Wehringhausen. . Er ist vielleicht einer der bekanntesten Polizisten in ganz Hagen. Jetzt geht der Bezirksbeamte Roland Tripp in den Ruhestand. Ein Rückblick.
Viele osteuropäische Kinder im Stadtteil sprechen mit einem rollenden „R“. Sie rufen ihn „Triiiiiep“. Irgendwann ging er zu einer Kindergruppe rüber, beugte sich hinunter zu ihnen und erklärte so ruhig wie man ihn kennt: „Es heißt Tripp. Und für euch: Herr Tripp.“ Einer der bekanntesten Polizisten der Stadt hat am Mittwoch seine Waffe abgegeben und legt heute die Uniform ab. Der Wehringhauser Bezirkspolizist Roland Tripp (61) geht in den Ruhestand.
Als Roland Tripp vor zwölf Jahren aus dem Wach- und Wechseldienst – dem knallharten Streifengeschäft der Polizei – in den Bezirksdienst wechselte, musste er lernen wie man langsam geht. So kennen ihn die Menschen des Viertels. Den großen Mann mit der Polizeimütze und dieser besonnenen Ausstrahlung, der ruhig und mit wachem Blick durch Wehringhausen geht. Mit einer ziemlich simplen Haltung: „Auch wenn jemand kein guter Mensch ist, zolle ich ihm Respekt. Ich erwarte diesen aber auch zurück.“
Ob das immer jeder Ganove im Bezirk so gesehen und gehalten hat, sei mal dahin gestellt. Aber Tripp durfte nach der actionreichen Zeit im Wechseldienst bald erkennen, dass ein Bezirkspolizist nicht immer nur dann eintrifft, wenn die Krise längst da ist. „Nein, ich habe plötzlich gemerkt, dass ich hier wirklich etwas verändern kann.“
Das klingt ein bisschen nach Sozialarbeiter-Romantik. Und dagegen wehrt sich Tripp auch gar nicht. „Das ist schon so“, sagt er und verweist auf die Schulen und Kitas in Wehringhausen. „Wenn Sie nach einer Zeit gut vernetzt sind und die sozialen Umfelder der Kinder kennen, dann können sie bei bestimmten Problemen plötzlich lenken und Veränderung herbeiführen. Das hat mich bis zuletzt sehr erfüllt.“
Scharnier zwischen kulturellen Welten
Tatsächlich ist es so, dass der große Mann Teil der Sozialisation eines völlig neuen Bevölkerungsteils in Wehringhausen geworden ist. Einheimische und Zuwandererkinder blicken mit Respekt auf Roland Tripp. Und für die Zuwandererkinder wirkte er wie ein Scharnier zwischen den eigenen kulturellen Wurzeln und den hiesigen Regeln. Roland Tripp war auch ein Polizist zwischen den Welten.
Die Kinder des Stadtteils haben übrigens schnell mitgekriegt, dass Tripps Ruhestand näher rückt. „Ich bin da nicht ganz ehrlich gewesen“, gibt der bodenständige Boelerheider zu. „Ich habe ihnen erzählt, dass ich aufhöre, weil ich nicht mehr schnell genug einem Dieb hinterher laufen kann.“ Worauf ein rumänischer Junge ihm entgegnete: „Triiiiieb, das ist nicht schlimm. Ich kann dir zeigen, wie man schnell läuft.“
Wehringhausen hat sich rasant verändert. Der Blick auf Tripps zwölf Jahre dort zeigt das. „Als ich loslegte, war der Stadtteil sehr linkslastig geprägt. Da wurde viel eher der Mund aufgerissen als heute“, erkennt Tripp. Heute sieht er eine Gesellschaftsstruktur, die dazu neige, wegzusehen und oft zu resignieren. „Nur weil wir um uns herum sehen, dass Menschen ihren Müll weiter aus dem Fenster schmeißen, dürfen wir nicht aufhören, uns richtig zu verhalten und uns auch zu erklären“, appelliert er daran, dass wieder mehr Veränderungswille im Quartier spürbar werden müsse.
Björn Freitag wird neuer Bezirkspolizist in Wehringhausen
Schon kurz vor Weihnachten konnten viele Wehringhauser Bürger Roland Tripps Nachfolger, Polizeihauptkommissar Björn Freitag (Foto), kennenlernen. Er wird in absehbarer Zeit seinen Dienst als neuer Bezirksbeamter antreten.
Roland Tripp wurde 1978 als Polizeiwachtmeister-Anwärter eingestellt. 1983 wechselte er an das Polizeipräsidium Hagen, wo er 25 Jahre lang seinen Dienst im Wach- und Wechseldienst des Schutzbereichs und später der Polizeiinspektion Süd in der Prentzelstraße verrichtete. Anschließend wurde er Bezirksbeamter.
Ein einziges Mal die Waffe gezogen
40 Jahre lang war Roland Tripp Polizist. Wie er sagt, mit Leib und Seele. Zwischen viele schöne Erinnerungen mischen sich auch Bilder, die ihm in der Vergangenheit Sorge bereitet haben. Wenn es ernst und gefährlich wurde. Wenn er Tote sehen musste, Verunglückte oder Opfer von Straftaten. Ein einziges Mal musste er seine Waffe auf jemanden richten. Er musste zum Glück nicht abdrücken.
Die Polizei hat sich verändert. „Was schön ist“, sagt Tripp. Beispielsweise mit Blick auf die vielen Kolleginnen im Wach- und Wechseldienst. Seit Silvester ist er Großvater eines Enkels, für den er nun mehr Zeit haben wird. Und für ein neues Hobby. Er hat ein Wohnmobil bestellt. Die Reisen, die er und seine Frau machen wollen, die klappen nämlich nicht zu Fuß.