Vorhalle. . Tausende Hagener haben hier für ihre Kinder Spielzeug gekauft. Und Tausende Kinder liebten das Gefühl, wenn sie das Spielzeug-Geschäft betraten.
Man sagt in Hagen ja, man geht „zu Toys“. Über 30 Jahre lang war der US-Spielzeugriese mit seiner Filiale am Vorhaller Kreisel quasi der Fixstern am Spielzeughimmel für alle Hagener Kinder. Doch das Spiel ist aus für „Toys ,R’ us“. Die Kette ist insolvent. Was das für den Vorhaller Spielzeug-Standort bedeutet? Er hat eine Perspektive.
Gestern Mittag, 12.30 Uhr. Wusch! Die Tür geht auf. Der erste Blick fällt diesmal auf sich leerende Regale. Toys baut ab. Während man als Kind noch dachte, man betrete einen meterhohen Tempel modernster Spielzeug-Artikel, sieht man jetzt, dass die Filiale immer eine große Halle mit Metallregalen gewesen ist. Manche Gänge sind schon freigeräumt, andere Regale werden gerade geleert. Der Verkaufsbetrieb läuft weiter. Niemand ist traurig, keiner panisch und niemand in Hektik. Draußen über dem Haupteingang haben Arbeiter am Vortag bereits die großen Buchstaben der Spielzeug-Kette abmontiert. Gestern kamen auch die fetten Lettern runter, die hoch über dem Vorhaller Kreisel prangten.
Mitarbeiter beantworten keine Fragen. Auch die Marktleitung sagt nichts, verweist nur auf die Konzernleitung. Die ist aber nicht zu erreichen. Im Hintergrund heißt es, dass niemand der Toys-Mitarbeiter auf der Straße lande. Was daran liegt, dass die irische Spielzeug-Kette „Smyths Toys“ für knapp 80 Millionen Euro die europäischen Toys-Filialen in Österreich Deutschland und der Schweiz übernommen hat. Um im Bild zu bleiben: Die Iren steigen damit zum größten Spieler auf dem europäischen Markt auf. Und wollen laut Informationen der WP auch die Filiale in Vorhalle erhalten und sie zu einem „Smyths Toys Store“ machen.
Hagener Filiale 1989 eröffnet
„Toys R us“ war 1948 in den USA gegründet worden und wurde 70 Jahre später, am 29. Juni 2018, aufgelöst.
Kurz vor der Übernahme arbeiteten 64.000 Menschen weltweit für Toys. Noch 2007 gab es weltweit 1500 Filialen, 66 davon in Deutschland.
Die Gewerkschaft Verdie kämpfte seit Juni 2015 für einen Tarifvertrag bei „Toys R us“. Doch das Unternehmen weigerte sich immer, überhaupt Tarifverhandlungen anzunehmen. Die meisten Angestellten waren in Teilzeit dabei.
Die Filiale in Hagen wurde im Jahr 1989 eröffnet. Sie gehörte zu den ersten z ehn Deutschland-Filialen von Toys.
Die Idee der neuen Eigentümer ist künftig: online vergleichen und bestellen, anschließend liefern lassen oder im Laden abholen („Click and Collect“). Im Online-Shop lässt sich jederzeit nachprüfen, wie viele Exemplare auf Lager sind.
Was das inhaltlich und in der Ausrichtung bedeutet, wollte die WP von der dortigen Pressestelle erfahren. Gestern Morgen hieß es zunächst, am Vormittag sei ein Ansprechpartner verfügbar. Doch weder am Telefon noch auf schriftliche Anfrage waren gestern Informationen zu bekommen.
Toys hat Online-Boom verschlafen
In Wirtschaftsfachkreisen heißt es, das Traditions- Spielzeughaus „Toys ,R’ us“ habe den Onlineboom verschlafen. Große Käufergruppen hat beispielsweise Amazon abgesaugt. Vor allem habe Toys nie die Verzahnung zwischen stationärem Handel und dem Online-Geschäft hinbekommen. Durch die Umwandlung der Toys’R’us Filialen in „Smyths Toys Superstores“ wird diese sogenannte „Multichannel-Strategie“ des irischen Unternehmens nun zum Tragen kommen. Das Präsentieren und Verkaufen auf mehreren Plattformen und Kanälen.
Das Unternehmen „Toys ,R’ us“ war 1948 gegründet worden. Mit den großen Verkaufsräumen und dem riesigen Angebot galt dieser Schritt einst als revolutionär. Das Sagen auf dem Spielzeugmarkt – das werden viele Hagener vielleicht noch aus ihrer Kindheit wissen – hatten in dieser Zeit kleine lokale Fachhändler.
Filialen an gefragten Punkten
Was mit dem ganzen Spielzeug aus der bisherigen Toys-Filiale nun geschieht, ist unklar. Neben dem Standort an der A1 in Hagen hat Smyths nun noch weitere Filialen im Bochumer Ruhrpark und im Indupark in Dortmund. Das Spiel geht weiter. Unter neuer Flagge.