Hagen. Das gab es bundesweit: Viele Hartz-IV-Bezieher haben den falschen Status. Warum dies in Hagen besonders durchschlägt, erklärt die Behördenchefin.

Die Entwicklung läuft völlig gegen den Trend in Bund und Land: In Hagen ist die Zahl der Arbeitslosen im April stark angestiegen: 544 arbeitslose Frauen und Männer mehr als noch im März wurden gezählt, die Quote stieg massiv von 9,3 auf 9,9 Prozent an. Doch dabei gehe es gar nicht tatsächlich um mehr Arbeitslose, sondern um Fehler in der Datenerfassung, die man behoben habe, sagt Arbeitsagentur-Chefin Maren Lewerenz. Kurz gefasst: Es wurden in großer Zahl Hartz-IV-Empfänger gefunden, deren Status im System nicht „arbeitslos“ sondern „arbeitssuchend“ war.

Die Fehler in der Erfassung gab es bundesweit, doch nur in wenigen Arbeitsagenturen schlugen die Zahlen jetzt im April so massiv durch wie in Hagen. „Das liegt daran, dass wir sofort gehandelt haben, als der Bericht des Bundesrechnungshofes bekannt geworden ist und eine Task-Force eingesetzt haben, die das Ganze auch akribisch abgearbeitet hat“, sagt Maren Lewerenz. „Die entsprechende Weisung durch die Arbeitsagentur-Zentrale in Nürnberg kam erst später.“ In anderen Agenturbezirken werde es die Effekte daher wohl verspätet oder aber über Monate verteilt geben. „Wir haben in einem Zug alle Fälle überprüft.“

Bundesrechnungshof findet Fehler

Auf das Phänomen waren Prüfer des Bundesrechnungshof gestoßen. Hart-IV-Bezieher, die etwa in einer Qualifizierungsmaßnahme stecken, gelten nicht als arbeitslos und fließen somit auch zum Beispiel nicht in die Arbeitslosenquote ein. Ihr Status ist vielmehr arbeitssuchend. wenn die Maßnahe beendet ist und sie weiter keinen Job haben, muss der Status aber wieder auf „arbeitslos“ geändert werden. Das ist oft nicht geschehen.

Maren Lewerenz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen.
Maren Lewerenz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. © Michael Kleinrensing

Wie konnte es bundesweit dazu kommen? Es gibt laut Bundesagentur verschiedene Gründe: Es könnten tatsächlich Versäumnisse bei Mitarbeitern vorgelegen haben. Es gebe aber auch Fehlerquellen in der Systematik: So dürfe der Status erst nach einem persönlichen Gespräch mit dem Hartz-IV-Bezieher geändert werden. Wenn der aber verschoben werde, bleibe es beim falschen Status. Hagens Arbeitsagentur-Chefin Maren Lewerenz hofft nun auch auf Nachbesserungen in der EDV: Die Programm sollten so geändert werden, dass die Mitarbeiter an die Änderung des Status erinnert werden. „Die Mitarbeiter sind sensilbilisiert, aber vielleicht müssen wir hier auch das Vier-Augen-Prinzip einführen.“

Eigentlich ein erfolgreicher April

Lässt man die Datenerhbungs-Fehler außen vor, dann gab es einen recht erfolgreichen April auf dem Hagener Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen , so die Arbeitsagentur, sei bei konjunkturrelevanten Kurzzeitarbeitslosen – im Verwaltungsdeutsch: Rechtskreis SGB III – um 1,0 Prozent auf jetzt 2210 zurück. In der Grundsicherung (Hartz IV/SGB II) habe allerdings die Datennacherhebung für einen deutlichen Anstieg. Hier stieg die Zahl der Arbeitslosen um 7,9 Prozent auf 7589. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich dadurch um 0,6 Punkte auf 9,9 Prozent. Vor zwölf Monaten waren es 9,4 Prozent.

„Trotz aller Diskussionen über Brexit, Zölle und nachlassende Konjunktur zeigt sich der Arbeitsmarkt weiter von seiner guten Seite“, so Arbeitsagentur-Chefin Maren Lewerenz. „Im Bereich der Arbeitslosenversicherung können wir aufgrund des guten Arbeitsmarktes entweder sehr schnell Menschen in Arbeit bringen oder über eine Vielzahl von Qualifizierungsangeboten neue Integrationschancen eröffnen.“

80 Beschäftigte nach Teilhabechancengesetz

Leider werde die Frühjahresbelebung in den Zahlen durch den statistischen Einmaleffekt in der Grundsicherung überlagert, so Lewerenz „An der besten Beschäftigungslage seit 1999 und vielen neuen Ausbildungsstellen in Hagen hat sich dadurch nichts geändert.“ Auch konnten für Langzeitarbeitslose nach dem neuen Teilhabechancengesetz bereits über 80 Beschäftigungsmöglichkeiten gefunden werden.

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Zum Hintergrund der Daten-Nacherhebung: Im April 2019 erfolgte eine Überprüfung der Kundendatensätze in den Jobcentern mit möglicherweise fehlerhaftem Arbeitsmarktstatus. Die im Vormonatsvergleich erhöhte SGB II-Arbeitslosigkeit sei im Wesentlichen darauf zurückzuführen. Hintergrund waren die Feststellungen des Bundesrechnungshofes über Mängel bei der Erhebung der Arbeitslosigkeit in den Jobcentern bundesweit. Die daraufhin sofort eingeleitete Nacherhebung hatte zur Folge, dass in einigen Fällen der Status der Kunden von „arbeitsuchend“ in „arbeitslos“ umgestellt werden musste, beispielsweise nach Beendigung einer Eingliederungsmaßnahme. Es handelt sich dabei um einen einmaligen statistischen Effekt.

Höhere Nachfrage nach Arbeitskräften

Die Kräftenachfrage in der Volmestadt hat im April um 4,0 Prozent oder 20 auf 525 gemeldete Stellen zugelegt. Im Vorjahresvergleich war es ein unwesentlicher Rückgang um neun Stellenangebote.

Im Bestand der Arbeitsagentur Hagen befinden sich aktuell 2580 Stellen zur Besetzung, 80 weniger als im März. Vor zwölf Monaten waren es 73 mehr gewesen.

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Offene Stellen wurden im März insbesondere von Personaldienstleistern (270), vom Handel (47), dem Gesundheitswesen (36), dem Verarbeitenden Gewerbe (29) und der Logistik (15) gemeldet. Das Baugewerbe hatte aktuell nur vier Angebote.

Die Kurzarbeit entwickelte sich unauffällig. Der Anzeigeneingang über Arbeitsausfälle bei Unternehmen in der Stadt Hagen war nach leichten Bewegungen in den Vormonaten aktuell wieder rückläufig. Auch Voranfragen gab es weniger. Die tatsächlich eingetretene Kurzarbeit blieb unverändert niedrig.

Die Arbeitsmarktdaten, so Lewerenz, sei sind durch die dargestellte Nacherhebung im Bereich der Grundsicherung für den April verzerrt. Die saisonale Belebung hat aber durchaus stattgefunden und verbessert die Chancen für Arbeitslose auf berufliche Integration weiter. Insgesamt bleibt es bei der positiven Gesamteinschätzung.

Für den Mai ist grundsätzlich mit einer Fortsetzung der Frühjahrsbelebung zu rechnen.