Altenhagen. . Vieles ist an der Altenhagener Straße konzentriert worden. Der Busverkehr soll dort, wo man sich abgeschnitten fühlt, jetzt auch verschwinden.
Es mag vielleicht gut gemeint sein. Aber für das Ehepaar Schröder aus Altenhagen bedeutet eine kleine Fahrplan-Optimierung auf Emst den Supergau. Rosemarie Schröder, 93 Jahre alt, und ihr Mann Hans-Joachim (95) fühlen sich vom öffentlichen Leben im Stadtteil abgeschnitten. Von den Läden, vom Supermarkt, von der Apotheke. Und damit stehen sie nicht allein.
Es war vieles so einfach für das betagte Paar, das an der Königstraße lebt. Bis zur nächsten Bushaltestraße sind es nur wenige Meter. Von hier aus rollt die Linie 527 zuverlässig über die Hermannstraße in Richtung Friedensplatz und Altenhagener Straße. Hier findet der Wochenmarkt statt, direkt gegenüber befinden sich ein Supermarkt und ein Discounter. „Diese Buslinie“, sagt Rosemarie Schröder, „gibt uns und vielen anderen hier im Viertel ein Stückchen Freiheit, ein bisschen Unabhängigkeit.“
Eigentlich kurze Strecke dauert künftig länger
Jetzt aber – so hat es sich der Arbeitskreis Öffentlicher Personennahverkehr ausgedacht – soll die Linie nicht mehr wie gewohnt hin und her fahren, sondern in einer großen Einbahn-Schleife durch den Stadtteil. Ergebnis: Schröders und viele andere ältere Menschen kommen zwar theoretisch mit vollen Taschen zurück. Auf der Hinfahrt aber müssten sie zunächst zum Zentralen Omnibusbahnhof vor dem Hagener Hauptbahnhof fahren, um dort wiederum umzusteigen. Nachteil: Die eigentlich kurze Strecke dauert künftig wesentlich länger. Und der Umstieg im keineswegs angenehmen Bahnhofsumfeld ist nicht das, was sich ältere Menschen wünschen. „Wenn das so bleibt, dann können wir unsere Monatskarte gleich abgeben“, sagt Hans-Joachim Schröder traurig.
In Altenhagen hat sich über das Stadtteilforum der Widerstand längst formiert. Eine Unterschriftenliste macht unter den Anwohnern die Runde. Die Sprecher des Forums, darunter auch der Kinderarzt Dr. Gerhard Engler, verweisen auf die steilen Straßen am Ischeland (Steigungen bis zu 15 Prozent) die zu Fuß gerade von älteren, gehbehinderten Menschen nicht zu bewältigen seien. Gleichzeitig beklagen sie das Ausbluten des Stadtteils, einer wohnortnahen Versorgung, seit das neue Einkaufszentrum an der Altenhagener Straße eröffnet habe. „Die Krönung dieser ganzen Politik“ seien nun die Verschlimmbesserungen des Arbeitskreises ÖPNV.
Umdenken hat eingesetzt
Während die Hagener Straßenbahn darauf verweist, dass sie als Verkehrsunternehmen lediglich Aufträge der Politik ausführe und auf die Effekte in Altenhagen hingewiesen habe, reagiert jetzt auch die Politik. „In der nächsten Woche sind die Umstellung auf der Linie 527 Thema in der Bezirksvertretung Mitte sowie abschließend im Stadtrat“, sagt Achim Kämmerer (CDU), der den Arbeitskreis, dem Vertreter aller Fraktionen angehören, leitet. „Wir sind uns mittlerweile einig, dass eine Direktverbindung ins Stadtteilzentrum für die Menschen in Altenhagen bleiben muss. Verbesserungen auf Emst dürfen nicht zu Lasten der Nahversorgung in einem anderen Stadtteil gehen.“ Allerdings, so Kämmerer, müsse man sehen, ob man die Umstellung der Umstellung jetzt noch zum 1. Januar realisieren könne. Notfalls hole man das zur Fahrplanumstellung im Sommer nach.
Immerhin: Die Kommunikation zwischen Politik und Straßenbahn, das räumt Achim Kämmerer ein, hätte im Vorfeld besser sein können.