Hagen-Mitte. . Unbekannte spritzen eine fürchterlich stinkende Substanz in einen Laden an der Frankfurter Straße. Der Fall erinnert an das Café Europa.

Es ist der blanke Horror für Einzelhändler und kann die Geschäftstreibenden auch in den Ruin treiben: In das Schulranzen-Fachcenter an der Frankfurter Straße, das dort als überregionaler Anlaufpunkt für Eltern von Schulanfängern von der Familie Kranz betrieben wird, haben Unbekannte eine ordentliche Ladung einer stinken Substanz gespritzt. Alles deutet dem fürchterlichen Gestank nach auf Buttersäure hin. Versichert ist man gegen einen solchen Fall nicht. Das Gute ist: Der Betrieb läuft ganz normal weiter und das Sortiment ist vollständig.

„Wir haben den Teppich rausgerissen, Fußleisten abgenommen, die Waren in Sicherheit gebracht und gelüftet“, erklärt die sichtlich geschockte Mit-Inhaberin Stefanie Kranz. Das besonders Schlimme für die Einzelhandels-Familie: Bei Stink-Anschlägen dieser Art gibt es keinen Versicherungsschutz. Denn: Die Polizei konnte keine Einbruchspuren finden und die Feuerwehr konnte eine chemische Substanz wie Buttersäure nicht zweifelsfrei nachweisen. „Wir vermuten, dass die Substanz unter der geschlossenen Eingangstür durchgespritzt wurde“, sagt Stefanie Kranz.

Kunden aus gesamtem Umland

Als sie Mitte der Woche nach der Stink-Attacke wieder in den Laden kam, hätte sie sich beinahe übergeben. Ein fieser Gestank nach Erbrochenem und faulen Eiern hatte sich in dem gesamten Ladenlokal ausgebreitet. „Ich hatte Angst, dass er auf die Waren übergeht“, sagt Kranz. Für die Familie hätte das das existenzielle Ende bedeuten können. Vor allem jetzt, da die Hauptsaison für das Hagener Geschäft läuft, zu dem die Kunden aus dem gesamten Umland fahren. Einen echten Tornister-Fachhandel gibt es in dieser Art nicht in der Region. Höchstens in Bochum, wo die Familie Kranz nahe des Ruhrparks eine Zweit-Filiale eröffnet hat. Verkauft werden hochwertige Ranzen mit individueller Beratung.

Eigentlich hätte heute die große Ranzen-Party mit Waffelessen in dem 400-Quadratmeter-Laden stattfinden sollen. Ein Ambiente, in dem sich Eltern von Bald-Schulanfängern hätten umsehen und beraten lassen können. „Unser Geschäft ist weiterhin geöffnet. Aber nach der Gestank-Sache hat natürlich niemand Lust auf Waffeln. Es sind auch ein, zwei Leute gekommen, die etwas reklamieren wollten, weil sie glaubten, die Ware stinke.“ Tatsächlich hat die Familie so lange geputzt und gelüftet, dass der Geruch nun nahezu verschwunden ist.

Fall erinnert an das Café Europa

Der Fall erinnert stark an den Buttersäure-Anschlag auf das Café Europa am Wilhelmsplatz. Ende August 2018 hatten Unbekannte die Tische und den Außenbereich so damit vollgeschmiert, dass der Geruch auch in das Café gezogen war. Es musste tagelang geschlossen bleiben, ehe nach einer Teilrenovierung wieder geöffnet werden konnte.

Die Polizei ermittelte in alle Richtungen, die Täter wurden aber nie geschnappt. Das Verfahren wurde eingestellt.