie sein?

Thomas Gebehenne: (lacht) Ist ja klar, dass ich das mit 51 jetzt sagen werde: Aber das Alter spielt in diesem Zusammenhang eigentlich nicht die große Rolle. Neben allen gelernten und handwerklichen Dingen dieses Berufs sollte man als darin Beschäftigter einfach die Fähigkeit haben, offen zu sein. Für Menschen, Entwicklungen und vor allem auch mal für die bessere Idee eines Mitarbeiters oder eines Kunden. Wenn man da wach und aufmerksam bleibt, ist es meiner Meinung nach egal, ob man 51 oder 31 ist.

2Sie sagen, Ihr Team hat zehn Mitarbeiter. Als Selbstständiger in der Kreativwirtschaft muss man die ja auch alle jeden Monat bezahlen können. Können wir daraus ableiten, dass die Branche brummt?

Zum einen gilt, was für uns und alle Kollegen auf dem Markt gilt: Gut gemachte Werbung, visualisierte Kommunikation zum Kunden und starke Social-Media-Aufträge sind angesichts der Digitalisierung sehr gefragt. Das bringt viele Aufträge. Aber wir profitieren auch von über Jahre gewachsenen Kundenbeziehungen. Das ist ein Vorteil der Provinz, wenn man Hagen so nennen darf. Man kennt sich, man weiß, was man voneinander erwarten kann und man kann sich gut in die Kunden hineindenken.

3Wie schwierig ist es denn, Chef zu sein in einer Werbeagentur? Vermutlich hat man nicht immer die bessere Idee, nur weil man der Inhaber ist.

Wer so denkt, wird vermutlich auf Dauer nicht die besten Ideen entwickeln. Ja, ich muss bestimmte Prozesse lenken oder auch mal auf das Ende einer Arbeitsphase an einem Projekt drängen. Aber letztlich basiert unsere Arbeit viel auf Teamwork. Da wird diskutiert, da werden Argumente ausgetauscht. Und ich erwarte von meinen Mitarbeitern auch klar, dass sie äußern, wenn ich falsch liege oder dass sie für ihre Idee einstehen. Wer da nur auf persönliche Profilierung aus ist, ist in einer Werbeagentur fehl am Platze.

Mit Thomas Gebehenne sprach Mike Fiebig