Helfe. . Anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens feiern die Boeler Loßröcke besonders ausgelassen. Hunderte Kostümierte geben sich dem Karneval hin.
Das erste Ständchen kommt mit dem Schifferklavier: Mit der inoffiziellen Hymne von Boele eröffneten die Loßröcke am Samstagabend ihre Prunksitzung – im 70. Jahr nach Vereinsgründung.
„Die alten Germanen, das waren unsere Ahnen...“, schallte die erste Strophe des Schunkel-Liedes aus mehr als 500 Kehlen in der Aula der Gesamtschule. Auftakt für eine Geburtstagsfeier, die kölsche Karnevals-Kost mit Boeler Brauchtum und Eigengewächsen des Vereins verband.
Erfolgreiche Mischung
Eine Mischung, die funktionierte – wie der Auftritt der Boeler Karnevalsband „De Drömmelköppe“ bewies. Drei der vier Bandkollegen sind Mitglieder der Loßröcke, mittlerweile spielen die Karnevals-Rocker auf närrischen Sitzungen in ganz NRW. „Wir freuen uns, endlich auch in unserem Wohnzimmer spielen zu können“, begrüßte Frontmann Patrick Gerecke die versammelte Jeckenschar bei der Prunksitzung.
Straßenkarneval am 3. März
Mit dem Rosensonntagszug am 3. März erreicht der Karneval im Hagener Norden seinen Höhepunkt.
Der Zug beginnt im Anschluss an die Schlüsselübergabe am Boeler Amtshaus um 13.30 Uhr.
Zum Vormerken: Die nächste Prunksitzung der Boeler Loßröcke findet am 8. Februar 2020 in der Gesamtschule Helfe satt. Karten gibt es ab Ende Dezember.
Mit kölschen Karnevals-Krachern und eigenen Liedern brachten sie ihr Publikum bereits nach kurzer Zeit auf Betriebstemperatur: Man klatschte, sang und tanzte auf den Stühlen. Närrischer Rabatz in Reinkultur, an dem das Oberloßrockpaar nicht unbeteiligt blieb: Zum Finale des Auftritts der „Drömmelköppe“ griff Herzdame Yasmin I. (Treppmann) kurzerhand selbst zum Bass, begeistert beklatscht vom Elferrat der Loßröcke und ihrem Oberloßrock Christian I. (Lemke).
Dritte Generation
Mit ihm steht in dieser Session ein gestandenes Eigengewächs an der Spitze des Heimatvereins. Er war in der Session 1993/1994 Oberloßrocknachwuchs und sowohl sein Großvater als auch sein Vater trugen zuvor bereits die Amtstracht der Boeler Symbolfigur.
Ein Oberloßrock der Dritten Generation also, der sich an diesem Karnevalsabend in Feierlaune zeigte und mit schelmischen Geschenken für Heiterkeit sorgte. So überreichte er etwa dem Hagener Karnevalsprinz Marvin II. einen Gutschein, „für einmal Boeler Wetter beim Rosenmontagszug“. Ein kleiner Seitenhieb gegen den Prinzen, fiel doch der Hagener Rosenmontagszug in seiner ersten Session 2016 wegen Unwetters aus.
Zum traditionellen Empfang befreundeter Symbolfiguren wie etwa dem Vorhaller Bauer und dem Stukenförster samt Eleven aus Boelerheide gesellten sich auch Delegationen aus dem kölnischen Hoheitsgebiet. So grüßte von der Bühne in Helfe das Dreigestirn der KG Fidele Geister aus Niederaussem sowie das Traditionscorps der KG Bergheimer Torwache. Letztere sorgten mit einer Tanzchoreo zu dem Schlagerhit „Cordula Grün“ für so viel Begeisterung bei den Jecken, dass sie den Auftritt gleich wiederholen durften.
Für ähnliche Ekstase im Saal hatte zuvor neben dem Heimspiel der „Drömmelköppe“ nur Eventkünstler „Mr. Tomm“ gesorgt. Er imitierte die Stimmen diverser Stars der Musikgeschichte – von Joe Cocker über Karel Gott bis zu Pop-King Michael Jackson. Eine Stimmungs-Rakete, die mit drei Zugaben einschlug und für begeisterten Applaus sorgte.
Komiker ohne Esprit
Derweil sprang der Funke beim Auftritt von Komiker Brian O’ Gott nicht über, sorgte vielmehr für die langatmigen Momente des Abends. „Verglichen mit dem Auftritt der Drömmelköppe war der ein bisschen wie Kindergeburtstag“, fasste Ulrike Walther zusammen, die seit vielen Jahren gemeinsam mit Freunden die Prunksitzung der Loßröcke besucht. Ihr Ehemann ergänzte: „Mein Highlight des Abends war der Stimmen-Imitator. Der konnte alle Oktaven hoch und runter singen – einfach spitze.“
Dem Urteil stimmte auch Besucherin Nadine Cebulla zu. „Karneval feier ich gerne hier in der Heimat mit Freunden und Familie – da brauche ich kein Köln.“