Breckerfeld. . Mit 90 Jahren ist Günter Bühren ältester Bauernschütze. Im Zug am Samstag fährt er auf dem Altenwagen zum Bauernvogelschießen.

Es gibt viele Geschichten und Anekdoten. Geschichten, die sich ereignet haben. Geschichten, die überliefert worden sind und sich entwickelt haben. Zum Teil sind diese Geschichten aufgeschrieben, zum Teil sind sie so alt, dass heute niemand mehr lebt, der sie bestätigen könnte. Aber doch gibt es einen unter den Bauernschützen der so etwas ist, wie ein menschgewordenes Vereinsarchiv. Günter Schur, Bauernschaft Bühren II, 90 Jahre alt.

Dieser Mann ist ein Archiv, das von Jahr zu Jahr stetig weiter wächst. Denn auch am kommenden Samstag, wenn die Bauernschützen vor der Vereinsgaststätte Mähler an der Denkmalstraße in aller Frühe antreten, wird Günter Schur wieder dabei sein. Weil er für sein Alter noch richtig fit ist, wird er immer wieder ein paar Meter marschieren, wenn die Bauernschützen zu Fähnrich, König und schließlich zum Schießen ziehen. Und er wird sich dann, wenn seine Füße eine Pause brauchen, auf den sogenannten Altenwagen setzen, der dafür sorgt, dass auch jene, die nicht so gut zu Fuß sind, diesen so besonderen Tag in Gänze miterleben können.

Pferdewagen mit Gummireifen

Würdenträger werden im Festzelt gefeiert

Die Bauernschützen feiern ihr Schützenfest von Freitag, 24. Mai, bis Sonntag, 26. Mai.

Geschossen wird am Samstag, 25. Mai. Die neuen Würdenträger werden im Festzelt gefeiert.

Tickets gibt es im Raiffeisenmarkt, im Haus Mähler sowie bei Elektro Schur.

„Früher“, sagt Günter Schur, der 1949 zum ersten Mal mit blauem Kittel durch die grüne Landschaft gezogen ist, „da war das noch ein Pferdewagen mit Gummireifen. Heute wird er ja von einem Traktor gezogen.“

Mit diesen Altenwagen ist Günter Schur im letzten Jahr zum ersten Mal gefahren. „Aber der Anstieg, der sich nach Langscheid hochzog, war schon ziemlich steil“, sagt Günter Schur. Er steigt auf, er genießt die Gemeinschaft. „Das ist für uns ältere Bauernschützen unheimlich wichtig. Der Wagen gibt uns das Gefühl, dass wir dazugehören. Und so ist es ja auch.“

Gute Versorgung auf dem Wagen

Vorstand und ältester Bauernschütze vor dem „Haus Mähler“ (von links): Matthias Schnepper, Harald Wortmann, Dirk Kückelhaus, Olaf Schemberg, Wolfgang Falkenroth, Günter Schur, Martin Mickenhagen-Cox und Dirk Abel.
Vorstand und ältester Bauernschütze vor dem „Haus Mähler“ (von links): Matthias Schnepper, Harald Wortmann, Dirk Kückelhaus, Olaf Schemberg, Wolfgang Falkenroth, Günter Schur, Martin Mickenhagen-Cox und Dirk Abel. © Jens Stubbe

Die Versorgung, so versichert Schur, sei auf dem Wagen durchaus gut. Und so gibt es reichlicht Gelegenheit, über alte Zeiten zu sprechen und über mögliche neue Würdenträger zu spekulieren. „Früher hat uns die Straßenbahnkapelle aus Hagen begleitet“, sagt Schur, „die haben beim Umzug, am Abend beim Fest und auch noch am nächsten Tag gespielt. Für den König gab es keine Pause. Der hat die Nacht durchgemacht. Sonntagmorgens haben wir ihn irgendwann nach Hause gebracht.“

Ein Ur-Breckerfelder mag Schur nach all den Jahren geworden sein. Ursprünglich aber ist er aus Ostpreußen nach dem Krieg in die Hansestadt gekommen. „Mein Onkel lebte zu der Zeit bereits auf Sonnenschein“, sagt Schur, „ich selbst bin noch in den Volkssturm gezogen worden, geriet mit 16 Jahren in Gefangenschaft. Meine Familie hatte vereinbart, dass wir uns in Breckerfeld beim Onkel wiedertreffen, falls wir uns verlieren.“

Von Schützen sofort aufgenommen

In Reihe und Glied mit Blaskapelle: Dieses Bild aus dem Archiv von Günter Schur zeigt die Bauernschützen Breckerfeld Anfang der 50er Jahre.
In Reihe und Glied mit Blaskapelle: Dieses Bild aus dem Archiv von Günter Schur zeigt die Bauernschützen Breckerfeld Anfang der 50er Jahre. © Bauernschützen

Schur kommt, bleibt, kümmert sich um die drei Kühe, die der Onkel besitzt, er wird Dreher, und er tritt bei den Bauernschützen ein. „Da bin ich sofort super aufgenommen worden“, sagt Schur.

Ein Umstand, der sich übrigens bis heute nicht geändert hat. „Was wir machen, ist gelungene Integration“, sagt Wolfgang Falkenroth, der Vorsitzende der Bauernschützen. „Auch heute geht es uns ja darum, die Nachbarschaften und den Zusammenhalt zu stärken. Wer bei uns mitgehen möchte, braucht lediglich eine eigene Hausnummer im Außenbereich. Wie lange er da schon wohnt, spielt keine Rolle.“

Einzige kleine Einschränkung: Erst nach fünf Jahren dürfen Neu-Mitglieder am Schießen teilnehmen.