Altenhagen. . Die Einnahme von Säureblockern gehörte zum Alltag von Jörg Haase. Bis er im Josefs-Hospital in Hagen mit einem neuen Verfahren behandelt wurde.
Es gab eine Zeit, da gehörte die Einnahme von Säureblockern zum Alltag von Jörg Haase. Da genügte es, dass er sich bückte, schon schoss die Magensäure die Speiseröhre hinauf und verursachte dieses heftige Brennen im Kehlkopf.
Er spürte diesen Schmerz, wenn er sich die Schuhe zuschnürte, wenn er es sich auf dem Sofa gemütlich machen wollte und natürlich beim Essen. Nicht nur fettreiche Speisen wie Pommes oder scharfe Gewürze, nicht nur Alkohol oder Kaffee vertrug sein Magen nicht, auch bei säurearmem Obst wie Bananen und Weintrauben, bei Kartoffeln oder fettarmem Fleisch und Fisch rebellierte er.
Tabletten und Magenspiegelungen
Selbst wenn er sich strikt an Ernährungspläne hielt, änderte das nichts an seinen Beschwerden. „Tabletten und Magenspiegelungen gehörten zu meinem Leben“ berichtet Haase: „Das Sodbrennen hat mich begleitet, immer und überall.“
Eines Tages wurde ihm klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Dass es mit dem merkwürdigen Hüsteln, das er sich angewöhnt hatte, ein Ende haben musste. Dass er nicht weiter halbsitzend schlafen wollte.
Dass er den Reflux, also den Rückfluss von saurem Mageninhalt, der das Sodbrennen in Brust, Hals und Rachen auslöst, nicht bis zum Ende seines Lebens mit Medikamenten bekämpfen durfte, die ihm sein Hausarzt in schöner Regelmäßigkeit verschrieb. Denn Haase wusste, dass die Magensäure eine Entzündung der Speiseröhre und im schlimmsten Fall Krebs hervorrufen konnte: „Und davor hatte ich Angst.“
Minimal-invasives Verfahren
Bei seinen Recherchen stieß er auf die Allgemein- und Viszeralchirurgie des St.-Josefs-Hospitals in Altenhagen. Dort werden Patienten, die unter massiven Refluxproblemen leiden, seit einigen Jahren mit dem minimal-invasiven, sogenannten Endo-Stim-Verfahren behandelt. Die Ärzte implantieren zwei Elektroden am oberen Magenschließmuskel, die mit einem in die Bauchdecke ausgeleiteten Kabel verbunden sind, wo wiederum ein Schrittmacher eingesetzt wird.
Dieser sendet elektrische Impulse aus, die den Muskel dazu animieren, sich wieder selbstständig zu schließen. „Das ist eine Methode, die schon nach kurzer Zeit Wirkung zeigt“, berichtet Chefärztin Dr. Doris Beißel: „Der Schließmuskel wird trainiert und gewinnt seine normale Funktion wieder.“
Komplikationen seien ihr bislang nicht bekannt, der Eingriff gehe schonend über die Bühne: „Die eigentliche Struktur des Magens bleibt unverändert.“ Wenn kein Bedarf mehr bestehe und der Schließmuskel seine Aufgabe wieder ohne Hilfe erfülle, könnten die Elektroden und der Stimulator sogar entfernt werden: „Es gibt kein überzeugenderes operatives Verfahren, zudem ist es mit einem geringen Risiko – wir sprechen von low risk – verbunden“, so die Chefärztin.
Wie neugeboren
Indessen spürt der Patient von den winzigen Geräten in seinem Bauchraum geschweige denn von den elektrischen Impulsen nichts. „Wenn ich nicht wüsste, dass ich diesen Schrittmacher trage, würde ich gar nicht wissen, dass ich ihn habe“, sagt Jörg Haase. Dafür fühlt er sich wie neugeboren. Vorbei die Tage der strengen Diäten, der Schmerzen hinter dem Brustbein und der bangen Erwartung des kommenden Brennens im Rachen nach jeder Mahlzeit.
Schmerzen und Druckgefühl
Sodbrennen tritt bei vielen Menschen nach dem Genuss üppiger Speisen, Alkohol oder Nikotin auf.
Magensäure steigt in die Speiseröhre auf und reizt die Schleimhaut. Es kommt zu Schmerzen und Druckgefühl.
Treten diese Beschwerden nur gelegentlich auf, kann man sie mit Medikamenten relativ gut in den Griff bekommen. Häufigeres Sodbrennen ist dagegen ein Indiz für die Refluxkrankheit.
Mit seiner Krankengeschichte stelle Jörg Haase keineswegs einen Einzelfall dar, sagt Dr. Beißel: „Sodbrennen ist ein Volksleiden.“ Betroffene sollten lieber nicht jahrelang auf die Einnahme von Säure blockierenden oder neutralisierenden Medikamenten setzen, da diese den Magen völlig alkalisch machten und den natürlichen Schutz vernichteten.
OP der Zukunft
Die Elektrostimulation sei zwar noch relativ unbekannt, nichtsdestotrotz für viele Patienten die Anti-Reflux-Operation der Zukunft: „Mich hat diese Methode gleich überzeugt.“
Auch Jörg Haase ist begeistert. Er kann sich wieder schmerzfrei bücken und im Liegen schlafen.