Ein Fünftel der Hagener hat also keinen deutschen Pass. Nimmt man noch die Hagener hinzu, die eingebürgert wurden oder die mit deutschem Pass einen Migrationshintergrund haben, dann wirkt die Zahl noch höher. Droht da die Spaltung der Gesellschaft? Der Verlust der Hagener Identität? Nein!

Probleme und Herausforderungen der Migration müssen klar benannt werden. Es muss auch deutlich gesagt werden, dass Armutszuwanderung – so verständlich sie aus Sicht der Betroffenen sein mag – Grenzen haben muss. Ansonsten wird die Integrationskraft einer Kommune wie Hagen überfordert.

In vielen Rollen präsent

Aber zu meiner ganz persönlichen Hagener Realität gehört auch: Die Angestellte in der Apotheke, die mich super berät und deren Kopftuch mir – ehrlich gesagt – völlig egal ist. Der Hagener Rechtsanwalt mit türkischem Namen, der vor Gericht die deutschen Rechte verteidigt. Der Unternehmer mit ausländischen Wurzeln, der Mut für seine Geschäftsidee bewiesen hat und Arbeitsplätze schafft. Die vielen Eltern mit Migrationshintergrund, die sich in Kita-Beiräten und Schulpflegschaften oder schlicht bei Arbeitseinsätzen engagieren. Oder die vielen, vielen Schüler mit „ausländischen Namen“, die jetzt ihre Abi-Zeugnisse erhalten.

Kontakte vertiefen

Wir vergessen zu oft, dass es dieses „Migranten-Bürgertum“ gibt, dass es ein stabilisierender Faktor unserer Hagener Gesellschaft ist. Fraglich ist, ob es schon genug Kontakte zwischen „Bio-Deutschen“ und Migranten gibt. Ob Politik, Verwaltung, Wirtschaft oder Vereine und Verbände: Wir alle tun gut daran, sie noch weiter für diesen großen Teil unsere Gesellschaft zu öffnen.

Das wird auch bedeuten, dass es Veränderungen geben wird. Migranten bringen etwas mit aus ihrem Leben, ihren Traditionen, ihren Werten. Damit geht aber die Hagener Identität nicht verloren, sie entwickelt sich weiter.