Umud Onur Atabas aus Hohenlimburg wollte eigentlich mit der Bahn pendeln - aber wegen zweier Tarifzonen müsste er dafür viel Geld bezahlen.

Hohenlimburg. Lieber umweltfreundlich die Bahn nutzen, statt mit dem Auto zu fahren. Das wollte Umud Onur Atabas, als er seine Lehre bei Thyssen Krupp in Hohenlimburg begann. Dabei stieß er jedoch schnell auf Probleme, die er deshalb hat, weil er in Hohenlimburg wohnt.

Die Ausgangslage

Umud Onur Atabas ist Azubi im ersten Lehrjahr bei Thyssen Krupp und befindet sich derzeit in einer außerbetrieblichen Ausbildung in Letmathe, gemeinsam mit rund 130 weiteren Auszubildenden aus Hagen und Umgebung. Eigentlich wollte Atabas deshalb mit der Bahn pendeln. „Es ist schließlich nur eine Haltestelle.“ Aber der Hohenlimburger muss zusätzlich ein bis zwei Mal pro Woche nach Hagen zur Berufsschule fahren. Und Fahrten sowohl nach Hagen als auch nach Letmathe werden schnell teuer – wenn er die Bahn nutzen will.

Die Probleme

Denn Hohenlimburg liegt genau an der Grenze zwischen den Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr und Westfalen-Lippe. Deshalb greift ab Letmathe der Westfalentarif. Die Kosten für ein Monatsticket: Rund 110 Euro. „Und das dafür, dass ich werktags nur eine Haltestelle in die eine oder andere Richtung fahre“.

Umud Onur Atabas ist Azubi und wollte eigentlich per Bahn zum Betrieb pendeln. Nun nutzt er lieber eine Fahrgemeinschaft.
Umud Onur Atabas ist Azubi und wollte eigentlich per Bahn zum Betrieb pendeln. Nun nutzt er lieber eine Fahrgemeinschaft. © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Der Aufwand sei ihm, im Vergleich zum Auto, zu hoch. Und nicht nur ihm: Viele seiner Azubi-Kollegen bilden Fahrgemeinschaften, um nicht auf die Bahn angewiesen zu sein, sagt Atabas. In Hagen angekommen, fehle es vor der Berufsschule dann an Parkplätzen. „Ich verstehe ja, dass die Politik den Individualverkehr nicht mit mehr Parkplätzen stärken will“, so Atabas, „Aber warum ändern sie dann nicht so weit die Bedingungen, dass wir auf den Zug umsteigen?“

Die Lösungen

Uli Beele, Sprecher des Nahverkehrs Westfalen-Lippe, ist die Problematik bewusst. „Wir haben seit 2017 nur noch drei große Verkehrsverbünde in NRW. Vorher waren es fünf“, sagt Beele. „Aber irgendwo endet der Tarifraum.“ Dennoch gebe es ab August erstmals ein flächendeckendes Azubi-Ticket für ganz NRW. Kosten: Etwa 80 Euro pro Monat.

Grundsätzlich ein Angebot, das auch Umud Onur Atabas interessant findet, wie er sagt. Aber: „Ich habe eine andere Lösung gefunden und werde nicht auf das neue Ticket umsteigen“.

Der Auszubildende hat das Problem für sich so gelöst, dass er in Hohenlimburg mit einem Kollegen aus seinem Lehrjahr eine Wohngemeinschaft gegründet hat. Gemeinsam fahren sie jede Woche mit dem Auto nach Letmathe oder Hagen und teilen sich vor Ort die Parkkosten. Trotz Azubi-Ticket sei diese Lösung für ihn attraktiver. Zumindest in den kühleren Monaten. „Wenn es warm ist, fahre ich von Hohenlimburg die vier Kilometer nach Letmathe häufig mit dem Rad – das ist schneller als mit dem Auto.“

IG Metall Hagen- Azubi-Ticket zu teuer

Auf Anfrage erklärt die IG Metall, 80 Euro pro Monat seien zu hoch für ein Azubi-Ticket.

„Viele unserer Azubis müssen mit unter 1200 Euro brutto im Monat auskommen. Da wird das Geld schnell knapp“, sagt Kevin Schmitz, Jugendsekretär IG Metall Hagen. Er betreut rund 600 Azubis aus der Region. Mindestens ein Drittel davon würde die Bahn nutzen, wenn es preislich attraktiv wäre, schätzt Schmitz.

Eine tarifpolitische Lösung für günstige Bahntarife habe die IG Metall aber bislang nicht.