Hohenlimburg. . Am 6. Januar 2016 haben Sabine Klose und Christoph Rösner das Café-Restaurant Fachwerk an der Herrenstraße eröffnet.

Am 6. Januar 2016 haben Sabine Klose und Christoph Rösner das Café-Restaurant Fachwerk an der Herrenstraße eröffnet. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später stand Christoph Rösner der WP Rede und Antwort und zog eine Zwischenbilanz. Kleinkunst, Kultur, kleine Küche, Kommunikation und eine familiäre und frauenfreundliche Atmosphäre – dafür steht das Café-Restaurant Fachwerk.

Herr Rösner, zwei Jahre gibt es bereits das Café-Restaurant Fachwerk. Gab es mal Tage, an denen Sie es bereut haben, dieses zu eröffnen?

Christoph Rösner: Die gab es, aber das gehört zum Job. Wir haben uns damals von dem Objekt mit dem wunderschönen Garten faszinieren lassen, haben aber nicht wahrgenommen, wie tot es in der Innenstadt tatsächlich war. Nach einem Jahr und acht Monaten habe ich das Tagesgericht aus der Karte genommen und die Öffnungszeiten verändert, da mir zunehmend die gute Laune abhanden zu kommen drohte. Allerdings, und das ist das durchweg Positive, unser Grundkonzept ist aufgegangen. Die Leute lieben die intime Atmosphäre bei uns im Fachwerk. Viermal im Jahr stellen wir regional und überregional bekannte Künstlerinnen und Künstler aus, und, schöner Nebeneffekt, das Ambiente verändert sich regelmäßig, und ich muss mir keine Gedanken um Dekoration machen. Wir sind kein richtiges Café und kein richtiges Restaurant – wir sind von allem etwas. Es gibt immer zwei bis drei selbstgebackene Kuchen und zehn Gerichte auf der Karte, die ich selbst frisch zubereite. Wir haben 25 Veranstaltungen pro Jahr, die bisher alle ausverkauft waren. Ein Beispiel: Allein die sieben Dezember-Veranstaltungen waren bereits Ende August ausgebucht. Außerdem haben wir mit 32 Gästen einen wunderbaren Silvesterabend verbracht. Offensichtlich gibt es einen großen Bedarf nach gediegenen, exzellenten Kleinkunstdarbietungen in Hohenlimburg. Und darüber freuen wir uns sehr. Außerdem haben wir in diesen zwei Jahren sehr liebe, interessante Menschen kennengelernt. Allein dafür lohnt der ganze Aufwand.

Wie haben Sie das „Kneipensterben“ in Hagen aufgenommen? Mit der „Spinne“ hat wieder ein Traditionslokal geschlossen...

Ich kenne die Hagener Kneipenszene noch ein wenig, ich habe 1991 meinen letzten Laden in Hagen geschlossen. Das gastronomische Verhalten der Menschen hat sich verändert. Früher brauchte man am Wochenende immer die doppelte Personalstärke. Heute kann es sein, dass an einem Mittwoch was los und an einem Samstag dafür tote Hose ist. Den Pächter der ,Spinne’ kann ich verstehen, dass er aufgehört hat. Für ihn war es wohl eine gute Entscheidung. Die Gastronomie geht leider Richtung Franchise. Deshalb sind heutzutage persönlich geführte Lokale das A und O. Bei uns gibt es eine Auswahl guter Weine und dafür keine Fritteuse – unser Fachwerk soll nicht nach Frittenfett stinken, sondern nach frisch gemahlenem Kaffee und selbst gebackenem Kuchen. Die Leute können auch bei uns privat feiern. Wir bereiten alles selbst und frisch zu, lassen nichts liefern. Mit Chris und Jochen können wir uns auf zwei wunderbare Kellner verlassen.

Sie stehen ja auch selbst auf Ihrer kleinen Bühne. Was schauen Sie sich denn gerne an?

Hier vor Ort fehlt mir leider die Zeit. Das letzte Kabarett-Programm, das ich besucht habe, ist sechs Jahre her. Das war bei Georg Schramm. Zu meinem 60. Geburtstag habe ich von meiner Frau Karten für Bayreuth geschenkt bekommen. Und eine Woche später waren wir bei den Fantastischen Vier. Das war es mit Kultur in diesem Jahr. Ich verzichte auf vieles, weil ich sonst jemanden einstellen müsste. Aber zum Glück bekomme ich ja auf meiner eigenen Bühne einiges geliefert. Am 1. Dezember waren ,Gib8!“ bei uns mit einem tollen A-Cappella Konzert. Acht Musiker auf unserer kleinen Bühne! Das Fachwerk hat gebebt vom Applaus des Publikums, da habe ich die Acht gleich für Dezember 2019 gebucht. Mit Melange-Geschäftsführer und engem Freund Dr. Thomas Eicher arbeite ich wunderbar zusammen. Kürzlich haben wir das erste Halbjahresprogramm für 2019 vorgestellt.

Was sind für Ihre Programme die Ideenquellen?

Zum einen persönliches, intensives Interesse. Ich habe mich beispielsweise zwei Jahre mit Oscar Wilde beschäftigt. Daraus wird dann ein Programm, das ich auf den Bühnen des Landers spiele. Zum anderen sind es äußere Anlässe wie der 200. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart, zu dem ich Ende des Monats mein Programm „Trost dem Tröster“ geben werde. Bevor wir das Fachwerk eröffnet haben, war ich leidenschaftlicher Hobbygärtner, und aus dieser Beschäftigung ist mein Programm zum Fürsten Pückler, dem Erdbeweger und Landschaftsgestalter, entstanden. Manche Anlässe fliegen mich auch an, wie mein satirisches Weihnachtsprogramm, da gibt es Stoff ohne Ende. Wenn ich mit meiner Frau Sabine Klose auftrete, spielen wir uns die Bälle gegenseitig zu, und das Publikum kann sich zudem über ihren wunderschönen Sopran freuen.

Viele Besucher zu Kleinkunstveranstaltungen kommen ja von außerhalb. Aber was interessiert denn den Hohenlimburger?

Die Lokalmatadoren, wie Kriszti Kiss oder Peter Schütze, und Künstler, die bei den Schlossspielen aufgetreten sind. Aber es ist schwer zu sagen, weil bis jetzt ja alle Veranstaltungen ausverkauft sind. Ich freue mich, wenn das Publikum neugierig auf innovative Sachen ist. Bei meinem Robert-Gernhardt-Abend waren 40 Leute zu Besuch, die Hälfte wusste gar nicht, wer das war. Aber am Ende waren alle 40 begeistert. Mehr will man doch nicht. Ich freue mich auch, dass das Publikum jünger geworden ist. Wir haben mit einem Schnitt von vielleicht 75 angefangen, jetzt sind wir bei 58.

Haben Sie für die Zukunft noch weitere Ideen? Im Melange-Programm beispielsweise ist ja jetzt mehr Musik enthalten...

Ich habe noch viele Ideen, weiß aber nicht, ob ich diese jetzt schon raushauen sollte. Die Zeit wird es bringen. Was ich auf jeden Fall organisieren werde, ist das 2. Hohenlimburger Picknick Ende Mai, in Anlehnung an die Nacht der langen Tische in Wehringhausen. Das war ein so großer Erfolg im letzten Jahr, sowas sollte in Hohenlimburg unbedingt wiederholt werden. Unsere Bühne möchte ich gerne noch intensiver nutzen, so dass Musiker oder Kabarettisten sich vielleicht ausprobieren und einfach hier spielen können.