Emst. . Als Hundefriseurin kümmert sich Nadia Schneider auf Emst um ihre vierbeinige Kundschaft. Für jedes Tier gibt es ein individuelles Pflegekonzept.

„Ich verpasse Hunden ein rassetypisches Erscheinungsbild und keine modische Frisur“, sagt Nadia Schneider mit fester Stimme. Wohl um im Kern meine eventuelle Befürchtung, dass es sich hier um Chichi und schnöde Geldmacherei handeln könnte, zu entkräften. Nadia Schneider ist „Groomer“, eine grammatikalisch weibliche Form des englischen Begriffs des Hunde- oder Katzenfriseurs gibt es nicht.

Die 37-Jährige wohnt auf Emst, also einem Stadtteil, in dem es zahlreiche Hundebesitzer gibt. Und sie besitzt selbst zwei Hunde, „zwei langhaarige, und die Hundefriseure, zu denen ich früher gegangen bin, wollten die beiden immer scheren, aber das wollte ich nicht“. Nadia Schneider ist in ihrem Element: „Von 350 Hunderassen eignen sich nur etwa ein Dutzend zum Scheren, alle anderen sollten gezupft oder angeschnitten werden.“

Achtwöchige Schulung

Aufwändige Pflege beim Labradudel

Die Tiere der derzeit im Trend liegenden Hunderasse Labradudel sind relativ schwierig zu pflegen. Beim Labradudel treffen nämlich das fettige, wasserabweisende Haar vom Labrador und das trockene, lockige Pudelhaar aufeinander. Ergebnis der ungewöhnlichen Kombination: Das Haar verfilzt leicht an der Haut.

Das rassetypische Erscheinungsbild eines Schnauzers sind kurzes Kopfhaar, dichte Augenbrauen und ein kräftiger Schnauzbart.

Termine bei „Honey’s Grooming“ in der Emster Straße 107 können unter 362 62 77 vereinbart werden. Das Trimmen und Pflegen eines kleinen Hundes kostet ab 30 Euro.

Ihren Ärger über ihre Besuche bei anderen „Groomer“ hat Nadia Schneider nicht runtergeschluckt, sondern sich vielmehr entschlossen, selbst eine Groomer-Ausbildung zu mac­hen, „eine achtwöchige Schulung in ­Castrop-Rauxel“. Und seit Oktober betreibt die Hagenerin im Emster Ladenhof den Hundefriseur „Honey’s Grooming“.

Der Tisch, auf den die Vierbeiner gehoben werden, ist höhenverstellbar, „aber ohne Galgen. Ich binde die Hunde nicht an“, betont die 37-Jährige. Gebissen worden ist sie noch nie, wohl auch, weil die Hundebesitzer während der „Behandlung“ anwesend sind, „und ich selbst strahle auch Ruhe aus. Außerdem spiele ich Musik ab“. Nadia Schneider lacht, „ja, auf Frank-Sinatra-Songs reagieren die Hunde sehr entspannt“.

Individuelle Herangehensweise

Kurzes, mittellanges oder langes Haar, Stockhaar oder lockiges Haar – auch als Nicht-Expertin kann mir schon vorstellen, dass es Unterschiede beim Pflegen und Trimmen gibt. „Trimmen bedeutet übrigens nicht schneiden, sondern abgestorbenes Haar entfernen“, klärt mich Nadia Schneider auf. Während Scheren die Haarentfernung per Schermaschine beschreibt.

„Malteser werden häufig geschoren, was in den meisten Fällen jedoch falsch ist“, sagt die Hundeliebhaberin, die früher im Dienstleistungsbereich tätig war. Malteser hätten sehr empfindliche Haut und bekämen daher oft Ekzeme. „Daher soll man die Hunde nicht scheren, sondern lediglich ihre Augen und Pfoten vorsichtig frei schneiden. Um die Knoten aus der Unterwolle zu entfernen, sollte man einen Spezialkamm benutzen.“

Verfilzungsgefahr

Hundefriseurin Nadia Schneider hat ihr Geschäft im Emster Ladenhof.
Hundefriseurin Nadia Schneider hat ihr Geschäft im Emster Ladenhof. © Michael Kleinrensing

Apropos Unterwolle: Wenn der Hund Unterwolle und Deckhaar besitzt, spricht man von Fell und von Hunden, die haaren. Bei Rassen, die keine Unterwolle besitzen, spricht man nicht von Fell, sondern von Haaren. Diese Rassen haaren nicht.

Ein Problem bei Hunden mit mittellangem oder langem Haar: Es verfilzt leicht. „Um das Haar ohne es zu scheren und extrem zu kürzen knoten- und filzfrei zu bekommen, muss man vorsichtig kämmen und zupfen“, sagt Nadia Schneider.

Föhnen trocknet das Fell aus

„Boomer“, ihr eigener Hund, ein ­Bolonka Zwetna, sei aufgrund seines lockigen, feinen Haares sehr pflegebedürftig. Der dreijährige, kleine, russische Hund sähe nach dem Baden aus wie ein Wattebausch. Wichtig bei „Boomer“: Er sollte nach dem Baden nicht geföhnt werden. Durchs Föhnen wird das Fell trocken, stumpf und spröde, daher sollte es an der Luft trocknen. „Dann bilden sich zwar Locken, doch das Haar verfilzt nicht. Die trocknen Locken kann ich dann ausbürsten“, sagt Nadia Schneider.

Vor ein paar Tagen sei ein Rauhaardackel mit Schuppen bei ihr gewesen, „er hatte völlig ausgetrocknetes Fell, da er immer vor dem Kamin liegt“. Die Hundefriseurin hat ihn per Hand vorsichtig gezupft. Und dem Besitzer einen anderen Schlafplatz für den Dackel empfohlen.