Wehringhausen. . Kaum ein Ort in Hagen sprüht so vor Tradition wie dieser. Er gehört zur Geschichte des Lebens Tausender Hagener. Nun wird er wiedereröffnet.
Der Wald und die Lust. Es sind nicht nur zwei Begriffe, die hier im Namen des 130 Jahre alten Ensembles an der Pelmkestraße zusammenkommen. Es sind auch zwei Gefühle, die ganz, ganz prägend für diese Stadt und die Identifikation der Menschen mit ihr sind. Hier, an der ehrwürdigen Waldlust, kommt das zusammen. Die Lust auf den Wald. Nach den vielen Zeilen über die Versteigerung des Ensembles und zwischenzeitlichen Pächter-Ärger steht dieser Bericht für den Neustart. Investor Volkhard Clostermann und sein Team haben dem 1889 eröffneten Ausflugsort bis in die letzte Fuge neues Leben eingehaucht – ohne der Waldlust ihre Würde, ihren Stolz und ihren ursprünglichen Charakter von 1889 zu nehmen.
Was tut sich hier? Es ist eine Frage, die sich seit Wochen viele Hagener und langjährige Stammgäste stellen. Immer wieder klopft es an der Tür. Menschen wollen Veranstaltungen buchen. Ein Bier trinken. Sich ausruhen. Doch noch muss Clostermann ihnen sagen: „Geduldet euch bis zum 22. März.“
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Die Waldlust lief nie schlecht. Auch nicht vor ihrer Schließung im vergangenen Jahr und auch nicht vor der Zwangsversteigerung. Es gab aber einen Rucksack an Verbindlichkeiten. Vor allem aber musste die Waldlust, in der die Familie Schamberg zuletzt viele Jahre lang ein treues Stammpublikum aufbaute, optisch und im Kern in die Neuzeit gehoben werden. Mit Volkhard Clostermann und seiner Beteiligungsfirma Clopa fand sich genau der richtige Hagener, der in sich die Wertschätzung für den Ort, die Fantasie für einen Neuanfang und neben dem eigenen handwerklichen Geschick auch die finanzielle Kraft vereinte, dieses Projekt anzugehen.
„Tja, dann schauen Sie sich mal um“, sagt er bei unserem Besuch gestern Morgen. In seiner Stimme schwingt etwas Einladendes, aber auch sehr Stolzes. Vielleicht vermutet er, was der Anblick der Gaststätte, des großen Saales, der neuen Toilettenanlagen und des renovierten Hotels für einen Eindruck auf jemanden machen kann, der die Waldlust zuletzt in ihrer in die Jahre gekommenen Optik gesehen hat. Es ist, als wäre nichts – von der Theke bis zur Decke, von den Böden bis zum Beleuchtungskonzept – unangetastet geblieben. Gerade aber nur so, dass die Waldlust immer noch zu erkennen ist. Das Alte wird bewahrt und lebt wieder auf in modernerem Gewand. Kronleuchter treffen LED, moderne Oberböden die alten Eichen-Zargen. Und im Eingangsbereich blickt der längst verstorbene Waldlust-Gründer Hugo Brackelsberg aus seiner ihn porträtierenden Schwarz-Weiß-Fotografie auf diesen neuen Geist herab.
Ein Hagener Kraftort
Wieso berichten wir eigentlich so groß über eine Neueröffnung einer Gaststätte? Da muss man eine Trennung vornehmen. Das hier ist nicht nur eine Gaststätte. Es ist ein Ort für viele Hagener, der etwas mit ihrem Leben zu tun hat. Großeltern kamen hier her. Die eigenen Eltern. Die Waldlust war mal das Freizeitziel in der Stadt. Sie wirkt heute zum einen nostalgisch, zieht aber gleichzeitig viele jüngere Generationen an, die es wertschätzen, dass man in dieser Stadt mitten in der Urbanität sein kann und gleichzeitig mitten im mächtigen Wald, von dem wir so viel haben, dass man damit mehrere Städte begrünen könnte.
„Ich glaube an diesen Ort. Er ist voller Schönheit und Ruhe und bietet einfach die perfekte Auszeit“, sagt Investor Volkhard Clostermann. In ein oder zwei Jahren dürfe gern ein geeigneter Pächter übernehmen.