Breckerfeld/Schalksmühle. . Breckerfeld ist hausärztlich alarmierend unterversorgt. Doch ein Mediziner aus der Hansestadt geht als Hausarzt nach Schalksmühle.

Der in Breckerfeld lebende Mediziner Michael Maicher ist seit dem Montag neuer Inhaber einer Hausarztpraxis in Schalksmühle. Und das, obwohl die Stadt, in der er lebt, im Hausarztbereich als medizinisch unterversorgt gilt und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Investitionen in eine neue Praxis in Breckerfeld sogar erheblich fördern würde. Während Schalksmühle einen sehr qualifizierten Mediziner gewinnt, verharrt Breckerfeld im Frühwarnsystem der KVWL.

200 Patienten pro Quartal versorgt

Der Schalksmühler Hausarzt Jürgen Killburger ist nach 30 Jahren in den Ruhestand getreten. Er fand seinen Nachfolger – nach mehreren erfolglosen Versuchen – ausgerechnet auf Ebay-Kleinanzeigen. „Man greift nach jedem Strohhalm“, sagt Killburger. In der etwa 180 Quadratmeter großen Praxis in der Hälverstraße werden pro Quartal im Schnitt 2000 Patienten versorgt, sagt Killburger. Eine größere landärztliche Praxis wie seine würde anscheinend aber seit Langem vom ärztlichen Nachwuchs als uninteressant gesehen. Denn einen Nachfolger für die hausärztliche Praxis zu bekommen, die Killburger seit 1993 gemeinsam mit seiner Frau Silke führt, sei schwierig, erzählt der 65-Jährige.

Stelle war anderthalb Jahre ausgeschrieben

Anderthalb Jahre war die Praxisnachfolge ausgeschrieben, doch die Anzeigen in entsprechenden Zeitschriften und auf Internetportalen, auch auf der Praxisbörse der Kassenärztlichen Vereinigung, brachten nicht den erhofften Erfolg. Schließlich inserierte Diana Panne aus dem Praxis-Team mit Einverständnis von Dr. Killburger bei Ebay-Kleinanzeigen. Diesmal gab es die Resonanz.

So fand die Anzeige schließlich per SMS von einer ehemaligen Kollegin ihren Weg zu Michael Maicher. „Ich habe angerufen und bin dann auch hingefahren“, sagt der 45-Jährige, der seit 14 Jahren in Breckerfeld wohnt. „Es ging dann relativ schnell, ich bin in die Praxis reingekommen und habe mich gleich wohlgefühlt.“

Seit gestern führt Maicher die Praxis. Er hat Facharztqualifikationen für Innere Medizin sowie für Pneumologie, also Lungenerkrankungen; bald soll ein weiterer Facharzt in Intensivmedizin hinzukommen. An der Lungenfachklinik in Neustadt im Südharz war Maicher als Chefarzt tätig, weitere Klinikstationen waren in Hagen-Ambrock, Bad Lippspringe, Düsseldorf und Rotenburg an der Fulda. Neben der Pneumologie konnte Maicher dort auch Erfahrungen in Onkologie und Neurologie sammeln.

Auf Anfrage kein Kommentar

Schalksmühle war für ihn interessant, weil es in der Nähe seines Zuhauses liegt und er dort mehr Gestaltungsmöglichkeiten sieht als im Klinikbereich. Doch warum hat Maicher sich angesichts des Ärztemangels nicht zur Eröffnung einer Praxis in Breckerfeld entschieden? Auf Anfrage der WESTFALENPOST ließ Maicher über eine Praxis-Mitarbeiterin gestern ausrichten, dass er keine Stellung nehmen wolle.

Bürgermeister André Dahlhaus berichtet auf Anfrage, dass man als Stadt in der Vergangenheit Gespräche mit Maicher über eine Niederlassung in Breckerfeld gesprochen habe. Doch Maicher habe laut Dahlhaus signalisiert, nicht an dem Ort tätig sein zu wollen, an dem er auch lebe.