Breckerfeld. . Der Kegelclub Erholung fiert sein 90-Jähriges Bestehen. Zweimal pro Monat kegeln die Breckerfelder Herren.
Was man eben so unter Erholung versteht. „Das Klönen, das Quatschen, das Meckern“, sagt Dietmar Möller, der vor Kopf mit dem Blick auf die Bahn Platz genommen hat.
„Kegelclub Erholung“ heißt er, dieser Zusammenschluss von derzeit zwölf Herren im besten Alter. Zweimal im Monat erholen sie sich im Haus Mähler. Und erhalten damit eine Tradition, die es seit 90 Jahren gibt.
Aufnahme nach strengem Ritual
Adolf Reibert ist derjenige, der sich am längsten dieser besonderen Art der Erholung hingibt. Erholsamer ist es geworden in all den Jahren. Auch, weil sich die Gewohnheiten gewandelt haben. „Zehn Pils und zehn Schnäpse waren früher keine Seltenheit“, sagt Reibert, seit stolzen 52 Jahren Kegler im Club, und grinst „Und dann sind hier einige nach Hause, und man hat ihnen nichts angemerkt.“ Heute sind sie ruhiger geworden, die Männer von der Kegelbahn.
Satzung regelt Miteinander und den Ablauf der Abende
In einer eigenen Satzung hat der Kegel-Club „Erholung“ das Miteinander und den Ablauf der Kegelabende geregelt.
Darin ist beispielsweise festgehalten, dass der Präsident befugt ist, politische Diskussionen nach fünf Minuten abzubrechen.
Auch wer wann eine Runde geben muss, ist festgeschrieben.
Der Kegelclub Erholung besteht aus Ulrich Hackenberg, Klaus Baumann, Dr. Karl-Heinz Hagebeucker, Dr. Jorg Saga, Bernd Sander, Adolf Reibert, Dietmar Möller, Peter Vossen, Wolf Schmidt, Wolfgang Lausberg, Klaus Hoppe und Claus Hoffmann.
Ruhiger mögen sie geworden sein, aber keinesfalls leiser. „Von der Regional- bis zur Weltpolitik haben wir hier alles drauf“, sagt Wolfgang Lausberg, der Benjamin am Kegeltisch, der trapezförmig in Richtung Bahn zuläuft. Vor einem Jahr ist er in diesen schon fast erlauchten Kreis aufgenommen worden. Zwei Jahre nachdem auch der ehemalige Bürgermeister Klaus Baumann sich dem Ritual stellte – dreimal mitkegeln, dann ein schriftlicher Antrag, dann entscheidet die Gemeinschaft bei maximal zwei Gegenstimmen in geheimer Abstimmung über die Aufnahme. „Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich mich zu Hause bereit halten musste und erst gerufen wurde, als die Entscheidung gefallen war“, sagt Claus Hoffmann, der seit 27 Jahren mitkegeln darf.
Kegelbrüder starten im Mai 1929
Gestartet sind die ersten Kegelbrüder im Mai 1929 unter ihrem Gründungspräsidenten Carl Schmale, der dieses Amt bis 1954 inne hatte. „Damals wurde aus der Bürgergesellschaft ,Erholung’ ein Kegelclub“, so Dietmar Möller, lange Jahre Vorsitzender des TuS Breckerfeld, „gekegelt wurde dann in der Gaststätte ,Zur Krone’ an der Frankfurter Straße – dort, wo sich heute das Fitnessstudio befindet.“
Alle 14 Tage kommen die Herren, die einst den unterschiedlichsten Berufen (Zahnarzt, Arzt, Sparkassen-Leiter, Geschäftsführer, Bürgermeister) und nun beinahe ausnahmslos Rentner sind, zusammen. „Unbescholtene Männer“ - so ist es in der Satzung vermerkt, müssen die Mitglieder sein, die sich nicht nur zum eigentlichen Kegeln treffen. „In den kegelfreien Wochen haben wir Stammtisch“, sagt Möller. „Daneben organisieren wir gemeinsam Fahrten und Ausflüge – wir waren unter anderem in Straßburg, haben eine exklusive Führung durch den Bundestag in Berlin bekommen und in Bonn.“
Handynutzung ist begrenzt
Vieles ist geregelt, wenig wird dem Zufall überlassen. Seit einigen Jahren auch – daran hatten die Gründerväter offenbar nicht gedacht – die Nutzung von Smartphones an den Kegelabenden. „Ein Handy darf maximal vier Minuten genutzt werden“, so Jorg Sager. Was einigen an Champions-League-Abenden jedoch schwer fällt.
Ach ja: Gekegelt wird übrigens auch. Und zwar nach einem festen Ritual. „Die Abfolge unserer Kegelspiele, bei denen wir stets den besten Aktiven des Abends küren, ist immer gleich“, erklärt Dietmar Möller, „der Tagessieger erhält den Silberpinn.“