Hagen. . Großtagespflegestellen sind bei vielen Hagener Eltern beliebt. Der Grund: die flexiblen Öffnungszeiten.

In Hagen sind inzwischen acht der geplanten zehn Großtagespflegestellen eröffnet worden, die restlichen zwei sollen Anfang des nächsten Jahres an den Start gehen. Damit gibt es 90 zusätzliche Betreuungsplätze für unter dreijährige Kinder in der Stadt.

„Das ist eine deutliche Entlastung, reicht aber noch lange nicht, um den Bedarf zu decken“, fasst Dirk Hannusch, Abteilungsleiter für Kindertagesbetreuung im Rathaus, die ­Situation zusammen.

Weitere Betreuungsplätze also dringend benötigt

Weitere Betreuungsplätze werden also dringend benötigt, wenn die Stadt der Vorgabe des Jugendhilfeausschusses, der die Betreuungsquote für Kinder von 0 bis drei Jahren auf stadtweit 38 Prozent festgelegt hat, gerecht werden will.

Für 5648 0- bis dreijährige Kinder gibt in Kindergärten, Großtagespflegestellen und bei Tagesmüttern gerade einmal 1755 Betreuungsplätze, was einer Quote von nur 31,1 Prozent entspricht.

Stadt hat Neuland betreten

Dass die Versorgungsquote gegenüber dem Vorjahr überhaupt um 2,6 Prozent gesteigert werden konnte, ist vor allem den Großtagespflegestellen zu verdanken, mit denen die Stadt in der Betreuung von Kleinkindern Neuland betreten hat.

In einer Großtagespflegestelle arbeiten die Tagesmütter nicht auf eigene Rechnung, sondern sind Angestellte eines anerkannten Trägers der Kindertagespflege, der die Räume zur Verfügung stellt.

Versorgungslücke wird sich eklatant erhöhen

In Hagen gibt es derzeit (Stichtag: 15. Oktober 2018) 5648 Kinder im Alter von 0 bis drei Jahren. Für sie stehen 1755 Betreuungsplätze zur Verfügung (Quote: 31,1 Prozent).

Für die 5436 drei- bis sechsjährigen Kinder in Hagen gibt es 5248 Plätze, was einer Quote von 96,5 Prozent entspricht. Trotz des Neubaus mehrerer Kindergärten wird sich diese geringe Versorgungslücke aufgrund der nachrückenden Jahrgangsstärken nach Auskunft der Stadt eklatant erhöhen.

Betreiber von Großtagespflegestellen in Hagen sind der Sozialdienst kath. Frauen (Bismarckstr. in Wehringhausen, Vorhaller Str. in Vorhalle, Angerburger Str. in Boele), Caritas (Jakobstr. auf dem Kuhlerkamp), Bodelschwingh­platz in Wehringhausen), Heilig-Geist-Str. in Haspe), die Alternative Lebensräume GmbH (Lützowstr. und Hochstr. in der City, Lange Str. in Wehringhausen) sowie die Arbeiterwohlfahrt (Mozartstr. Hohenlimburg).

In Hagen sind auf diesem Gebiet der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt und die ­Alternative Lebensräume GmbH aus Siegen tätig.

„Eine Großtagespflegestelle hat einen familiären Charakter, Kinder und Pflegepersonen machen all das zusammen, was wir uns unter Familienleben vorstellen“, berichtet Christine Fulde von der Caritas. Die Betreuerinnen spielen mit den Kindern, gehen spazieren, kochen täglich. In einem Ruheraum halten die Knirpse ihren Mittagsschlaf.

In ehemaligem Wohnhaus

Eine der Großtagespflegestellen, in denen jeweils drei Betreuerinnen (zwei ganz-, eine halbtags) tätig sind und die maximal neun Kinder aufnehmen dürfen, befindet sich in einem ehemaligen Wohnhaus in der Jakobstraße auf dem Kuhlerkamp.

Hier haben Bianka und Mike Drachsler einen Platz für ihren 13 Monate alten Sohn Sebastian ergattern können: „Wir sind beide berufstätig und darauf angewiesen, dass unser Kind in dieser Zeit betreut wird“, berichtet die Mutter, die mit der Lösung sehr zufrieden ist: „Es läuft super hier, wir sind glücklich.“

Mehr als reiner Broterwerb

Das hat natürlich in erster Linie mit dem liebevollen Umgang zu tun, den die Betreuerinnen den ihnen anvertrauten Kindern angedeihen lassen. „Das ist kein reiner Broterwerb für mich, ich lebe Kinderbetreuung“, berichtet Vera Weiland, die seit vielen Jahren als Tagesmutter tätig ist und nun erstmals mit Kolleginnen zusammenarbeitet: „Das war eine Chance, die ich einfach ergreifen musste.“

Flexible Öffnungszeiten

Geöffnet ist die Großtagespflegestelle von 7 bis 17 Uhr, doch die Öffnungszeiten sind grundsätzlich flexibel und werden mit den Eltern abgestimmt. Weil eine Mutter bereits um 7 Uhr an ihrem Arbeitsplatz in Haspe antreten muss, nehmen Vera Weiland und ihre Kollegin Julia Jendreyschak das Kind bereits um 6.45 Uhr auf.

„Die flexiblen Bedingungen sind einer der großen Pluspunkte einer Großtagespflegestelle“, so Christine Fulde: „Wenn Eltern ihr Kind nur vier Tage pro Woche betreuen lassen wollen, dann ist auch das möglich.“

Dass die Großtagespflegestellen eine attraktive Alternative zum Kindergarten sind, hat sich in Hagen schnell herumgesprochen.

Wartelisten liegen vor

Inzwischen gibt es Wartelisten in den Häusern, so dass man in der Stadtverwaltung darüber nachdenkt, weitere Einrichtungen an den Start zu bringen. Denn auch künftig wird angesichts von Zuwanderung und steigenden Geburtenzahlen mit einem ähnlich hohen oder sogar steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen gerechnet.