Hagen. Das kultige Musical „Rocky Horror Show“ wird am Samstag, 29. Juni, zum letzten Mal in Hagen gezeigt – nach mehr als sieben Jahren.
Nach mehr als sieben Jahren fällt am Samstag der Vorhang nach der „Rocky Horror Show“ zum letzten Mal. „Nach der 43. Vorstellung und bis heute 30.636 Zuschauern ist Schluss“, blickt Tillmann Schnieders mit Wehmut in der Stimme zurück. Der Musicaldarsteller, der seit zehn Jahren am Hagener Theater beschäftigt ist, stand in fast jeder der Vorstellungen mit auf der Bühne. „Anfangs als Rocky, in dieser Spielzeit als Riff Raff“, so der 41-Jährige, für den der Erfolg der „Rocky Horror Show“ – und das vom ersten Tag an – keine große Überraschung war.
Kultstatus seit 1975
„Es ist keine übliche Theateraufführung, sondern ein Happening auf und vor der Bühne“, begeistert sich Schnieders für das schräge Musical noch heute. Sogar Menschen, die sonst nie ins Theater gehen würden, hätten sich „Rocky“ angeschaut, vermutlich, da sie damit ihre eigene Jugend verbinden würden.
Zum Hintergrund: Das Musical „Rocky Horror Show“ von Richard O’Brien wurde 1973 in London uraufgeführt, nur zwei Jahre später wurde die Verfilmung „The Rocky Horror Picture Show“ in die Kinos gebracht, ab ‘75 erreichte dann auch das Musical mit den bekannten Songs „Let’s Do the Time Warp Again“ und „Sweet Transvestite“ Kultstatus.
Mit Strapsen und in High-Heels
Um was es geht in dem frech-frivolen Stück? Ein Paar sucht nach einer Autopanne Hilfe bei den Bewohnern eines nahe gelegenen Schlosses. Dort treffen die jungen Leute auf den exzentrischen Wissenschaftler und Transvestiten Dr. Frank N. Furter, auf das von ihm erschaffene, muskelbepackte blonde Wesen Rocky und den Diener Riff-Raff. Und dann gibt die Geschichte, die von Verwandlung, Mord und Rettung handelt, richtig Gas.
Auch ins Hagener Theater sind stets zahlreiche Zuschauer thementypisch verkleidet zur Kult-Show aufmarschiert – mit Strapsen und in High-Heels oder in Lack und Leder. „Daher war auch kein Abend wie der andere“, versichert Tillmann Schnieders. „Du weißt ja nie, wo die Hardcore-Fans, die ausgelassen mitsingen und -tanzen, sitzen. Du schaust in eine Richtung und siehst dich beziehungsweise deine Rolle als Double.“
In dieser Spielzeit war Guildo Horn, der in fast jeder Aufführung den Diener Riff Raff gespielt hat, nicht dabei. „Er wollte etwas Neues machen“, sagt Schnieders, „aber natürlich kommt Guildo Horn im Dezember wieder mit seiner Weihnachtsshow nach Hagen.“
10.195 Rocky-Tüten verkauft
Apropos Hagen, wo „Rocky“ am 14. Januar 2012 Premiere feierte: Der damalige Intendant Norbert Hilchenbach hatte das Musical schon am Osnabrücker Theater auf die Bühne gebracht, „und auch dort war der Erfolg gigantisch“, sagt Schnieders. Extra zum Jubiläum „100 Jahre Theater Hagen“ hatte sich Hilchenbach dann die Neuproduktion des Kult-Musicals aufgehoben.
Auslastung liegt bei 93,5 Prozent
„Die Publikums-Auslastung liegt bei 93,5 Prozent – und das auch noch nach über sieben Jahren. Das ist bombastisch“. Ein in puncto Erfolg vergleichbares Stück gebe es am Hagener Haus nicht, „da kommt auch nicht der Publikumsliebling ,Blues Brothers’ mit“, fährt der 41-Jährige fort. Was ihn – Tillmann Schnieders – immer besonders rund um die schräge Show fasziniert hat? „Wie begeistert viele Zuschauer auf die ,Rocky’-Tüten reagieren.“ Insgesamt wurden 10.195 Gag-Tüten verkauft. Gefüllt sind die Tüten mit einer Mini-Wasserpistole, Toilettenpapier, Bierdeckeln anstelle von Toastbrot, Reis, einem Knicklicht und einem Programmheft in Zeitungsformat. „Echte Fans wissen längst, wann welches Utensil zum Einsatz kommt“, lacht Schnieders.
Zwei Gastspiele in der Region
Übrigens: In der kommenden Spielzeit macht die Hagener Rocky Horror Show noch zwei Abstecher in die Nachbarschaft, sprich, es werden zwei Gastspiele (am 20. September in Remscheid und am 19. November in Leverkusen) gegeben.
„Und einen definitiven Abspielbescheid seitens unserer künstlerischen Leitung gibt es derzeit noch nicht“, schmunzelt Tillmann Schnieders. Vielleicht wird die Hagener „Rocky Horror Show“ vom Hagener Haus ja doch noch nicht ein für alle Mal begraben.