Lennetal. . Weil ein Kunde einen Groß-Auftrag kündigte, geriet Schlager Industrieofenbau in die Insolvenz. Ein Jahr später startet das Unternehmen neu durch.

Was das Unternehmen Schlager Industrieofenbau in den vergangenen zwölf Monaten erlebt hat, ist einerseits paradox, andererseits auch eine Hagener Erfolgsgeschichte. Paradox deshalb, weil Schlager trotz guter Konjunktur, trotz starker Auftragslage und bester Kundenbeziehungen am 1. Februar 2018 Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden musste. Und ein Erfolg deshalb, weil das Unternehmen nur ein Jahr später gestärkt und stabil ist und Dank einer Übernahme plötzlich nicht mehr nur auf regionalen, sondern weltweiten Märkten agiert.

„Wollen mit aller Power zurück auf den Markt“

Bei der Insolvenz in Eigenverwaltung hat der Schuldner die Möglichkeit, die Insolvenzmasse mit Hilfe eines Sachwalters selbst zu verwalten und darüber zu verfügen. Der Schuldner ist dann quasi sein eigener Insolvenzverwalter.

Vor allem wolle man bei Schlager ein Bekenntnis zu Hagen abgeben, in dem man hier am Standort bleiben werde.

Eyal Rapoport, der als Koordinator zwischen Electrotherm und Schlager aktuell am Standort im Lennetal aktiv ist: „Das ist ein hoch professionelles Unternehmen, mit dem wir mit aller Power zurück auf den Markt wollen.

Im ersten Viertel dieses Jahres werde es dabei sehr viele Veränderungen geben, auf die sich im Unternehmen alle freuen würden, so Rapoport.

Schlager Industrieofenbau an der Sudfeldstraße ist ein führender, international tätiger Spezialist im Industrieofenbau und in der Thermoprozesstechnik, die in der Stahlindustrie, der Aluminiumindustrie sowie in der Luft- und Raumfahrtindustrie zum Einsatz kommen. „Und zwar von A bis Z“, beschreibt Geschäftsführer Stefan Schlager das Portfolio.

Soll heißen: Auf der 1200 Quadratmeter großen Produktionsfläche und den 350 Quadratmeter großen Büroflächen im Lennetal wird von der ersten Idee, über die technische Beratung, die Konstruktion bis hin zur individuellen Ofen-Fertigung und Inbetriebnahme in den Kunden-Firmen alles aus der Hand der Firma Schlager produziert. Schlager ist zwar bislang tätig in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Polen, der Tschechoslowakei, Südafrika, China, Indien, Brasilien und den USA. Doch der Schwerpunkt aller Aktivitäten liegt in der Montanregion im Umkreis von 80 Kilometern.

Ein Tiefschlag, der Hoffnung brachte

Doch 2017 erlitt Schlager, wenn man so will, einen Tiefschlag, der später Hoffnung bringen sollte. Schlager nahm einen risikoreichen Auftrag einer Tochterfirma eines Flugzeugherstellers Airbus an. Es ging um vier Ofenanlagen zur Produktion von Flugzeugteilen. Der Auftrag lag in größerer siebenstelliger Höhe. Als der Kunde den technisch ohnehin hoch anspruchsvollen Auftrag mitten im Projekt kündigte, „waren wir liquiditätsmäßig am Ende“, sagt der kaufmännische Leiter Karsten Gödde. Schlager meldete Insolvenz in Eigenverwaltung an.

Unternehmen vollständig erhalten

Am 2. Januar, kein Jahr später, war das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Und nicht nur das. Für Schlager gibt es plötzlich eine gänzlich neue, noch größere Perspektive. Denn: Das Unternehmen „Electrotherm“ aus Israel hat Schlager im Rahmen des Insolvenzplans zum 1. Januar übernommen. Das Unternehmen mit allen Arbeitsplätzen bleibt vollständig erhalten.

Der Hagener Unternehmenssitz wird in den nächsten Jahren durch die weitere Kooperation und Integration in die Electrotherm-Gruppe wachsen. „Der Käufer stattet uns mit frischem Kapital aus, voraussichtlich wachsen wir von 40 auf 60 Mitarbeiter an und schlagartig gewinnen wir einen internationalen Vertrieb dazu“, sagt Karsten Gödde.

Und Geschäftsführer Stefan Schlager sagt: „Unsere Ertragslage war immer gut, die gesamtwirtschaftliche Situation kommt uns zugute und alle Mitarbeiter sind durch die Übernahme sehr motiviert und hoffnungsvoll.“