Hagen-Mitte. . Die Literaturtage in der Hagener Stadtbücherei hat Bestseller-Autor Wladimir Kaminer offiziell eröffnet. 130 Besucher lauschen ihm.
Er hat sich in den vergangenen vier Jahren kein Stück verändert: Auffälliges Hemd, schlichtes Sakko, ratzeputz-kurze Haare, ein schelmischer Blick. Als ich Wladimir Kaminer die Hand schüttel, ist es, als sei es gestern gewesen. Der 51-Jährige – einer der bekanntesten und beliebtesten Autoren Deutschlands – ist zur offiziellen Eröffnung der dritten Literaturtage nach Hagen gekommen.
Volles Haus auf der Springe
Genau wie 2015, als er zur Premiere besagter Reihe, die seitdem dem Haus auf der Springe im jeweiligen Veranstaltungszeitraum ein volles Haus beschert, als „Highlight-Gast“ in Hagen willkommen geheißen wurde
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Damals stand die Reihe unter dem Motto „Pubertät“ und Wladimir Kaminer las – pardon – erzählte über seine fast erwachsenen Kinder.
Die Geschichten über Tochter Nicole und Sohn Sebastian hatte der in Moskau geborene und seit fast 30 Jahren in Berlin am Prenzlauer Berg lebende Kaminer in seinem Buch „Coole Eltern leben länger“ amüsant niedergeschrieben.
Bekanntestes Buch „Russendisko“
Und 2019? Da erzählt der Autor (die meisten der anwesenden 130 Besucher kennen wohl sein bekanntestes Werk, den Kurzgeschichten-Band „Russendisko“ aus dem Jahr 2000) auch über Nicole, die mittlerweile 23 ist und „irgend etwas Seltsames studiert“ und Sebastian (20). Die beiden entdecken derzeit die Welt, „von zu Hause aus“.
Aber der Großteil des Abends bestand darin, dass der Bestseller-Autor, der zur Freude der Zuhörer bewundernswert locker drauflos plauderte, obwohl er ein überaus präziser Beobachter und Texter ist, die Gäste mitnahm „in den Urlaub der besonderen Art, der durch ,in der Schlange stehen’ geprägt ist“.
Auf die Frage, die ich ihm im Vorfeld der Lesung stelle („Haben Sie und Ihre Frau Olga tatsächlich freiwillig eine Kreuzfahrt gemacht?“) antwortet der gewiefte Mann diplomatisch: „Ich konnte Berufliches und Privates verbinden.“
Kreuzfahrt und Studien treiben
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Heißt: Er hat auf den fünf Kreuzfahrten, die er unternommnen hat (u.a. Mittelmeer, Karibik und Ostsee), Lesungen gehalten und ganz nebenbei Studien für sein neues Buch betrieben.
Viele Geschichten
Schmunzelnd gesteht der 51-Jährige: „So viele Geschichten wie auf einer Kreuzfahrt würde ich auf dem Festland niemals zustande bekommen. Aber rein privat werde ich in den nächsten Jahren wohl keine Kreuzfahrt unternehmen.“
Dokumentarfilme ab April
Derzeit ist Wladimir Kaminer auf Lesetour „ab April drehe ich in Deutschland, Österreich und der Schweiz drei Dokumentarfilme zum Thema Heimat, die Ende August im Fernsehen ausgestrahlt werden. Der Begriff Heimat, so Kaminer, erlebe derzeit eine Renaissance, „Heimat guckt aus jeder Ecke“.