Hagen. . 100.000 Euro vergibt der Regionalverband Ruhr für Kulturprojekte an freie Träger, nach Hagen fließt kein Cent. Es hat sich niemand beworben.

Und wieder wird ein überregionaler Fördertopf geleert, ohne dass in Hagen jemand davon profitiert: Von den 100.000 Euro, die der Regionalverband Ruhr (RVR) in diesem Jahr für regionale Kulturförderung vergibt, fließt nicht ein Cent nach Hagen. Der Grund dafür ist einfach, wie RVR-Sprecherin Barbara Klask verriet: „Aus Hagen hat sich niemand beworben. Also kann auch niemand gefördert werden.“

Blicken die Hagener also – wieder einmal – selbstverschuldet in die Röhre? Tayfun Belgin, Leiter des Fachbereichs Kultur im Hagener Rathaus, wiegelt ab: „Wir profitieren von vielen Fördermöglichkeiten“, erklärt er auf eine Anfrage unserer Zeitung und nennt als Beispiel das Kulturfestival Schwarzweißbunt, das seit 2016 jährlich 3000 Euro seitens des RVR erhalten habe.

Route Industriekultur

Der RVR sei zudem Initiator und Betreiber der Route Industriekultur, zu deren Ankerpunkten der Hohenhof zähle, so Belgin. Insofern sei der Hohenhof eingebunden in sämtliche PR-Maßnahmen, die sich auf die Route Industriekultur beziehen: „Hierbei handelt es sich um jährlich aktualisierte Drucksachen, eine stets aktualisierte Homepage, den jährlich neu ausgegebenen Entdeckerpass sowie einen Newsletter zur Route, durch den bspw. auch die Bauhaus-Ausstellung in Hagen angekündigt wurde.“

Auch interessant

Seit dem vergangenen Jahr sei der Hohenhof ebenso in die Radroute eingebunden, die der RVR vielfältig bewerbe. Bei solchen und ähnlichen Unterstützungsmaßnahmen für den Hohenhof „handelt es sich um wichtige PR-Maßnahmen, über die Interesse geweckt und Besucher generiert werden“, so Belgin.

Anträge beim Kulturbüro möglich

Warum sich für die regionale Kulturförderung durch den RVR niemand aus Hagen beworben hat, lässt Belgin offen. Die Hagener Szene könne jedoch beim städtischen Kulturbüro Anträge auf Bezuschussung entsprechend der „Richtlinien für die Förderung der freien Kulturarbeit“ stellen, Formulare und Richtlinien seien auf der Webseite veröffentlicht.

Tatsächlich finden sich dort Links, die zum kaum überschaubaren Förderkatalog des NRW-Kultursekretariats, einer öffentlich-rechtlichen Kulturförderinitiative von 21 Städten, der auch Hagen angehört, und weiteren Programmen führen.

Bürokratischer Aufwand

Der mit Förderanträgen bei solchen Institutionen verbundene bürokratische Aufwand schreckt frei schaffende Künstler häufig ab. Viele wissen nicht einmal von derartigen Unterstützungsmöglichkeiten, denn wer nicht zufällig auf den Internetseiten des Hagener Kulturbüros unterwegs ist, wird schwerlich erfahren, wo er Geld für freie Kulturarbeit erhalten kann.

Förderung grundsätzlich für alle Sparten

2016 stellte der Regionalverband Ruhr erstmalig einen Fördertopf mit 70.000 Euro insbesondere für freie Kulturträger zur Verfügung.

2017 wurde diese Summe um 30.000 Euro aufgestockt.

Die Förderung kann für alle Sparten und Bereiche der regionalen Kultur gewährt werden. Der Förderschwerpunkt soll bei Gemeinschaftsprojekten in der Off-Kultur sowie bei Kooperationsprojekten freier Träger mit öffentlich-rechtlich getragenen Kultureinrichtungen liegen.

Ziel ist es, wie der RVR schreibt, den weiteren Ausbau interdisziplinärer und kooperativer Arbeits- und Produktionsweisen nachhaltig zu forcieren.

So hat Bernward Steinkühler, Macher des Kurzfilmfestivals „Eat my shorts“, eher nebenbei von der regionalen Kulturförderung durch den RVR erfahren: „Ein Regisseur hat mir den Tipp gegeben. Dann habe ich im Internet recherchiert und mich beworben.“ Zweimal, in den Jahren 2017 und 2018, hat der RVR das Festival mit insgesamt 5000 Euro bezuschusst. „Für mich ist die Förderung ganz wichtig“, sagt Steinkühler.

In diesem Jahr wird er nicht in den Genuss der Förderung kommen, Steinkühler hat die Bewerbungsfrist verpasst. Das ist zwar ein selbstverschuldeter Fauxpas, passt aber ins Bild, wenn es um Kulturförderung in Hagen geht.