Haspe. . Nicht die soziale Herkunft soll an der Gesamtschule Haspe über den weiteren Weg der Schüler entscheiden, sondern ihre individuellen Fähigkeiten.

Fatlinda Sainovic (18) hat einen Traum: „Ich möchte Medizin studieren und Ärztin werden.“ Eine solche Laufbahn ist ihr nicht in die Wiege gelegt, Bildung spielte in ihrer aus dem Kosovo stammenden Familie keine herausragende Rolle: „Obwohl meine Eltern mich anspornen und sagen, ich solle versuchen, mein Ziel zu erreichen.“

Die Osterferien hat Fatlinda, die die Gesamtschule Haspe besucht, im Evangelischen Krankenhaus verbracht und ein freiwilliges Praktikum in der Unfallchirurgie absolviert. Ihr Ehrgeiz und ihre Fähigkeiten sind es, die die junge Frau hartnäckig an der Verwirklichung ihres Traums arbeiten lassen.

Für Chancengleichheit

Fatlinda Sainovic profitiert aber auch vom Talent-Scouting-Programm der Landesregierung, das vor acht Jahren mit der Absicht gestartet wurde, die Chancengleichheit für Schüler unterschiedlicher Herkunft herzustellen. Mehr als 70 im NRW-Zentrum für Talentförderung zertifizierte Talentscouts begleiten talentierte Oberstufenschüler beim Übergang in die Berufsausbildung oder ein Studium bis hinein in den Beruf.

An der Gesamtschule Haspe gipfelte dieses Programm jetzt in einem Kooperationsvertrag zwischen der Lehranstalt und der Hochschule Bochum, in der beide Seiten eine enge Zusammenarbeit im Bereich der Talentförderung vereinbarten.

Der Talentscout

An der Gesamtschule sind vor allem zwei Personen für das Programm zuständig: Lehrerin Svenja Struth und Adnan Kurspahic, Talentscout der Hochschule Bochum und selbst Kind aus einer Gastarbeiterfamilie.

Er kommt regelmäßig nach Haspe, um Fatlinda Sainovic und andere Schüler, in denen Potenziale schlummern, bei der Verwirklichung ihrer Ziele zu unterstützen. „Nicht die familiären Hintergründe oder die soziale Herkunft sollen über den weiteren Weg der Schüler entscheiden, sondern ihre individuellen Talente und Fähigkeiten“, so Kurspahic.

Vertrauensvoller Austausch

Der Pädagoge von der Hochschule setzt auf eine enge Zusammenarbeit und einen intensiven, vertrauensvollen Austausch mit den Schülern. Die Begleitung durch die Scouts ist langfristig angelegt und dauert über die Schulzeit hinaus an. „Die Gespräche machen mir Mut und motivieren mich“, berichtet Xenia Landel, die ebenfalls an der Talentberatung teilnimmt.

Nach den Worten von Svenja Struth ist das Talent-Scouting ein Prozess, bei dem sich mit der Zeit Ergebnisse herauskristallisieren: „Wenn wir die Listen mit den Beratungsterminen aushängen, sind die direkt ausgebucht.“

Talentförderung für alle

In der Kooperationsvereinbarung mit der Hochschule Bochum wurde vereinbart, dass grundsätzlich allen Schülern, die das Abitur oder Fachabitur anstreben, die Möglichkeit zusteht, an der Talentförderung teilzunehmen. Insbesondere Schülern „aus Nicht-Akademiker-Familien, aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte sowie aus einkommensschwachen Familien“ sollen „Perspektiven und Zugänge für ein Hochschulstudium oder eine qualifizierte Berufsausbildung“ eröffnet werden.

Es sind junge Talente wie Fatlinda Sainovic, deren Träume durch diese Zusammenarbeit einmal in Erfüllung gehen könnten.