Emst. . Mitglieder des Scrabble-Clubs treffen sich seit 44 Jahren. Doch die Beliebtheit für den Buchstaben-Klassiker lässt nach.
Wenn am Ende des Jahres die Abende länger werden, dann ist ein gemütliches Treffen zu einem Brettspieleabend nicht abwegig, möchte man meinen.
Doch in der Zeit der digitalen Schach-Apps und Computerwelten trifft man sich kaum noch zum Spielen. Dabei machen viele der „altmodischen“ Spiele nicht nur Spaß, sondern haben auch einen pädagogischen Wert.
Seit 70 Jahren gibt es „Scrabble“ nun schon, und fast jeder hat es schon einmal gespielt. In den 70er- Jahren war das Brettspiel in Hagen sogar so beliebt, dass 1974 ein Scrabble-Club gegründet wurde - und den gibt es bis heute.
Trotz deutlich reduzierter Mitgliederzahl halten Hans und Anna Siering, Ekkehard Adler, Gabi Fuchs, Bernd Döhnel und Sam Ritter an ihrer Tradition fest.
60 Kilometer für ein Brettspiel
Im Laufe der Jahre sind viele der ehemals 16 Mitglieder gegangen und wurden durch neue Spieler ausgewechselt, insgesamt haben sich rund 40 Personen in dem „Scrabble“-Club versucht. Manche mit mehr, manche mit weniger Erfolg. Auch an Turnieren haben die „Scrabbler“ teilgenommen. Doch heute tun sie das nicht mehr.
Damit die Runde überhaupt stattfinden kann, fährt Bernd Döhnel 60 Kilometer zurück in seine alte Heimat.
Auf dem Smartphone spielen
Buchstaben mit unterschiedlichem Wert
Bei dem Brettspiel „Scrabble“ geht es darum, aus Buchstaben Wörter auf ein Feld zu legen. Dabei muss man immer an einen Buchstaben eines Wortes anbauen, das bereits auf dem Brett liegt.
Die gelegten Buchstaben zählen unterschiedlich viele Punkte. Auf dem Brett sind einige Felder markiert – der Buchstabe, der darauf gelegt wird, zählt doppelt oder dreifach.
Jeder Spieler hat eine bestimmte Anzahl an Buchstaben immer vor sich, wenn die Buchstaben verwendet wurden, werden neue gezogen.
Warum keine neuen Mitglieder kommen: „Auf dem Smartphone wird heute gespielt“, vermutet Döhnel. „Das ist der Trend der Zeit.“ Dazu kommt noch, dass im Scrabble-Club keine Anfänger mehr sind. „Das Schlimme ist: Wenn man gegen erfahrene Spieler spielt, dann verliert man ständig.“
Die Angst vor der Niederlage hält aber zumindest im Club niemanden vom „Scrabbeln“ ab. Auch wenn das Gewinnen natürlich das Ziel ist, so hat man doch auf dem Weg dahin am meisten Spaß. „Wie beim Fußball“, sagt Hans Siering.
Lehrreiches Spiel
Dabei sei „Scrabble“ auch ein sehr lehrreiches Spiel. Jeder, der das Spiel schon einmal gespielt hat, kenne die Situation, denn plötzlich suche man händeringend nach den passenden Worten, ohne sprechen zu müssen.
Sogar viele neue Wörter lernen die Spieler kennen, die sie noch nie zuvor gehört haben – und das oft nicht ohne Grund.
„Gibt es das überhaupt?“ Diese Frage unterbricht das angeregte Nachdenken immer wieder. In dem Falle werden dann die „Scrabble Wörterbücher“ zu Rate gezogen. In der „Offiziellen Liste“ stehen alle Wörter der Länge nach geordnet, während der „Scrabble Duden“ wie ein gewöhnliches Wörterbuch funktioniert.
Wie eine Wundertüte
Bei „Scrabble“ bauen die Spieler also nicht nur Wörter zusammen, sie bauen auch ein umfangreiches Vokabular auf. Anne Siering, die ursprünglich nicht aus Deutschland, sondern aus Finnland kommt, habe durch „Scrabble“ praktisch Deutsch gelernt.
Faszinierend an dem Spiel selbst sei vor allem auch der Abwechslungsreichtum. „Bei jedem Griff in den Beutel kommt etwas anderes raus: wie eine Wundertüte“, erklärt Anne Siering.
Wenn alle Buchstaben aus dem Sack sind, ist die erste Runde vorbei. Diese dauert ungefähr eineinhalb Stunden. Für die Mitglieder ist inzwischen das Wörterfinden nicht mehr die Schwierigkeit. Viel schwieriger ist es, den richtigen Platz für die Wörter zu finden, um möglichst viele Punkte gewinnen.
Mit Klassikern Punkte sammeln
Erstaunlicherweise kann man mit einem gut platzierten Zwei-Buchstaben-Wort manchmal mehr Punkte sammeln als mit einem zehnbuchstabigen. „Deshalb lege ich jetzt unseren Klassiker: Tö.“ Auf die Frage hin, was das bedeute, lacht Gabi Fuchs. „Toilette, natürlich!“