Eckesey. Der Bedarf an Pflegekräften ist hoch, doch das Interesse bei Jugendlichen ist zu gering. In Woche der Ausbildung soll mit Klischees fallen.
Wenn es um das Thema Ausbildung geht, dann drehen sich die Gespräche bei Jugendlichen oft um Berufe wie Kaufmann, Mechaniker, Frisör und Co. Doch in der „Woche der Ausbildung“, einem Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsagentur und des Jobcenters Hagen, wird auch ein Blick auf Pflegeberufe geworfen.
Und das aus gutem Grund: „Der Job ist krisensicher, aber nicht im Fokus der Jugendlichen“, sagt Maren Lewerenz, Leiterin der Arbeitsagentur Hagen. „Die Pflege ist die zweitgrößte Branche in Hagen und die Größte im Zuwachs. Doch es gebe kaum Bewerber. „Deshalb ist es wichtig, den Beruf zu bewerben.“
Woran das liegt, darüber kann Dominika Schmitt, Leiterin des Pflegedienstes im Pflegeheim Wohlbehagen und zuständig für die Ausbildung im Pflegeheim Wohlbehagen, nur mutmaßen: „Wir kämpfen in unserer Branche mit vielen Klischees. Früher war es das Bild der rauchenden Krankenschwester mit der Kaffeetasse in der Hand. Heute hält sich hartnäckig, dass wir unterbesetzt sind und ständig unbezahlte Überstunden machen. Das stimmt einfach nicht. Nicht mehr.“
Man versuche hier immer zu lachen, erzählt sie. Natürlich gebe es auch anstrengende Tage, gesteht sie mit einem Augenzwinkern. „Auch die Pflegebranche ist vor der Grippewelle nicht gefeit.“
Der Tod spielt natürlich auch eine Rolle. „Sterben gehört dazu. Wir arbeiten hier zum Teil mit Schwerkranken.“ Aber auch hier stellt Schmitt klar: „Es ist ein Mythos, dass hier jeden Tag jemand stirbt.“
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Fünf in Mathe spielt geringe Rolle
Vor allem die Berufung spiele im Bereich der Pflege eine wichtige Rolle. „Man muss gerne mit Menschen zusammenarbeiten und helfen wollen“, sagt Schmitt. Offenheit und Empathie seien wichtig, ebenso Zuverlässigkeit. „Eine Fünf in Mathe spielt für uns weniger eine Rolle als zu spät zu kommen. Hier geht es um Menschen.“
Ebenso wichtig seien Teamfähigkeit und Flexibilität der Mitarbeiter. Doch eins möchte Schmitt noch einmal klarstellen: „Pflege darf man lernen dürfen.“ Ein Satz, der ihr wichtig ist. „Wir erwarten hier von niemandem, dass er an Tag eins schon alles kann.“
Die Ausbildung zur Pflegefachkraft sei anspruchsvoll. „Man muss viel lernen.“ Deshalb empfiehlt sie, vor der Ausbildung auf jeden Fall ein Praktikum zu machen oder anders in den Beruf hineinzuschnuppern. Aber es sei auch ein Beruf, in dem man viele gestalterische Freiheiten genießen und sich kreativ austoben könne.
Fachkräfte für mehr Wachstum
„Wir brauchen Fachkräfte, aber auch Kräfte ohne das fachliche Können, die uns nach ihren Möglichkeiten unterstützen wollen“, sagt Willi Strüwer mit Nachdruck. „Wir wollen in den nächsten Jahren weiter wachsen. Wir brauchen noch mehr.“
Gute Aussichten auf Aufstieg
Über gute Aussichten dürfen sich Interessierte auf jeden Fall freuen: Viele von denen, die vor Jahren ihre Ausbildung begonnen haben, seien mittlerweile in Führungspositionen. „Aber natürlich sind auch die viel wert, die gar nicht leiten wollen, sondern zum Beispiel Spaß daran haben, die Nachtschicht zu übernehmen.“
Aktuell befinden sich 23 Auszubildende unter den Wohlbehagen-Mitarbeitern. Für das neue Ausbildungsjahr kommen fünf weitere dazu. „Wir hätten viel lieber zehn gehabt“, sagt Strüwer lachend.