Karl-Heinz Ester (58) ist Vorstand der Henke AG. Er spricht über die schwierige Suche nach gutem Dachdecker-Nachwuchs.
Wie würden Sie die aktuelle Situation im Dachdecker-Handwerk beschreiben?
Wir haben bundesweit 7500 organisierte Betriebe sowie weitere 2500 bis 3000 Unternehmen, die nicht in der Innung sind. Dahinter stecken 56.000 gewerbliche Mitarbeiter. Wobei ein Betrieb im Schnitt lediglich bloß 4,3 bis 4,7 Mitarbeiter hat. Daher ist die Henke AG auch nur schwer zu vergleichen mit dem Gros der organisierten Unternehmen. 40 Prozent der Handwerksbetriebe in Deutschland haben zudem große Probleme mit der ungeklärten Nachfolgeregelung. Das bedeutet, in den nächsten fünf bis acht Jahren brechen uns zahlreiche Ansprechpartner weg. Genau an dieser Stelle möchten wir mit unserer Henke-Akademie auch unternehmensübergreifend gegensteuern, indem wir mit Themen wie Social Media, Außendarstellung, Marketingstrategien sowie Aus-, Weiter- und Fortbildungen ganz gezielte Akzente setzen.
Wie stellt sich die Mitarbeitersituation in Ihrem Hause dar?
Wir haben zurzeit 15 Auszubildende bei 118 Angestellten – mehr als zehn Prozent unserer Mitarbeiter sind also Auszubildende, das ist schon eine sehr gute Quote, aber wir waren auch schon mal bei 30. Der Stamm unserer Mitarbeiter – etwa 80 Prozent – sind länger als 20 Jahre bei uns. Alle, die bei uns gelernt haben, sind auch übernommen worden.
Ist der Job auch finanziell attraktiv?
Durchaus. Unsere Auszubildenden verdienen im ersten Jahr knapp 1000 Euro. Dennoch hat das Handwerk das grundsätzliche Problem, dass junge Leute lieber nach der Schule studieren und nicht im Anschluss an der frischen Luft ihr Geld verdienen möchten. Dabei verdient ein guter Dachdecker bei uns inzwischen 21 Euro/Stunde und hat natürlich zudem einen unbefristeten Vertrag.