Kabel. . Nie und nimmer hätten Gabriele und Gerd Hasenberg ihre beliebte und gut gehende Fleischerei geschlossen. Doch das Leben hatte andere Pläne.

„Wenn ich die Wahl hätte, noch einmal die vergangenen Monate zu erleben oder durch die Hölle zu gehen . . .“ Gabriele Hasenberg (57) unterbricht sich in ihrem Satz kurz selbst. Tränen stehen in ihren Augen. Sie atmet durch und sagt: „Dann würde ich die Hölle wählen.“

Im Alter von nur 61 Jahren ist ihr Mann Gerd Hasenberg im vergangenen Oktober an den Folgen seines Speiseröhrenkrebses verstorben. Dabei sah doch alles wieder so gut aus. Nie und nimmer hätten sie ihre stadtweit beliebte Fleischerei in Kabel geschlossen. Jetzt muss Gabriele Hasenberg genau das tun. Nächsten Mittwoch ist Schluss.

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Das Gespräch, das Gabriele Hasenberg gestern in der Fleischerei mit uns führt, geht ihr unfassbar nah. Sie hat nicht nur ihren Mann verloren, nachdem der Krebs nach einer Strahlentherapie bereits als besiegt galt und dann doch streute. Sie muss auch abwickeln, was die Familie, vor allem ihr Mann, in den vergangenen 63 Jahren aufgebaut und zu einem Erfolgsprojekt gemacht hat: die Fleischerei Hasenberg an der Schwerter Straße 229.

Kein Tropfen Energie mehr im Körper

Das doppelt Traurige ist: Gabriele Hasenberg kann das Geschäft nicht weiterführen, weil ihr der Meistertitel fehlt, den ihr Mann inne hatte. „Einen Meister zu finden, der nicht in einem für ihn guten Arbeitsverhältnis steckt, ist unmöglich“, sagt Hasenberg, die irgendwie wie eine Maschine zu funktionieren scheint. Der Tod ihres Mannes, das Ende des Familienprojekts – sie sagt, sie fühle sich, als wäre kein Tropfen Energie mehr in ihr.

Die Metzgerei war bis zuletzt unter all den guten Fleischereien eine Top-Adresse in Hagen. Sowohl im Verkauf vor Ort als auch mit ihrem Partyservice. Und sie war für die vielen Kabeler, vielen Boeler, Batheyer, Fleyer und anderen Menschen im Norden ein Anlaufpunkt. Metzger kennen die Menschen aus ihren Kiezen. „Ich bin unheimlich traurig, dass wir unseren Kundenstamm damit auch aufgeben“, sagt Gabriele Hasenberg, die im Gespräch immer wieder betont, dass ihr Mann und sie wahrscheinlich noch mit 80 gearbeitet hätten, wenn beide gesund geblieben wären.

Mitarbeitern musste Hasenberg kündigen

Ihren zwölf Mitarbeitern musste Hasenberg schweren Herzens kündigen. Sechs davon stehen ihr in diesen letzten Tagen noch tapfer zur Seite. Der Zusammenhalt unter den Metzgern ist zudem enorm. Als zu allem Übel noch der Rauchschrank in der Küche kaputt ging, sprang Metzger Wittenstein vom Remberg helfend zur Seite. Als Gabriele Hasenberg nach dem Tod ihres Mannes plötzlich allein mit dem Geschäft da stand, kam der Boeler Metzgermeister Friedhelm Schnettler in den Laden. „Er sagte, dass ich mich nur zu melden bräuchte, wenn bei irgendetwas Hilfe benötigt würde. Das hat gut getan.“

Nun beginnt ein anderes Leben

Während Hasenberg weiter den Betrieb auflösen muss und auch das Haus an der Schwerter Straße verkauft, rückt der letzte Tag unaufhaltsam näher. Zwischen 6.30 und 13 Uhr wird die Traditions-Fleischerei in Kabel am kommenden Mittwoch ein letztes Mal öffnen. „Dann verkaufen wir alles, was wir noch haben“, sagt Hasenberg.

Für Gabriele Hasenberg fängt danach ein neues, ein anderes Leben an. Der Abschied ist voller Traurigkeit. Doch sie sagt auch: „Irgendwie wird es werden.“