Hagen. Vor 26 Jahren ist Peter Kaudelka (53) aus Hagen aufgebrochen, um die schönsten Ecken der Welt zu entdecken. Inzwischen lebt er in Thailand.
Wo es denn am schönsten ist auf der Welt, wollen wir von Peter Kaudelka (53) wissen. „Natürlich da, wo die Familie ist“, antwortet er als pflichtbewusster Familienvater. Aber welches Land auf unserer Erde denn das schönste ist, insistieren wir. Doch er will sich nicht festlegen, es gebe so viele herrliche Ecken auf der Welt, sagt er, und er muss es schließlich wissen, er hat ja viele von ihnen gesehen, und dann nennt er doch zwei Länder, die unterschiedlicher nicht sein könnten: „Island und Thailand.“
Ja, die Welt ist schön, und Kaudelka hat sie gesehen. Er hat Europas mächtigsten Wasserfall bestaunt, den Dettifoss auf Island. Er hat vor Ko Karutao geschnorchelt, im Unterwasserparadies einer der unberührtesten Inseln zwischen Thailand und Malaysia. Und er hat auf dem Kala Patthar gestanden und gebannt auf die Wände der Achttausender mit Mount Everest und Lhotse geblickt. Nebenbei bemerkt: Mit seinen mickrigen 5675 Metern Höhe gilt der Kala Patthar in Nepal nicht einmal als Berg (zum Vergleich: der Montblanc, höchster Berg der Alpen, misst 4810 m). „Es gab immer so viele Orte, die ich sehen wollte, unbedingt sehen wollte“, sagt Kaudelka.
Nie dieses Heimatgefühl
Und diese Sehnsucht hat er sich erfüllt. Seit 26 Jahren ist der Hagener aus Boelerheide als Reiseleiter weltweit auf Tour, 2003 wanderte er nach Thailand aus, wo sich die Liebe zum Land, zu einer Frau und zu seinem Beruf auf wunderbare Weise vereinigten. „Ich war schon vorher so viel unterwegs, dass ich gar nicht mehr da war“, beschreibt er seinen Auszug aus Hagen: „Ich hatte nie dieses Heimatgefühl, das andere Leute dazu zwingt, zu Hause zu bleiben. Ich weiß nicht, warum ich es nicht habe, aber sein Fehlen war immer sehr hilfreich für mich.“
Nach dem Abitur studierte Kaudelka Völkerkunde, Philosophie und Politikwissenschaften, ehe es ihn zum Hagener Reiseveranstalter Wikinger verschlug. Sein erster Einsatz war eine Rad- und Kanuwanderung im schwedischen Östergötland, es folgten Aufträge in Grönland, Hawaii, Griechenland, Zypern oder Neuseeland. 1996 zog er für sechs Jahre nach Kathmandu, die Hauptstadt Nepals, und organisierte dort Trekkingreisen. Wenn es ihm zu kalt wurde, flog er nach Thailand: „Dort habe ich mich aufgewärmt“, lächelt Kaudelka.
Atemberaubend schönes Land
Nachdem er ein Jahr lang als Trainee alle Abteilungen bei Wikinger kennengelernt hatte, wurde er gefragt, ob er nicht eine Agentur für Wander- und Erlebnisreisen in Thailand aufbauen wolle. Und Kaudelka, der noch immer kein Heimatgefühl verspürte, sagte ohne Umschweife zu. Seitdem lebt er in Krabi, lernte die Frau seines Lebens kennen, wurde zweimal Vater und organisiert und betreut Reisen zu den schönsten Flecken eines ohnehin atemberaubend schönen Landes. „Thailand ist ein zutiefst konservatives, selbstbewusstes Land mit einer sehr alten Kultur. Vieles hat mich sprachlos gemacht.“
Kaudelka vermittelt den Eindruck, als könne ihn so schnell nichts aus seiner inneren Balance reißen. Als Reiseleiter muss er vom Kofferträger bis zum Psychologen zahlreiche Eigenschaften besitzen, er muss mit schwierigen, anspruchsvollen Kunden umgehen können, damit zurechtkommen, ständig im Mittelpunkt zu stehen und nicht zuletzt selbst von dem, was er sieht und erlebt, begeistert sein: „Aber das ist nicht schwer, wir bewegen uns ja ständig vor Ausnahmekulissen und in Ausnahmestimmung. Das Gruppen- ist mindestens ebenso wichtig wie das Reiseerlebnis.“ Am Ende der Reisesaison sei sein Kopf dann voll mit Eindrücken und gleichzeitig seltsam leer.
Engagement für Nachhaltigkeit
Kaudelka setzt sich für nachhaltigen Tourismus ein. Gemeinsam mit seiner Frau hat er den thailändischen Ableger der Umweltorganisation „Trash Hero World“ gegründet, organisiert Strandreinigungen und verteilt Beutel aus recyvlefähigem Material. Für sein Engagement hat er bereits zwei Umweltpreise der thailändischen Krone gewonnen. Er wolle ein Bewusstsein dafür schaffen, dass unsere Welt die einzige ist, die wir haben, sagt er: „Leider verhalten sich viele Menschen so, als würde eine Ersatz-Erde bereitstehen.“ Viele Menschen hätten verlernt, die Welt als das zu erleben, was sie ist.
Erhalt der Artenvielfalt
Peter Kaudelka beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Freitauchen, Fotografieren und Ukulele spielen.
Er setzt sich ein für nachhaltigen Tourismus und den Erhalt der Artenvielfalt tropischer Wälder. Zudem interessiert ihn die Gestaltung tropischer Gärten.
Trotz Internet sei unsere Erde – die einzige, die wir haben – riesengroß und geheimnisvoll. Es gebe so viel zu entdecken, sagt Peter Kaudelka.