Hagen. . Der 20-jährige Angeklagte hat am Donnerstag zugegeben, auf zwei Besucher des BG-Turniers in Hagen eingestochen zu haben. Er gab sich emotionslos.
Als Tatmotiv geht die Staatsanwaltschaft von „Freude an der Vernichtung eines Lebens“ aus. Der Angeklagte (heute 20 Jahre) habe am Rande des sommerlichen BG-Turniers 2018 zwei Besucher mit einem Küchenmesser lebensgefährlich attackiert, „um hinterher damit prahlen zu können“.
Versuchter Mord. Der schwere Vorwurf, den Oberstaatsanwalt Bernd Haldorn gleich zum Beginn des Prozesses erhob, nahm gestern im Laufe des ersten Verhandlungstages konkrete Konturen an. Geradezu erschreckend, wie aus aggressiver Gewaltlust heraus zwei arglose Gäste des Emster Sportspektakels Mitte Juli hinterrücks niedergestochen wurden. Der Angeklagte wollte sich im laufenden dafür Verfahren entschuldigen: „Ich bedauere das auf jeden Fall.“
Täter auf Krawall gebürstet
Vor der 1. Großen Jugendstrafkammer des Landgerichts sitzt ein kleiner, hagerer Mann. Oberflächlich hingeschaut könnte man ihn für einen Hänfling halten, doch das täuscht. Er ist zwar klein, aber sportlich gut durchtrainiert. Diese Erfahrung musste auch ein Schüler (16) machen, der am Abend des 15. Juli inmitten der feiernden Basketballgemeinde auf den Angeklagten stieß, der sich zusammen mit einem Freund (22) an zwei Bänken im Emster Park aufhielt und „auf Krawall gebürstet“ war.
Größtes Turnier dieser Art in Deutschland
Das BG-Freiluftturnier ist die größte Basketball-Veranstaltung dieser Art in Deutschland und findet stets am ersten Wochenende der Sommerferien statt.
Der 20-jährige Angeklagte befindet sich seit seiner Festnahme am 16. Juli 2018 in Untersuchungshaft in der Jugendstrafvollzugsanstalt Iserlohn.
Die beiden versuchten, den Schüler „abzuziehen“. Er wurde am Arm gepackt, sollte seine Tasche und sein Handy herausgeben. Bevor er flüchten konnte, gab’s noch einen Box-Schlag aufs Kinn. Der Schüler gestern Vormittag im Zeugenstand: „Die waren auf meine Wertsachen scharf.“
Zurück zum Basketball-Turnier. Gegen Mitternacht stach der Angeklagte aus vollem Lauf von hinten auf das linke Schulterblatt eines Besuchers ein. Das Tatmesser, ein Küchenmesser mit weißem Griff, will er auf einer Wiese hinter dem Basketballkäfig gefunden haben.
Stiche in Rücken und Lunge
Wie es zu dem Klingenangriff kam? „Ich hatte ihn gefragt, wie alt er sei. Er erwiderte, er wolle nicht doof angelabert werden. Dann ist es passiert.“ Richter Jörg Weber-Schmitz: „Was ist passiert?“ Angeklagter: „Der Stich. Der Stich in den Rücken.“
Keine zehn Minuten später hat der Angeklagte das Küchenmesser, das er in einer Bauchtasche bei sich trug, einem anderen Besucher in den Brustkorb gerammt. Dieser Stich ging in die Lunge. Der Angeklagte: „Ich habe den Typen vorher noch gefragt: Was rempelst du mich so doof an? Dann habe ich zugestochen.“ Doch er betont: „Ich hatte auf keinen Fall vor, jemanden zu töten. Es tut mir alles sehr leid.“
Ankündigungen gegenüber Freunden
Zur Tatzeit hatte der Angeklagte ein Gemisch aus Whisky und Jägermeister, sowie Ecstasy-Pillen intus. Auch hatte er zwei Joints geraucht. „Wegen der 1,68 Promille erhoffen wir uns verminderte Schuldfähigkeit“, so Verteidiger Frank Becker.
Der Angeklagte soll vor dem Vorfall seinem Freund angekündigt haben: „Wenn jemand heute Abend Stress macht, dann steche ich ihn ab.“ Fortsetzung am 16. Januar