Hohenlimburg. Liebesaus für die Liebesschlösser an der Kettenbrücke. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen hat sie entfernt.

Städtisches Liebesaus für die Liebesschlösser an der Kettenbrücke. Denn Anfang Januar ließen die Mitarbeiter des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH) diese entfernen. „Aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht“, betont Gabriele Zmarowski vom WBH. „Die Schlösser ragten zu weit in den Radweg.“

Diese nicht angekündigte Aktion sorgte bei jenen Paaren, die in den zurückliegenden Jahren ihre Verbundenheit durch ein Bügelschloss an der Kettenbrücke öffentlich gemacht und verewigt haben, für Unverständnis und somit für Ärger. So auch bei Sarah Fabisch. Sie brachte ein Liebesschloss am 9. November 2014 an. „Wir haben dort ein Schloss zu unserem 7. Hochzeitstag befestigt. Jetzt wurden alle Schlösser entfernt und die Erinnerung damit gelöscht. Das finde ich sehr schade.“

Ähnlich sieht es Petra Lindner, die sehr häufig über die Kettenbrücke mit ihren Hunden geht. „Mit Entsetzen habe ich registriert, dass die Schlösser plötzlich verschwunden waren.“

Der Wirtschaftsbetrieb der Stadt Hagen sagt dazu auf Anfrage: „Weil es sich bei der Kettenbrücke um eine Rad- und Wegebrücke handelt, besteht für diese eine besondere Verpflichtung“, so Pressesprecherin Gabriele Zmarowski.

Wirtschaftsbetrieb sieht Gefahren

Sie weist dabei auf die vorhandene Verletzungsgefahr für Radfahrer durch die Schlösser hin. Diese Darstellung ihrer Kollegen vom Fachbereich „Brücke“ werde auch, so Gabriele Zmarowski, durch Bilder bestätigt, die beim WBH vorliegen. Auf Nachfrage sagte sie, dass es bislang zu keinem Unfall auf der Kettenbrücke gekommen sei, bei dem sich ein Radfahrer verletzt habe.

Bleibt somit die Frage, ob die Schlösser wirklich ein Risiko darstellen, schließlich ist die Brücke 3,70 Meter breit. Für Petra Lindner besteht eine solche Gefahr deshalb nicht. „Diese Schlösser waren durchweg sehr klein und haben kein Risiko dargestellt. Keines der Schlösser hätte einen Radfahrer gefährden können.“

Sarah Fabisch weist noch auf Besonderheit der Liebesschlösser hin. „Ich bin oft mit meinem Mann an den Schlössern vorbeigegangen. Dann haben wir uns darüber unterhalten, was wir in der Zeit erlebt und zusammen gemeistert haben.“

Wie handeln andere Städte?

Doch wie sehen andere Kommunen das Problem? Gehen sie auch so rigoros vor und entfernen die Schlösser? In der Nachbarstadt Letmathe sind aufgrund von Rostschäden an einer Fußgängerbrücke die Liebesschlösser ebenfalls entfernt worden. Nach heftiger Kritik aus der Bürgerschaft wurde jedoch zur Problemlösung ein Extra- Gitter für Liebesschlösser angebracht.

Auch die Stadt Hagen hatte die Situation im Jahr 2011 anders eingestuft: „Die Kettenbrücke ist nach unseren Kenntnissen die einzige Brücke im Stadtgebiet mit Schlössern. Die Stadt sieht das durchaus mit Wohlwollen, wird deshalb keinen Riegel vorschieben und somit dem Glück der Verliebten nicht im Weg stehen“, hieß es damals. Acht Jahre später hat sich das Blatt gewendet. Das Liebesschlösser-Aus wird für Hohenlimburger Bürger zu einem Ärgernis.

Eines räumte der WBH im Gespräch mit dieser Zeitung ein: „Wir hätten die Bürger vorher darüber informieren sollen, dass die Schlösser abgenommen werden. Dann hätten sich jene, die ein Schloss angebracht haben und dieses aufbewahren wollen, bei der Demontage abholen können.“ Das ist jetzt zu spät. Die Schlösser sind wahrscheinlich für immer entsorgt. Dazu Petra Lindner: „Wenn diese Schlösser noch irgendwo gelagert sind, möchte ich mir mein Schloss gerne abholen.“

>> HINTERGRUND: Andere Brücken

An anderen Brücken im Hagener Stadtgebiet mit Gehwegen, so an der Badstraße, werden die Schlösser nicht entfernt. Das sagt der WBH.

In Großstädten, wie in Köln, werden die Schlösser nur aufgrund von Korrosionen an den Brückengeländern entfernt. An der Hohenzollernbrücke haben die Liebesschlösser ein Gesamtgewicht von ca. 35 Tonnen.