Hagen. . Bislang behauptet der Angeklagte, sein Beifahrer habe auf den Bandido geschossen. Jetzt spricht jener Beifahrer als Zeuge.
Der Rockerprozess, in dem es darum geht, dass ein Kfz-Gutachter (58), der zugleich Freeway-Rider-Mitglied ist, auf offener Straße auf ein Mitglied der verfeindeten Bandidos geschossen haben soll: Am Montag saßen drei Polizeibeamte, die Schmauchspuren gesichert und zum Teil GPS-Daten ausgewertet hatten, am Landgericht im Zeugenstand. Am Freitag könnte es richtig spannend werden.
Vorwurf: Am Steuer geschossen
„Versuchter Totschlag“ lautet die Anklage, doch das Schwurgericht hatte bereits am ersten Verhandlungstag vor vier Wochen zu verstehen gegeben, dass eventuell auch eine Verurteilung wegen versuchten Mordes in Betracht kommen könnte. Im Bandenkrieg zwischen den rivalisierenden örtlichen Freeway Riders mit den Bandidos um die Vorherrschaft am Standort Hagen war am 5. Oktober auf der Frankfurter Straße aus einem 1er-BMW heraus geschossen worden. Der Schütze soll der angeklagte Schadengutachter gewesen sein, der seinerzeit am Steuer saß. Die Kugel traf einen 26-Jährigen, der zu dem Zeitpunkt vor dem Bandido-Treffpunkt „Café Babylon“ stand. Er brach, lebensgefährlich in den Bauch getroffen, zusammen. Zwei Wochen lang lag er im Krankenhaus. Beim Opfer handelte es um einen Mann, der einst selbst Freeway war und später dann zu den Bandidos übergelaufen ist. An das Tatgeschehen, so erklärte er als Zeuge, könne er sich nicht mehr erinnern.
Angeklagter weist Schuld zurück
Er habe sich auf den Verkehr konzentrieren müssen und sei deshalb gar nicht in der Lage gewesen, vom Steuer aus zu schießen, sagt der Angeklagte. Er beschuldigt stattdessen seinen Beifahrer, zu einer Pistole mit Schalldämpfer gegriffen zu haben.
Kommenden Freitag, dem dritten Prozesstag, soll dieser Beifahrer, der von der Staatsanwaltschaft nicht angeklagt wurde, als Hauptbelastungszeuge vernommen werden. Von seiner Aussage könnte viel für den Ausgang des Verfahrens abhängen.