Hagen. . Stephanie Krause, Leiterin der Hagener Freiwilligenzentrale, erzählt beim Spaziergang über den Drei-Türme-Weg nicht nur über ihre Arbeit.
Wir stapfen los, atmen die kühle Luft, die durch die Vorfrühlingssonne schon angenehm erwärmt wird, tief ein. Wir – Stephanie Krause und ich – tragen warme Winterjacken. Noch, denn nur zehn Minuten später ziehen wir die störenden Jacken aus. Zu unserem ersten Ziel, dem Bismarckturm, marschieren wir über Stock und Stein, meist bergauf. Und Stephanie Krause hat viel zu erzählen, dabei kann man schon mal ins Schwitzen geraten.
Die Leiterin der Hagener Freiwilligenzentrale lässt ihren Blick weit schweifen. „Mein Patenonkel hatte einen Garten hier oben am Goldberg, als Kind war ich mit meinen Geschwistern oft hier. Doch das ist lange her.“
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Name
Stephanie Krause
Alter
44
Familienstand
ledig
Beruf
Leiterin der Freiwilligenzentrale, Geschäftsführerin der „Lagfa“
Lieblingsplatz
Blick von der Syburg auf Hagen. Und die heimische Couch.
TV-Favorit
Serien
Erstes Live-Konzert
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Keine Weltverbesserin
Seit 2005 leitet die gebürtige Hagenerin die Freiwilligenzentrale. Allen, die in ihr ausschließlich einen Gutmenschen sehen, der sich für andere aufopfert, nimmt die 44-Jährige den Wind aus den Segeln. „Ich wollte nie eine Weltverbesserin werden“, sagt sie mit fester Stimme, „ich bin ein ganz normaler Mensch.“
In der 11. Klasse sei sie Patin für einen Fünftklässler gewesen, „aber nicht, um mich ehrenamtlich zu engagieren, sondern weil es interessant war, sich um Jüngere zu kümmern.“
Erster Kontakt 2003
Also ist Stephanie Krause wie die Jungfrau zum Kind gekommen? „So ungefähr“, sagt die aufgeschlossene Frau und lacht. 2003 habe sie im Bereich der Hochstraße gewohnt. Dort war damals auch die Freiwilligenzentrale beheimatet und im Fenster hing ein längst veraltetes Wahlplakat.
„Ich bin reinmarschiert, um die Mitarbeiterin darauf aufmerksam zu machen.“ Und dann? „Die Frau hat sich bedankt. Das sei noch niemandem aufgefallen, aber wenn ich so aufmerksam wäre, dann müsste ich unbedingt bei ihnen mitmachen.“
Kurz darauf war Stephanie Krause mit im Team – anfangs als ehrenamtliches Mitglied, dann als Zehn-Stunden-Honorarkraft. „Seit 2005 bin ich die Leiterin der Freiwilligenzentrale und hab’ einen 13-Wochenstunden-Job.“
Stephanie Krause bleibt stehen und staunt. „Wow – wenn ich mich nicht irre, können wir bis nach Dortmund gucken.“
Junge Leute arbeiten projektbezogen
Was sich in den letzten 15 Jahren an ihrem Arbeitsplatz geändert hat? „So viel nicht“, bedauert Stephanie Krause, „ich war damals mit Abstand die Jüngste. Mittlerweile hat sich das Team zwar ,runderneuert’, doch junge Leute fehlen immer noch.“
Ein Grund dafür sieht sie in den Teamtreffen – mittwochs morgens um 10 Uhr: „Durch solch eine Zeit verprellst du berufstätige Leute.“ Doch mit ihrem Vorschlag, das Treffen in die Abendstunden zu verlegen, sei sie auf taube Ohren gestoßen, „an Gewohnheiten zu rütteln, ist nun mal schwierig“.
Viele Jugendliche kümmern sich intensiv um ein Thema
Dabei ist sich Stephanie Krause einer Sache ganz sicher: „Ehrenamt wird sich schnell und drastisch ändern.“ Konkret? Gerade junge Leute würden nur selten in einen Verein eintreten und sich dort 20 oder 30 Jahre einbringen. „Viele arbeiten lieber projektbezogen“.
Den Spruch „Junge Leute sind heute eben nicht mehr so engagiert wird früher“ unterschreibt Stephanie Krause nicht: „Darüber gibt es keine Statistik. Viele Jugendliche und junge Erwachsene kümmern sich intensiv um ein Thema – sei es im Umweltschutz, im sozialen oder im kulturellen Bereich. Allerdings lassen sie sich ungern Zeiten vorschreiben.“
Ein Zitronenfalter flattert vorbei. „Den gibt’s bei uns in Boele an der Kreuzung nicht“, sagt Stephanie Krause, nach eigener Aussage Boelerin mit Leib und Seele.
Wir kommen dem zweiten Turm auf unserem Spaziergang – dem Eugen-Richter-Turm – näher. Spaziergänger mit Sonnenbrille auf der Nase queren unseren Weg – die ersten Frühlingsboten.
Dritte Lebensphase im Visier
„Neben jungen Leuten möchte ich aber auch versuchen, Menschen in der dritten Lebensphase für unsere Arbeit zu gewinnen“, fährt die 44-Jährige fort. Gesunde, motivierte Menschen zwischen 60 und 75 Jahren, die gerade aus dem Job kommen und aktiv bleiben wollen, könnten in der Freiwilligenzentrale wertvolle Aufgaben übernehmen und sich damit selbst einen Gefallen tun.“
Bewundernswert – meine Wegbegleiterin hat x Zahlen im Kopf. „Bei uns sind 18 Teams aktiv, in Hagen engagieren sich 40.000 Menschen ehrenamtlich.“
Dankeschön-Empfang am 19. März
Die Freiwilligenzentrale, die Sparkasse und die Stadt Hagen laden für Dienstag, 19. März, um 18 Uhr zum Dankeschön-Empfang für die Hagener Freiwilligen ein. Im Forum des Sparkassen-Karrees wird dann auch das 20-jährige Bestehen der Freiwilligenzentrale gefeiert. In diesen 20 Jahren hat die Anlaufstelle Hunderte Freiwillige beraten, vermittelt und auf ihrem Weg in die Ehrenamtlichkeit geschult und begleitet. Das Jubiläum ist daher Anlass, nicht nur das Engagement der einzelnen Bürger zu würdigen, sondern auch die Arbeit des Teams der Freiwilligenzentrale. Stephanie Krause als Leiterin der Einrichtung und Peter Mook, Ehrenamtsbeauftragter der Stadt Hagen, führen durch den Abend, blicken auf die letzten Jahre und richten ihren Blick auch nach vorn. Den musikalischen Rahmen bilden Norbert Neukamp am Flügel und der Gospelchor Living Voices.
Der Großteil der Engagierten besteht doch sicherlich aus Frauen? Stephanie Krause schüttelt amüsiert den Kopf: „Das glauben die meisten, aber es ist ein Irrglaube. Frauen sind meistens im sozialen Bereich aktiv, also oft ,unsichtbar’. Männer bringen sich unentgeltlich im Sport, in Gremien oder Kammern ein , also öffentlich und somit sichtbar.“
Und sie selbst? „Ich bin in keinem Verein. In meinem Job bin ich engagiert fürs Engagement.“
Menschen brennen für eine Sache
Der Weg zum dritten Turm – dem Kaiser-Friedrich-Turm – zieht sich ganz ordentlich. Stephanie Krause erzählt von ihrer zweiten Beschäftigung, ihrer halben Stelle als Geschäftsführerin bei der „Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen in NRW“, „ich weiß, das ist ein Unwort. Die Abkürzung ,Lagfa’ ist einfacher. Die Zentrale ist in Hagen, hier mache ich viel Netzwerkarbeit.“
Was sie allgemein an der Arbeit mit Ehrenamtlichen fasziniert? „Du triffst auf Menschen, die für eine Sache brennen. In ihre leuchtenden Augen zu schauen, das begeistert mich immer wieder.“