Hagen. . Intendant Hüsers hat Richard Wagners berühmte Oper „Tristan und Isolde“ auf den Spielplan gesetzt. Am Sonntag hat die Neuinszenierung Premiere.

Am Hagener Theater gibt es derzeit nur ein Thema: Die Premiere von Tristan und Isolde, Richard Wagners berühmter Oper, die nach 29 Jahren am kommenden Sonntag erstmals wieder in Hagen aufgeführt wird.

Vieles ist anders bei dieser außergewöhnlichen Produktion, allen voran die Spieldauer von gut vier Stunden (plus zwei halbstündigen Pausen) sowie die Verteilung der Abo-Karten. „Nicht alle Abonnenten werden auf ihren angestammten Plätzen sitzen, und es wird insgesamt nur fünf Vorstellungen geben“, so Intendant Francis Hüsers: „Ich glaube, das lässt sich bei diesem Werk rechtfertigen.“

Hervorragende Interpreten

Der Tristan setzt eben die gängigen Gesetze und Regeln am Theater außer Kraft. Dass er nur fünfmal gespielt wird, hat natürlich auch wirtschaftliche Gründe, für weitere Vorstellungen könnte sich das Hagener Haus die beiden Hauptdarsteller Magdalena Anna Hofmann (Isolde) und Zoltán Nyári (Tristan) gar nicht leisten, gibt Hüsers freimütig zu.

Nun gebe es halb so viele Aufführungen wie üblich, aber dafür mit hervorragenden Interpreten. „Ich glaube, das lässt sich bei diesem Werk rechtfertigen.“

Die unendliche Melodie

Mit dem Tristan lässt sich eben vieles rechtfertigen. Schließlich handelt es sich um die berühmteste (und traurigste) Ehebruchsgeschichte des Abendlandes. Träger der Handlung, und das macht eine Inszenierung dieser Oper zur Herausforderung, ist die als unendliche Melodie komponierte Musik, die Gefühle ausdrückt, für die unsere Sprache keine Worte zu finden vermag.

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Regisseur Jochen Biganzoli hat das Stück denn auch als eine Art Bewusstseinsstrom angelegt, seine Figuren monologisieren statt miteinander zu reden: „Der Tristan ist ein philosophischer Text. Ganz im Erich Frommschen Sinne ist die Liebe ein Versuch, die Einsamkeit zu überwinden, in der jeder Mensch geboren wird.“

Wie ein Triathlon

Der Hagener Tristan spielt auf einer Simultanbühne, auf der jede Figur ihren teils realistischen, teils abstrakt gespiegelten Raum besitzt. So werde Tristan am Ende des zweiten Aktes von Melot tödlich verletzt, obwohl sich die Kontrahenten in verschiedenen Bühnenabschnitten bewegen, so Biganzoli: „Das eigentliche Geschehen findet im Kopf des Zuhörers statt.“

Einig sind sich die Beteiligten darin, dass der Tristan alle Akteure – Sänger, Orchester, aber auch das Publikum – an ihre Grenzen bringt. „Man hat schon alles gegeben, und dann kommt noch ein Akt“, beschreibt Generalmusikdirektor Joseph Trafton die Herausforderung. Der Hagener Chefdirigent vergleicht die drei Akte der Oper mit einem Triathlon, bei dem man ja auch in jeder der drei Disziplinen alles aus sich herausholen müsse.

Der Dirigent und die Pulsuhr

Tatsächlich hält sich Trafton durch Joggen fit. Um den Tristan durchzustehen, hat er sein Pensum in den letzten Wochen erheblich gesteigert. Trotzdem ist die Pulsuhr, die er beim Dirigieren trägt, während der Proben regelmäßig über den ihm zuträglichen Maximalwert hinausgegangen. Aber das sei die Musik wert: „Den Tristan spiele ich wie im Zen. Ich gerate in einen besonderen Modus, in dem die Zeit anders vergeht.“

Wagnerianer werden den kommenden Sonntag sicherlich zelebrieren und schon das Frühstück im Bewusstsein zu sich nehmen, das um 15 Uhr der Tristan beginnt.