Breckerfeld. . Das Ehepaar Papadopulos hört im Restaurant Stippstihe in Breckerfeld nach 15 Jahren auf. Am Ostermontag ist der letzte Öffnungstag.
Vielleicht ist das ein sichtbares Zeichen. Die Bayern-Fahne am kleinen Platz vor der Stippstihe in Breckerfeld, dort wo im Sommer die Menschen mit einem Grillteller und einem kühlen Pils an den Tischen sitzen, sie weht nicht mehr. Und irgendwie ist damit zementiert, was als Gerücht im Ort schon seit Wochen die Runde gemacht hat. Theodora und Athanasios Papadopulos, das Wirtepaar mit griechischen Wurzeln, schließt den Zapfhahn. Endgültig. Am Ostermontag gibt der Wirt die letzte Runde Ouzo in der Stippe — dieser Mischung aus Dorfkneipe und griechischem Restaurant.
Natürlich steht da dieses „Warum“ im (Schank-)Raum. Aber es gibt sie nicht, die eine Antwort. 15 Jahre haben Theodora und Athanasios Papadopulos, der Bayern-Fan, den hier alle nur Sakis nennen, hinter der Theke und in der Küche gestanden. 15 lange, 15 intensive, aber 15 sehr schöne Jahre.
Gesundheitliche Probleme bei Köchin Theodora
„Feindliche Übernahme“ im Sommer 2017
Eine „Stippstihe“ ist ein kneipenähnliches Wirtshaus, in dem einst Fuhrleute verkehrten und zur Entlastung der Tiere die Deichsel aufstippten (aufstützten).
Theodora (47) und Sakis Papadopulos (49) haben die „Stippe“ vor 15 Jahren übernommen.
Über Jahre hinweg war die „Stippe“ beliebter Treffpunkt für viele Breckerfelder. Vereine, Politiker und Elternstammtische zählten zu den Kunden.
Vor der „Stippe“ hatte Fußballfan Sakis stets eine Fahne von Bayern München gehisst.
Lediglich im Sommer 2017 hatte Papadopulos die Rechte an seinem Masten an die Stammgäste Peter Breer und Karl-Hein Belser verkauft. Sie durften eine BVB-Fahne hochziehen.
„Vielleicht muss man einfach aufhören, wenn es am schönsten ist“, sagt Sakis. Aber wer bei diesen Worten genau hinhört, der ahnt, dass da noch mehr ist.
Theodoras Gesundheit zum Beispiel, die Probleme mit dem Rücken und mit den Knien. In der Küche stehen zwei Stühle, damit sie sich zwischendurch immer wieder hinsetzen kann. „Es hilf ja nichts, wenn sie sich hier weiter kaputt macht“, sagt Sakis Papadopulos, „das dankt einem am Ende niemand.“
Schwierigkeiten bei der Personalsuche
Schwierigkeiten, gutes und verlässliches Personal zu finden, sind noch so ein Argument. Probleme mit dem angemieteten Gastraum, in dem es an den kalten Tagen gezogen hat und in dem die Heizkosten immer weiter gestiegen sind, kommen hinzu. Auch die Gäste aus dem Ort, so sagt es Sakis Papadopulos, seien nicht mehr so gekommen, wie es früher einmal der Fall war. „70 Prozent des Umsatzes haben wir mit Kunden von außerhalb gemacht.“
All das und noch ein paar andere Dinge, über die er nicht öffentlich reden möchte, haben dazu geführt, dass es irgendwann „Klick“ gemacht habe. „Man überlegt dann, wofür man diesen Aufwand betreibt“, sagt Sakis Papadopulos, der einräumt, dass er auch immer offen seine Meinung gesagt habe und damit vielleicht mal angeeckt sei, „ich muss nach all den erfolgreichen und guten Jahren ja niemanden mehr etwas beweisen.“
Mit Herzblut und Leidenschaft bei der Arbeit
Und trotzdem ist an den letzten Tagen eine gehörige Portion Wehmut für das Ehepaar, das in Breckerfeld arbeitet und in Ennepetal lebt, im Spiel. „Da würden wir lügen, wenn wir sagen würden, dass das nicht so ist“, sagt Theodora Papadopulos, „dafür haben wir das in all der Zeit mit viel zu viel Herzblut und Leidenschaft gemacht. Es gibt viele schöne Momente, die in Erinnerung bleiben werden.“
Was man noch sagen muss? „Auf jeden Fall wollen wir uns bei unseren treuen Gästen für all die Jahre bedanken“, sagt Theodora Papadopulos, „das ist uns wichtig. Zumal wir ja nicht wissen, wenn wir bis Ostermontag noch sehen.“
Ehepaar sieht Zukunft nicht in der Gastronomie
Was für Theodora und Athanasios Papadopulos nach Ostermontag kommt? Auf keinen Fall Gastronomie – das steht fest. „Ich werde mich erst mal um meine Gesundheit kümmern“, sagt Theodora. – „Mal gucken, was passiert“, so Sakis Papadopulos, „ich habe ein paar Angebote...“
Was „Tschüss“ auf Griechisch heißt? Das verschweigt Sakis Papadopulos. „Schreib da bloß nichts von auf wiedersehen“, sagt er. Nicht zu sentimental werden. Etwas Persönliches aber sei am Schluss erlaubt: Es war schön bei und schön mit euch.