Boele. . All die Schwächen, die die Stadt fahrradtechnisch hat, will sich das Unternehmen zunutze machen. Hagen habe radtechnisch eine Perspektive.
Was in Hagen für planerisches Kopfzerbrechen sorgt, ist für die „Bike & Outdoor Company“ (BOC) quasi ein Ort, der sie magnetisch anzieht. Auf einer 2000 Quadratmeter großen Fläche an der Schwerter Straße eröffnet am Donnerstag ein Fahrrad-Geschäft des Hamburger Unternehmens. BOC lässt sich damit in der fahrradunfreundlichsten Stadt Deutschlands nieder.
„Die gesamte Entwicklung in Hagen ist sehr gut für uns“, sagt Kay Emrich, Regionalleiter West bei BOC. Kurioserweise ist damit auch gemeint, dass Hagen seit Jahren bei der Rad-Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs den letzten Platz belegt. „Dazu kommt die Lage am Ruhrtalradweg, die interessante Topographie der Stadt und natürlich auch die Aussichten“, sagt Emrich. Damit ist eine verkehrsplanerische Aussicht gemeint.
Die Verwaltung hat Ende vergangenen Jahres ein Radverkehrskonzept vorgelegt, mit dem der Anteil des Rades am Gesamtverkehr in Hagen von drei auf sechs Prozent erhöht werden soll. Werden alle vom Büro „Planungssocietät“ erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt, kostet der Umbau der Stadt dafür rund 20 Millionen Euro.
BOC will sich an genau so einem Standort ansiedeln. Mit einem Geschäft, das zum Beispiel mit dem Fahrradhändler Markgraf in Schwerte vergleichbar ist, bei dem viele Hagener Räder kaufen und sich beraten lassen. „Wir verstehen uns als Rad-Vollsortimenter“, sagt Kay Emrich.
Wohl wahr. Als die Redaktion gestern vorab auf die bereits bestückte Verkaufsfläche blicken darf, reihen sich Hunderte Fahrräder aller Art aneinander. Vom City- bis zum E-Bike. Vom Kinder- bis zum Retro-Rad. Dazu eine große Auswahl von allerhand Equipment rund ums Rad. Helme, Schlösser, Kleidung und so weiter. Gestartet wird mit zwölf Mitarbeitern.
Damit vergrößert sich der Hagener Fahrradmarkt immens. BOC steigt direkt zum größten Anbieter am Ort auf. 2012 war mit der Eröffnung der Decathlon-Filiale an der Weststraße ein Anbieter mit Fahrrad-Sortiment eröffnet worden, das in seiner Größe aber nicht an das von BOC heranreicht.
Lokale Händler spüren keinen Druck
Zum Hagener Fahrradmarkt gehören seit Jahren angestammte Fahrradhändler wie Dieter Klein an der Lenzmannstraße, Bernd Trimborn an der Karlstraße oder der Bike-Store an der Konkordiastraße oder Radsport Klaus an der Eilper Straße. Nimmt der Druck auf diese lokalen Händler durch so eine große Kette wie BOC zu? BOC-Regionalleiter Emrich, der übrigens aus Dortmund stammt, glaubt das nicht. „Die Kleinen werden ihre Nischen finden“, so Emrich. Und sie müssten noch mehr zum Nahversorger werden.
Nicht alle lokalen Fahrradhändler waren für unsere Redaktion gestern zu erreichen. Dieter Klein, dessen Familie seit 91 Jahren ein Fahrradgeschäft in Hagen betreibt, aber schon. „Je größer ein Geschäft wird, desto mehr lässt die Qualität in der Beratung und in der Werkstatt nach. Der Kunde kann in einem Geschäft mit Hunderten Rädern und Zeitdruck nicht herausfinden, von welchem Modell der Verkäufer wirklich überzeugt ist. Wir nehmen uns diese Zeit. Deshalb mache ich mir gar keine Sorgen“, so Klein. In seinem Laden werden immer zwischen 70 und 80 Rädern ausgestellt.