Hagen. . Sie lachen, weil es im Umgang mit den Patienten viele unbeschwerte Momente gibt. Drei Hagenerinnen erzählen über ihre Arbeit beim Hospizdienst.

Barbara Drepper, Ulrike Söth und Kira Littwin lachen. Ja, sie lachen. Dabei sollte man eigentlich glauben, dass ihr Thema gar nicht zum Lachen ist. Drepper und Söth sind Mitarbeiterinen des Kinder- und Jugendhospizes Sternentreppe und des Ambulanten Hospizdienstes der Caritas in Hagen. Kira Littwin gehört zu jenen Menschen, die als Ehrenamtliche in der hospizlichen Begleitung von Kindern und Erwachsenen tätig sind. Gemeinsam will das Trio im Gespräch eine Botschaft in die Hagener Bevölkerung tragen: „Wer mithelfen will, wird feststellen, dass es trotz der schweren Thematik auch viele unbeschwerte Situationen gibt.“

Meine Damen, es gibt doch nichts Traurigeres, als Menschen in den Tod zu begleiten. Und noch dazu Kinder.

Ulrike Söth: Das ist gedanklich die falsche Herangehensweise. Es geht in den allermeisten Fällen – ob bei Kindern oder Erwachsenen – um das Leben, das dem Tod vorgeschaltet ist. Natürlich gibt es Momente, in denen wir sehr traurig sind. Aber es sind auch sehr viele wertvolle Augenblicke dabei. Und für das eigene Leben kann diese Arbeit toll sein.

Arbeiten haupt- und ehrenamtlich für den ambulanten Hospizdienst der Caritas (von links) Barbara Drepper, Kira Littwin und Ulrike Söth. 
Arbeiten haupt- und ehrenamtlich für den ambulanten Hospizdienst der Caritas (von links) Barbara Drepper, Kira Littwin und Ulrike Söth.  © Mike Fiebig

Toll? Das kann man eigentlich gar nicht glauben.

Ulrike Söth: Doch, ich bin selbst Mutter zweier Kinder. Und ich erlebe durch diese Arbeit das Leben mit meinen eigenen Kindern ganz anders. Man ist sehr dankbar und betrachtet das eigene Leben nicht als selbstverständlich.

Ist es nicht trotzdem unfassbar traurig, Kinder zu begleiten, die eine verkürzte Lebenserwartung haben?

Barbara Drepper: Der Tod an sich spielt in den Gesprächen mit den Kindern oft gar keine Rolle. Dennoch führen wir in diesen Begleitungen Gespräche mit den Kindern, die sie mit ihren eigenen Eltern zum Beispiel nicht führen können, weil die emotional zu sehr eingebunden sind. Für die Kinder ist es dann oft eine Erleichterung, gewisse Dinge mit einem Außenstehenden zu besprechen.

Was wünscht sich so ein Kind? Ist es wütend? Ist es gelassen?

Ulrike Söth: Es ist oft viel einfacher, als man denkt. Bei körperlich eingeschränkten Kindern geht es oft um Momente. Dasein, kuscheln, Geschichten erzählen. Kinder sind nicht so verkopft wie Erwachsene. Sie haben viel Fantasie. Wir müssen aber auch genaue Absprachen mit den Eltern treffen. Was können wir ansprechen und was nicht? Unsere Aufgabe ist es eigentlich nicht, Antworten zu geben, sondern Gespräche darüber zu führen wo die Familie oder die Kinder gerade stehen.

Und wie ist es bei Erwachsenen?

Barbara Drepper: Da sind die Sichtweisen und die Fragestellungen anders? Was passiert mit Menschen, die ich zurücklasse? Was kommt nach dem Tod? Wie war mein Leben? Kann man noch Dinge machen, die man noch erleben will? Einer wollte mal noch zu einem Eishockeyspiel. Einer wäre gerne noch mal in die USA gefahren. Das hat körperlich aber nicht mehr geklappt. Dann haben wir uns einen Bildband angesehen. Helene Fischer stand übrigens auch mal auf dem Programm (lacht).

Kira, Sie gehören zum Team der Ehrenamtlichen in der hospizlichen Begleitung. Sie haben vor dem Gespräch gesagt, Sie hätten eine Botschaft.

Kira Littwin: Richtig. Ich würde mich freuen, wenn es noch mehr Menschen so machen würden wie ich und vielleicht ein paar ehrenamtliche Stunden für den Hospizdienst leisten.

Was muss man denn können, um das zu tun?

Kira Littwin: Als Erstes muss ich sagen, dass es ein Thema ist, das von vielen leider gescheut wird. Das ist aber nicht nötig. Wir alle sind endlich. Wir alle sind in unserem Leben mit Abschieden konfrontiert. Es geht darum, darüber sprechen zu können. Also muss man im Prinzip „nur“ ein kommunikativer, aufgeschlossener Mensch sein und auch die Lust darauf haben, das Thema in der Mitte der Gesellschaft weiter verankern zu wollen.

Man muss aber dennoch ein bisschen Zeit in die Vorbereitung investieren . . .

Kira Litwin: Es gibt regelmäßige Praxistreffen für Begleiter. Zuvor noch einen intensiven Qualifikationskurs, der 80 Stunden umfasst. Einmal die Woche donnerstagsabends. Im Anschluss kann man selbst entscheiden, wie viel Zeit man investieren möchte. Bei mir sind es zwei bis vier Stunden in der Woche. Ich habe schon zwei Begleitungen gemacht. Ein Geschwisterkind eines erkrankten Kindes und einen Erwachsenen. Das hat mir und den Betroffenen viel Freude bereitet.

Worum geht es in dem Qualifikationskurs konkret?

Kira Littwin: Es gibt zunächst ein Erstgespräch. Wie stehe ich im Leben? Wer bin ich? Man erfährt theoretische Dinge über Tod und Trauer und auch über Demenz. Wer trauert wie? Wie ist der Einfluss der Familie? Dazu arbeitet man an sich selbst. Es werden Techniken und Kommunikation geschult. Dabei werden ganz viele Unsicherheiten genommen. Man geht gestärkt aus diesem Kurs, auch wenn man später nicht ehrenamtlich tätig wird.

Mit Barbara Drepper, Ulrike Söth und Kira Littwin sprach Mike Fiebig